Gartenstadt Frohburg

Zürich
Architekten
Thomas Schregenberger GmbH
Jahr
2017
Bauherrschaft
Helvetia Schweizerische Lebensversicherungsgesellschaft AG

In seiner Anlage sehen wir unser Projekt der Tradition der Gartenstadt- Bewegung verbunden. Es ist eine charaktervolle, räumlich klar formulierte, Einheit. Eine Abfolge von drei präzise definierten Hofräumen gibt der Siedlung ihre Form. Die nach aussen gerichteten Grünräume, die Gärten im Süden und die "englische Parklandschaft" im Norden korrespondieren mit der bestehenden Nachbarschaft. Die Siedlung besteht aus sechs länglichen, abgewinkelten Wohnbauten. Ihre Höhenversätze folgen der bestehenden Topographie und verleihen der Anlage ihre Dynamik.

Die Liegenschaft der „Gartensiedlung Frohburg“ ist räumlich klar definiert. Im Norden ist es die 400 Meter lange, leicht gekurvte Bebauung entlang der Winterthurerstrasse, die sie begrenzt, im Süden die Frohburgstrasse und der Waldrand. Im Osten läuft die trichterförmige Parzelle zu einer einzigen Gebäudetiefe zusammen und im Westen folgen mit Tierspital und der Universität Irchel zwei grosse zentrierte Areale. Es ist ein selbstbezogenes Areal mit einer diagonal gegen Nordosten abfallenden Topographie und der Murwiesenstrasse als zentraler Erschliessung. Am Anfang des Entwurfsprozesses stand die Vorstellung, die Murwiesenstrasse mit einem zentralen, klar formulierten Platz zu beenden. Er sollte Schwerpunkt und sozialer Mittelpunkt der Siedlung werden. Dieser Ausgangspunkt form- ulierte die Frage nach der Bedeutung der Anbindung an die Frohburgstrasse und deren Gestaltung als Zugangsort der Siedlung. Nun wurden diese beiden Räume mit einem dritten, verbindenden Hofraum zu einer die Strasse ersetzenden Raumfolge zusammengeführt. Wichtig war uns, ein spannungsvolles Raumgefüge zu schaffen, mit einem klar definierten Anfang und einem zentralen, die Siedlung bestimmenden Zentrum. Durchblicke und Wegführungen sollten die Verbindung schaffen in die peripheren Grünräume, die Gärten entlang der Frohburgstrasse im Südosten und die Landschaftskammern im Nordwesten.
Das Projekt besteht aus sechs 5-7 geschossigen Gebäuden. Es sind selbstständige längliche Wohnbauten, die durch Kopf- und Gelenkbauten geformt und gegliedert sind. Sie bilden zusammen die siedlungsinnere, leicht ansteigende Raumfolge, die aus einem zur Frohburgstrasse geöffneten Ankunftshof, einem polygonalen Durchgangshof und dem langgezogenen sechseckigen Zentralhof besteht, der sich gegen Westen über eine Säulenhalle dem Siedlungsgarten öffnet. Im Südosten folgen die Gebäude mit ihrer Geometrie im Wesentlichen der Frohburgstrasse. Eine Serie von Kopfbauten rhythmisiert die Bebauung entlang der Strasse. Zurückspringende Gebäude formulieren zwei klar definierte Aussenräume, die sich beide auf die Strasse beziehen. Ganz anders im Nordwesten: Dort öffnen sich die Gebäude zum Tal. Zusammen mit den die Winterthurerstrasse begleitenden Gebäuden bilden sie eine offene Raumfolge, eine Parklandschaft, ähnlich einem englischen Landschaftsgarten. Die Gebäude sind, der gegebenen Topographie folgend, in ihrer Höhe versetzt. Sie winden sich von der Einfahrt der Frohburgstrasse hinauf zum zentralen Siedlungsplatz. Diese Bewegung relativiert die geometrische Form der Hofräume und betont ihre Dynamik. Die Gestaltung der Fassaden unterstützt diese Bewegtheit zusätzlich. Die an sich vertikal gegliederten Fassaden sind durch drei horizontale Bänder geteilt, die Sockellinie, das mittlere Gesims und den eigentlichen Dachabschluss. Diese horizontalen Elemente machen die Höhenversätze mit und betonen dadurch die Dynamik der gesamten Anlage. Dabei bildet das mittlere Gesims über dem 3. respektive 4. Obergeschoss einen gemeinsamen Horizont. Dieser soll den Gebäuden einen Massstab geben, sie mit ihren tieferen Gebäudeteilen verbinden und diese so zu einem Ganzen zusammenfügen. Die Fassaden bestehen im Sockelbereich aus Betonelementen. Die Obergeschosse sind mit gewellten und flachen Faserzementplatten verkleidet.
Die Wohnungen sind von der Murwiesenstrasse aus erschlossen. Einzige Ausnahme bilden die direkt an der Frohburgstrasse gelegenen Wohnungen. Damit werden die zentralen Siedlungsräume belebt und zum Treffpunkt für die Bewohner und Bewohnerinnen. Eigentliches Zentrum der Anlage ist der grosse Hof. Dort, im Westen, wo der Murhaldenweg von der Tramstation her kommend in die Siedlung mündet, sind der Laden, das Café und der Gemeinschaftsraum angeordnet. Hier findet Siedlungsleben statt: am Morgen bei einem Café unter der Kolonnade oder bei Sonnenuntergang mit einem Glas Wein im nach Westen hin offenen Garten.

Aussenraum
Abseits einer städtischen Öffentlichkeit und oberhalb der trennenden Winterthurerstrasse geniessen die Bewohner der Gartensiedlung Frohburg die Zurückgezogenheit oder Isoliertheit eines vorstädtisch anmutenden Siedlungsrandes. Die dennoch sehr gute Anbindung und die Grösse und Relevanz des Entwicklungsgebietes legen für die Neubauten mit mehr als verdoppelter Wohnungsanzahl den Entwurf eines eigenständigen und einprägsamen Topos nahe. Er versteht sich als ‚Trittstein‘ zwischen Wald und Oerlikon sowie als lebendige Wegmarke zwischen Schwamendingen und dem Campus Irchel.
Vernetzung:
Die räumliche Konzeption der Anlage denkt die Verbindungen durch und über das Quartier hinaus mit und gestaltet sie für die Bewohner und Erholungssuchende aus umliegenden Quartieren wie auch als Verbindung zu Tierspital und Irchelpark. Der Murhaldenweg fusst an der Tramstation Tierspital und führt via Quartierplatz mit Café und Ladenlokal zum Kindergarten und weiter an die Frohburgstrasse hoch. Der Murwiesenweg, der aus dem Wald an den neuen Eingangshof tritt, führt direkt an die Winterthurerstrasse hinunter und weiter in die Oerliker Quartiere.
Hofräume:
Nach aussen gerichtete, grosszügige Garten- und Landschaftskammern kontrastieren mit der Folge von kabinettartigen, mit Ahornen bestandenen Hofräumen, die sich an der Murwiesenstrasse aufreihen. Die chaussierten Vorzonen der Bebauung stehen den jeweiligen Hausgemeinschaften zur informellen Nutzung zur Verfügung. Sie sind mit Zierkirschen bepflanzt, die als Puffer zu den Hochparterre-Wohnungen die Vorzonen gliedern. Der dritte und grösste Hof ist als Quartierplatz mit einer baumbestandenen Mitte angelegt. Die Gelenke der Höfe werden durch feine Säulenpappeln (Populus tremula ‚erecta‘) ausgezeichnet.
Garten und Landschaftskammern:
Das Freiraumpotenzial der Ränder des Perimeters wird optimal aktiviert. Nördlich führt ein Parkweg durch grosse Landschaftskammern mit Teichen für Retention und Versickerung, insbesondere wird auch der baumbestandene und terrassierte Grünraum an der Nordspitze des Tierspitals eingebunden in den Wegverlauf. Hier mischen sich die erhaltenen Bäume aus dem heutigen Bestand sowie feinlaubige Weiden und Eschen unter die prägenden Ahorne. Die südlichen Gartenhöfe öffnen sich zum Horizont des Waldes und zur ruhigen Frohburgstrasse. Hier mischen sich Obstgehölze unter die Ahorne. Der Kindergarten ist genauso als Angebot über die Siedlung hinaus vorgesehen wie es die Pflanzgärten an der Frohburgstrasse sein können. Entlang der Frohburgstrasse begleitet eine Schnitthecke mit niedriger Sockelmauer die Gartensiedlung. Die Mauer aus grob gestocktem Kalkbeton mit Abdeckung aus Naturstein referiert an vergleichbare Mauerelemente der Gartenstadt, beispielsweise am Birkenhof am Milchbuck. Sie dienen der Adressierung und können auch auf den Hochwasserschutz ausgerichtet werden. Eintretendes Hochwasser aus der Frohburgstrasse in den Ankunftshof wird durch entsprechende Kotierung abgeleitet in Richtung der Retentions- und Versickerungsteiche.
Erschliessung, Parkierung, Ver- und Entsorgung:
Die Murwiesenstrasse und der Murhaldenweg sind gemäss Vorgabe Testplanung dimensioniert und umgesetzt. Die Wendemöglichkeit ist zweifach sichergestellt: Einerseits durch den Wendehammer, der sich in die Geometrie des Quartierplatzes einschreibt, sowie durch die umlaufende Führung der Fahrbahn. So können z.B. Wartezeiten beim Entleeren der UFC vermieden werden. Die Besucher-PP sind sinnvoll und dezentral angeordnet, wobei vor allem die Stellplätze an der Frohburgstrasse nahe den Hauszugängen einer erhöhten Behindertentauglichkeit aller Häuser dienen können. Die Platzfläche am Ankunftshof ist grosszügig dimensioniert. Für die steigende Anzahl Lieferdienste wird hier peripher eine Wendemöglichkeit geschaffen. Das Entleeren der UFC erfolgt konfliktfrei.

Wohnungen
Grundsätzlich werden drei verschiedene Wohnungstypen angeboten, wobei je nach Lage innerhalb eines Gebäudes oder je nach Bezug zur Umgebung eine Differenzierung dieser Grundtypen vorgenommen wird. Insbesondere die Gebäudeknoten, welche der städtebaulichen Setzung die nötige Präsenz verleihen, generieren spezifische, spannungsvolle Wohnungstypen.
Im Teilgebiet Nord wird der Charakter der Wohnungen durch das Allraumprinzip mit einer grossen Wohnhalle geprägt. Diese dient als räumlicher Angelpunkt der Grundrissorganisation und ist mit sämtlichen Raumeinheiten in unterschiedlichen Konstellationen verbunden. Diese werden keinen bestimmten Funktionen zugewiesen, sodass die Wohnungen unterschiedlichste Formen des Zusammenlebens ermöglichen; sowohl Familien, als auch Wohngemein- schaften aller Art sind denkbar. Das abtrennbare Wohnzimmer kann als Teil des Wohnbereiches, aber auch als zusätzlicher Individualraum genutzt werden.
Im östlichen Teil des Areals Nord, wo die Besonnung zeitweise durch die mächtigen Bäume eingeschränkt ist, entwickeln sich die Wohnungen in die Tiefe und profitieren Dank ihrer zweiseitigen Orientierung des durchgesteckten Wohnraums von der spezifischen Dualität ihrer unterschiedlichen Aus- richtungen: Die raumhohen Verglasungen der überhohen Wohnküchen lassen einen uneingeschränkten Blick über die Dächer hinweg ins Glattal zu, der Wald- rand bildet die Kulisse des Wohnraums.
Die Gebäude auf dem Areal Süd verfügen über eine optimale Orientierung und eine attraktive Aussicht. Die Wohnungen werden von fliessenden Raumsequenzen geprägt: Ein grosszügiges Entrée ist Teil einer Raumfigur und verzahnt sich über die Diagonale mit den klar getrennten Wohn- und Essräumen. Einem Mikrokosmos gleich werden die Individualräume als eigenständige Raumeinheit dem Eingangsbereich angegliedert, sodass sich eindeutige Tag- und Nachtteile bespielen lassen.
Das vorgeschlagene Grundrisslayout erzeugt ein hohes Mass an räumlicher Durchlässigkeit und verleiht den Wohnungen dadurch eine erstaunliche Grosszügigkeit. Das Gebäude für Studenten versteht sich als selbstverständlicher Teil der Siedlung, gleichwohl erfährt es innerhalb des Gesamtkontextes eine eigenständige, typologische Ausformulierung. Das Wohnen in der Gemeinschaft steht hier im Vordergrund der Überlegungen. Dieses Ansinnen wiederspiegelt sich im gemeinschaftlichen Erschliessungssystem mit Laubengängen auf den Innenhof, welchem zusätzlich zu den Wohneinheiten auch übergeordnete Nutzungen und gemeinschaftliche Aussenbereiche angelagert sind. Der Innenhof orchestriert die Abläufe innerhalb des Gebäudes und wird so zum identitätsstiftenden Element des Studentenwohnhauses.

Ökonomie / Nachhaltigkeit
Aufgrund der kompakten, einfachen Gebäudestrukturen mit einem direkten Lastabtrag bis ins Kellergeschoss, einem durchdachten Haustechnikkonzept mit durchgehenden Schächten, einem effizient organisierten Untergeschoss und einem Fensteranteil unter 40%, kann von einer guten Wirtschaftlichkeit ausgegangen werden. Als Wärmeerzeugungssystem wird die Nutzung der Fernwärme vorgesehen. Das Wärmeabgabesystem wird mit einem Bodenheizungssystem konzipiert. Damit kurze Erschliessungswege und die Nachrüstbarkeit der HLKSE-Medien gewährleistet werden, sind zugängliche medienspezifische Schächte in genügender Anzahl vorgesehen. Da auf eine Leitungsführung in der Tragstruktur verzichtet werden kann, ist die Raumflexibilität und Rückbaufähigkeit gewährleistet. Ergänzend zur Fernwärmenutzung ist eine Photovoltaikanlage auf den begrünten Dächern geplant. Mit dem Einsatz eines aussenliegenden Sonnenschutzsystems wird der sommerliche Wärmeschutz sichergestellt. Durch die gezielte Verwendung massiver Bauteile (Decken, Unterlagsböden und Innenwände) wird eine verbesserte Wärmespeicherfähigkeit erreicht. Hier wird über die aktivierte Speichermasse im Gebäude und mittels der Lüftungsanlage eine aktive und funktionsfähige Nachtauskühlung gewährleistet. Durch die Kombination der Kompaktheit des Gebäudevolumens, der Orientierung der verglasten Flächen, sowie der Dämmstärken der Bauteile, werden unter Einbezug der haustechnischen Planung die MINERGIE-P-eco Anforderungen eingehalten.

Lärm
An den Fassaden entlang der Winterthurerstrasse werden die Immissionsgrenzwerte teilweise überschritten. Folgende Massnahmen werden auf Grundrissebene ergriffen. Bei den Studentenwohnungen sind alle lärmbelasteten Wohnungen um einen ruhigen Innenhof angeordnet. So können alle Zimmer lärmabgewandt gelüftet werden. Bei den Kopfwohnungen der Nordhäuser werden die lärmbelasteten Zimmer über Lärmschutz-Loggien gelüftet.

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