Modellierter Holzelementbau

Schmid Ziörjen
15. October 2020
Hauptfassade mit gedeckten Aussenspielbereichen (Foto: Radek Brunecky)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Für uns war es wichtig, dass die unterschiedlichen Nutzungen beim Durchschreiten des Gebäudes erlebbar werden. Prägend für die innere Raumfigur sind Höhenversprünge in der Decke. Die Haupträume (Eingangsbereich, Kindergartenraum, Mehrzweckraum) weisen eine lichte Höhe von 3,2 Metern auf, in den ungeordneten Räumen (Gruppenraum, Nasszellen) hingegen beträgt sie 2,6 Meter. Die Differenzierung der Innenräume schafft eine spannungsvolle Raumabfolge und macht die Hierarchisierung der verschiedenen Nutzungen lesbar.

Neben dem Fenster des Kindergartenraums sind die seitlichen Lüftungsschlitzen für die Nachtauskühlung zu erkennen. (Foto: Radek Brunecky)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Die Schulanlage «Steinmürli» besteht aus einem Cluster von orthogonal zueinander angeordneten Schul- und Turnhallenbauten. Die Anordnung der einzelnen Objekte folgt einem klaren Setzungsprinzip, wodurch differenzierte Aussenräume zwischen den Gebäuden entstehen. Das Neubauvolumen wurde sinngleich zu den bestehenden Trakten situiert, sodass sich der neue Kindergarten auf selbstverständliche Weise in die Gesamtanlage integriert.

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Obwohl die Bauaufgabe sehr klein war, war sie für uns nicht minder interessant. Es handelt sich um den ersten Holzelementbau unseres Büros, und wir entwickelten schnell viel Herzblut für das Projekt. Wir fanden grossen Gefallen an der Gestaltung der konstruktiven Details und an der minuziösen Planung des Innenausbaus. 

Das Volumen wird durch unterschiedlich hohe Raumschichten gegliedert. (Foto: Radek Brunecky)
Loggiabereich mit Rundfenster (Foto: Radek Brunecky)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Eine grosse Herausforderung bei dem eingeschossigen Holzbau war, den sommerlichen Wärmeschutz zu gewährleisten. Um dem Gebäude mehr Speichermasse zu verleihen, wurden die Innenwände in Kalksandstein ausgeführt. Damit kein «Baraggenklima» entsteht, gibt es eine Nachauskühlung: Während den heissen Sommermonaten öffnen sich in der Nacht, wenn die Aussenluft abgekühlt ist, automatisierte Lüftungsflügel in der Fassade und im Dach. Es entsteht eine Zirkulation im ganzen Gebäude, wobei die Kälte in den massiven Kalksandsteinwänden gespeichert wird. Tagsüber geben die abgekühlten Wände sie allmählich wieder ab und ermöglichen ein angenehmes Innenraumklima.

Höhenversprünge im Erschliessungs- und Garderobenbereich (Foto: Radek Brunecky)
Kindergartenraum mit Schranknische und seitlich anschliessendem Gruppenraum (Foto: Radek Brunecky)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Die Entscheidung, in Holz zu bauen, hat sicher viel zu dem Gelingen des Projekts beigetragen. Wir haben die vielseitigen Möglichkeiten und Eigenschaften des Baustoffs genutzt, indem wir zum Beispiel die Fensterfriese der Rundfenster aus dampfgebogenem Eschenholz realisierten. Für die Fassadengestaltung haben wir unterschiedliche Holzschalungstypen verwendet, um die spezielle Gebäudeform des neuen Kindergartens nachzuzeichnen und das Volumen in seiner Gliederung weiter zu verfeinern.

In den Nasszellen wurden Hexagon-förmige Keramikfliesen auf weiss lasierter Dreischichtplatten montiert. (Foto: Radek Brunecky)
Situation
Grundriss 
Längsschnitt
Name des Bauwerks
Doppelkindergarten «Steinmürli»
 
Standort
Sonnenhofstrasse 16, 8953 Dietikon
 
Nutzung
Kindergarten
 
Auftragsart
Wettbewerb 1. Rang
 
Bauherrschaft
Stadt Dietikon
 
Architektur
Schmid Ziörjen Architektenkollektiv, Zürich
Magdalena Pikali (Projektleiterin), Rafael Schmid, Mark Ziörjen
 
Fachplaner
Landschaftsarchitektur: Rosenmayr Landschaftsarchitektur GmbH BSLA, Zürich
Holzbauingenieur: Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See
Bauphysik: BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich
 
Bauleitung 
Ziörjen Baumanagement GmbH, Zürich
 
Jahr der Fertigstellung
2019
 
Gesamtkosten BKP 1–9
CHF 2,6 Mio. inkl. MwSt.
 
Gebäudekosten BKP 2 
CHF 1,9 Mio. inkl. MwSt.
 
Gebäudevolumen 
1 620 m3
 
Kubikmeterpreis
1 190 CHF/m3 inkl. MwSt.
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer 
Holzbau: Wacker Holzbau GmbH, Seon
Schreiner: mobil Werke AG, Berneck, und Blum Schreinerei AG, Meisterschwanden
Spielplatzbauer: atelier schelb + partner ag, Winterthur
 
Auszeichnung
best architects 21
 
Fotos
Radek Brunecky

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