5 Jahre Foundation Award – Ein Rückblick

Juho Nyberg
25. September 2014
Die aktuellen Preisträger: Focketyn Del Rio Studio aus Basel. (Bild: FA)

Architekturpreise gibt es in einer kaum überblickbaren Anzahl. Wer sich auszeichnen lassen will als Architekt – und wer möchte das nicht? – erreicht sein Ziel oft auf die eine oder andere Weise. Besonders gelungene Bauwerke werden gerne von Kantonen und Städten prämiert, denn neben der Ehrerweisung an eine Baute oder eine Architektin wird damit ja praktischerweise gleichzeitig unterstrichen, wie gut und schön der jeweilige Ort ist. Fachpublikationen, in deren Redaktionen verschiedenste Bauwerke auf ihren Auftritt in den Magazinen warten, prämieren diese gerne mit Hilfe einer Fachjury oder der Leserschaft.

Neben diesen «klassischen» Architekturpreisen, die ein einzelnes Werk auszeichnen, gibt es auch eine Vielzahl an Preisen, die sich spezifischen Themen widmen: dem Einsatz von Tageslicht, von Dachfenstern, besonderen Fassaden oder gar der Architektur als Marketinginstrument.

All diesen Preisen gemeinsam ist, dass sie Gebautes bewerten. Doch aller Anfang ist schwer, und ein in den Anfängen steckendes Architekturbüro muss sich oft zunächst mit Arbeiten über Wasser halten, die sich nicht für die Teilnahme an einem Wettbewerb eignen. Im Bewusstsein um diese Lücke zwischen Auszeichnungen von Abschlussarbeiten am Ende des Studiums (eine erste Chance, seine Exzellenz zu beweisen) und Prämierungen ausgeführter Bauten entstand der Foundation Award vor mittlerweile fünf Jahren.

Anfänge und Absichten
Die Trägerschaft des Förderpreises für Schweizer Jungarchitekten konstituierte sich zu Beginn aus der ComputerWorks AG, Nemetschek Vectorworks, Hewlett-Packard GmbH Schweiz, der art-tv und Swiss-Architects. Mit dem Beitritt von Hochparterre und dem SA M hat sich die Kompetenz der Trägerschaft noch erweitert, wie auch die der Jury, die sich seit Beginn fast unverändert präsentiert – mit jeweils einer Vertreterin des letzten Siegers. Die Konstanz der Jury zeugt vom anhaltenden Interesse an der lebendigen jungen Architekturszene der Schweiz. Zur Vielfalt der eingehenden Beiträge tragen auch die bewusst offen formulierten Teilnahmebedingungen bei. Ein möglichst ganzheitliches Bild der Büros liegt den Beurteilungen zugrunde. Absichten, Thesen und Philosophien vermögen es zuweilen mehr zu schärfen als Pläne und Visualisierungen, vermitteln sie doch nicht nur den aktuellen Standort, sondern auch die visionierte Zukunft der jungen Architekten. Diesem ungeschriebenen Gesetz hat sich die Jury – vielleicht eher unbewusst – über die vergangenen fünf Jahre stets verbunden gezeigt, wie die Eingaben der Gewinner zeigen: KIT als erste Preisträger 2010 vermochten mit einem fünftplatzierten Wettbewerbsbeitrag zu überzeugen, das Projekt eines mobilen Rückzugsortes des Basler Büros Felippi Wyssen ein Jahr später ebenso. Das Bekenntnis zu ihrer Region verschaffte 2012 den Murtener MJ2B Architekten den ersten Platz – der übrigens auf ihre eigene Initiative in der regionalen Presse breit aufgenommen wurde.

Geschichte: die ersten Preisträger des Foundation Award, KIT architects aus Zürich. (Bild: FA)

Es geht aufwärts
Bereits im Verlauf der ersten drei Jahre nahm die Zahl der Teilnehmenden stetig zu. Damit einher ging die Einsicht der Jury, dass aufgrund der hohen Qualität und Vielfalt der Beiträge – praktischer wie theoretischer – die Festlegung auf einen einzigen Gewinner als nicht optimal angesehen wurde. Dieser Gedanke verfing auch in der Trägerschaft, so dass seit 2013 drei Preise vergeben werden können. Neben der unbestrittenen Qualität der Entwürfe im Wohnungsbau des Zürcher Büros Demuth Hagenmüller konnten so auch die lebhafte und liebevoll detaillierte Handarbeit der Modelle der Luzerner Architekten Huber Waser Mühlebach gewürdigt werden, so wie auch der Mut des Luganeser Architekten Thomas Schlichting zu seinem selbständig entwickelten Projekt zur Aufwertung seiner Heimatstadt.

Die Vielfalt der Preisträger konnte auch zum Jubiläum des fünfjährigen Bestehens des Preises beibehalten werden: Für ihren siegreichen Wettbewerbsbeitrag zur Kaserne Basel erhielten Focketyn del Rio Studio aus Basel auch beim Foundation Award den ersten Preis, wobei ihr Manifest der «Soft Radicals» eine ebenso gewichtige Rolle spielte. Die Vielfältigkeit der Arbeiten in unterschiedlichen Massstäben des Büros camponovo baumgartner architekten kann als zeitgemässer Querschnitt durch unterschiedlichste Tätigkeitsfelder in der Architektur betrachtet werden, und mit dem Atelier Hirschbichler vermochte erstmals ein fast rein theoretischer Ansatz die Jury zu überzeugen.

Going public: Preisverleihung in den Räumen des S AM in Basel. (Bild: zfg)

Steigende Popularität allenthalben
Die Preisverleihung fand erstmals in einem öffentlichen Rahmen in den Räumlichkeiten des S AM in Basel statt. Andreas Schelling von KIT architects blickte von der Warte der ersten Preisträger aus zurück und eröffnete so den frisch gekürten eine Perspektive auf das, was kommen mag nach der Auszeichnung. Neben Wettbewerbserfolgen wertete Schelling den Foundation Award als Bestätigung des eingeschlagenen Weges und verwies auch auf das daraus entstehende mediale Echo. Auszeichnungen hätten nach seiner Einschätzung gerade bei privaten Bauherrschaften einen hohen Stellenwert und in diesem Sinn mag der Foundation Award auch mal das «Zünglein an der Waage» spielen. Abschliessend hielt der Zürcher Architekt fest, dass es letztlich aber in der Hand der prämierten Büros liege, ob und wie die Plattform des Preises genutzt würde.

Zusammen mit den anschliessenden Würdigungen der drei Preisträger war deren zahlreich erschienenen Freunden und weiteren Gästen also viel Gesprächsstoff gegeben, was beim Apéritiv zu lebhaften Diskussionen unter den Anwesenden führte. Die mittlerweile offensichtliche Prominenz des Preises führte über den Rahmen der konkreten Berichterstattung über den Foundation Award hinaus: Andere Fachpublikationen nahmen die Vorschläge zu den offensichtlich interessanten Büros auf – nicht immer dankend. So finden sich zwei der drei Preisträger in der letzten Ausgabe des Magazins VISO. Immerhin in einem der beiden Beiträge wird auf den Foundation Award verwiesen. Dreist allerdings geht ein Anbieter von CAD-Software vor: Auf seiner Webseite prangt prominent «Foundation Award» und das Angebot, einen Gutschein zu erhalten - ohne überhaupt irgendetwas mit dem Preis zu tun zu haben. Business geht hier offenbar vor Benehmen.

Letztlich zeugt all dies jedoch von der Bedeutung und Popularität des Foundation Award, der nach fünf Jahren zu einer festen Grösse geworden ist. Imitation ist die höchste Form der Bewunderung.

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