Hoffigur

Adrian Streich Architekten
1. December 2022
Foto: Roland Bernath
Herr Streich, Herr Lindenmann, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Adrian Streich: Es soll eine gemeinschaftliche Siedlung für zwei Genossenschaften entstehen, die sich über zwei Parzellen erstreckt. Der Entwurf musste so ausgelegt werden, dass er auch in etappierter Bauweise funktioniert, da die beiden gemeinnützigen Bauträger nicht gleichzeitig realisieren.

Foto: Roland Bernath
Foto: Roland Bernath
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Tobias Lindenmann: Der raumgreifende Baukörper umschliesst in verschiedene Richtungen orientierte Höfe: die Zugangshöfe im Norden, die Gartenhöfe im Osten und Westen und schliesslich den grossen gemeinschaftlichen Südhof, der beide Genossenschaften über die Parzellengrenzen hinweg miteinander verbindet. Alle sind unterschiedlich ausgestaltet und schaffen attraktive Aussenräume für die Bewohner. 

Foto: Roland Bernath
Foto: Roland Bernath
Foto: Roland Bernath
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


AS: Der Hang des Bruggerbergs hat eine vorteilhafte Ausrichtung nach Süden. In den schlanken Volumen haben die gut belichteten Wohnungen einen schönen Blick auf die Auenlandschaft und das Wasserschloss. Hinzu kommt die Adressierung zur lärmigen Kantonsstrasse, die glücklicherweise im Norden liegt. Der Baukörper integriert sich mit seinen drei Geschossen gut in die gebaute Struktur entlang der Zurzacherstrasse. Nach Süden ist er abgetreppt, wächst aber dank der Topografie auf stattliche fünf Geschosse an. 

Die Höfe, die Tobias eben bereits angesprochen hat, reagieren unterschiedlich auf die Gartenlandschaft und die Strasse. Der gepflästerte Zugangshof ist dabei der kleinste Hoftyp, er wird mit einem umlaufenden Vordach, einem zweifarbigen Mauerwerksverband und einem zentralen Brunnen ausgezeichnet. Der Gartenhof und der grosse Südhof hingegen sind unterschiedlich gestaltete Grünräume.

Foto: Roland Bernath
Foto: Roland Bernath
Foto: Roland Bernath
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


TL: Das Programm sah eine gemeinschaftliche Wohnsiedlung von zwei genossenschaftlichen Bauträgern vor. Das Gemeinschaftliche wirkt auch über die Parzellengrenzen hinaus und vernetzt die Siedlung mit dem Quartier und der Stadt.

Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


TL: Die erste Etappe konnte ohne grössere Änderungen gemäss dem Wettbewerbsprojekt realisiert werden. Der Klinker wurde als Fassadenmaterial durch die Bauherrschaft nach dem Wettbewerb gewünscht. Diesem Wunsch sind wir gerne nachgekommen. 

Die Gesamtanlage und die zweite Etappe werden über ein Richtprojekt und einen Gestaltungsplan gesichert.

Foto: Roland Bernath
Foto: Roland Bernath
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten Ihres Büros ein?


AS: Das Thema des gemeinschaftlichen Hofes haben wir schon für verschiedene gemeinnützige Bauträger verwendet. Uns interessiert, an einem Thema weiterzuarbeiten und es spezifisch auf die jeweilige Aufgabe zu adaptieren. Trotz ähnlicher Ausgangslagen entstehen am Schluss ganz unterschiedliche Projekte.

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


AS: Schon früh im Projektverlauf wurde die Umsetzung und Zertifizierung nach Minergie-A-Eco angestrebt und schliesslich auch ein energetisch autarkes Gebäude umgesetzt. Sämtliche Dachflächen werden dank der guten Exposition effizient zur Stromproduktion mit Photovoltaikanlagen genutzt.

Foto: Roland Bernath
Foto: Roland Bernath
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


TL: Das zweischalige Klinkermauerwerk ist vielseitig und äusserst langlebig. Die Tonscherbe stammt aus einer Lehmgrube in der anliegenden Juralandschaft. Mit einem Baukasten von Fassadenelementen werden die Fassaden kompositorisch spannungsvoll gegliedert. Die Robustheit und die kurzen Wege machen das Klinkermauerwerk auch in Bezug auf die graue Energie und das nachhaltige Bauen zu einem attraktiven und zeitgemässen Baustoff.

Schwarzplan
Situation
Landschaftsarchitektur
Grundrisse Ebene 0
Grundriss Ebene 1
Grundriss Ebene 2
Grundriss Ebene 3
Grundriss Ebene 4
Grundriss Ebene 5
Grundriss Ebene 6
Schnitt
Bauwerk
Wohnsiedlung Am Rain
 
Standort
Am Rain 7, Zurzacherstrasse 52A, 52B und 52C, 5200 Brugg
 
Nutzung
Wohn- und Geschäftshaus mit Ateliers und Gemeinschaftsraum
 
Auftragsart
Studienauftrag im selektiven Verfahren, 1. Preis
 
Bauherrschaft
Graphis Bau- und Wohngenossenschaft, Bern
 
Architektur
Adrian Streich Architekten, Zürich
Chantal Lutz (Projektleitung), Kevin Demierre, Yannik Gorges, Tobias Lindenmann, Beat Lüdi, Daniela Risoli, Lia Rossi, Annemarie Stäheli, Adrian Streich, Greta Wegner und Julia Windeler
 
Fachplaner
Landschaftsarchitektur: Schmid Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich
Bauingenieur: APT Bauingenieure GmbH, Zürich
Elekroingenieur: KMN Elektro-Ingenieurbüro AG, Winterthur
HLK-Ingenieur: Gruenberg + Partner AG, Zürich
Sanitäringenieur und Koordination: ALCO Haustechnik AG, Zürich
Bauphysik und Ökologie: Raumanzug GmbH, Zürich
 
Bauleitung 
Takt Baumanagement AG, Zürich
 
Jahr der Fertigstellung
2021
 
Gesamtkosten BKP 1–9
CHF 23,4 Mio.
 
Gebäudekosten BKP 2
CHF 21,0 Mio.
 
Gebäudevolumen
25'800 m3
 
Kubikmeterpreis
814 CHF/ m3 (BKP2)
 
Energiestandard
Minergie-A-Eco
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer 
Abbruch, Aushub und Hangsicherung: Merz AG, Gebenstorf
Baumeister: Leuthard AG, Merenschwand
Klinker: Keller Ziegeleien AG, Pfungen
Holzbau: Bernhard Holzbau AG, Langenthal
Flachdach: Ernst Lips AG, Zürich
Fenster Holz-Metall: G. Baumgartner AG, Hagendorn
Sonnenschutz: Warema AG, Luzern
Elektro: Elektro Bau AG, Lenzburg
Heizung: Graf Haustechnik AG, Hausen
Lüftung: Kämpfer AG, Othmarsingen
Sanitär: Bürki Haustechnik AG, Langenthal
Küchen: KLS Müller AG, Wallisellen
Schreinerarbeiten und Innentüren: Heim AG, Waltenswil
Unterlagsböden: Steinit AG, Zürich
Plattenarbeiten: Von Däniken Plättli AG, Aarau
Aufzugsanlage: Otis AG, Dietlikon
Metallbauarbeiten: Uni Metallbau, Gretzenbach
Gärtnerarbeiten: H.P. Frey Gartenbau AG, Niederlenz
 
Fotos
Roland Bernath, Zürich

Seit Jahrzehnten gestaltet Adrian Streich Wohnhäuser. Eine lesenswerte und liebevoll ausgestaltete Monografie aus dem Jahr 2020 dokumentiert seine Arbeit. Zur Buchbesprechung

Featured Project

atelier a und b ag

Martiweg

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