Drei Generationen

Inge Beckel
23. May 2018
Inès Lamunière, Flora Ruchat-Roncati und Beate Schnitter bei einer Besprechung 1988. Bild: S AM

1928 fand (bekanntlich?) die erste SAFFA in Bern statt. Wobei das Kürzel SAFFA für Schweizerische Ausstellung für Frauen-Arbeit steht. 30 Jahre später war Zürich Austragungsort der zweiten SAFFA. Konkret wurde die Ausstellung am linken Seeufer errichtet, dort, wo noch heute eine kleine Insel an das Grossereignis von 1958 erinnert. Und was war 1988, wieder 30 Jahre später? Nun, eine SAFFA gab es seit 1958 nicht mehr – und wird es wohl auch nicht mehr geben. Denn die Zeiten haben sich geändert. Jedoch nicht derart, dass Frauen für ihre Rechte (etwa gleicher Lohn für gleiche Arbeit) und ihre Anliegen nicht mehr einstehen müssten!

Inès Lamunière, Ludovica Molo, Corinna Menn und Sabine von Fischer an der Veranstalung «Drei Generationen» von Mitte Mai im Domus-Haus in Basel. Bild: Martina Hauser

Darüber waren sich 1988 jedenfalls fünf Frauen und 2018 – erneut 30 Jahre später – sehr viele Frauen einig: So trafen sich am 17. Mai zahlreiche Frauen und Männer zum Salon «Drei Generationen» im Domus-Haus in Basel. Auf dem Podium sassen Corinna Menn, Ludovica Molo, Inès Lamunière: drei Architektinnen aus drei Generationen. Sowie Dorothee Huber und Ulrike Jehle-Schulte Strathaus. Letztere waren die Kuratorinnen einer Ausstellung, die 1989 anstelle einer SAFFA im Architekturmuseum in Basel gezeigt worden war. Konzipiert und gestaltet wurde sie damals neben Lamunière von Flora Ruchat-Roncati und Beate Schnitter, erneut Vertreterinnen dreier Architektinnengenerationen.

Doch: Was hatten die drei Frauen vor 30 Jahren im Domus-Haus ausgestellt? Eine eigentliche Installation war es, mit einem Pelz, einem die Psyche darstellenden Spiegel (wohl in Anspielung auf Luce Irigarays Speculum), einem Teppich, Hocker, auch mit Schuhen, natürlich verschiedenen Texten, mit Stimmen-Arrangements und sicherlich Informationen zur SAFFA-Geschichte: Die Ausstellung war ihrer Zeit voraus. Denn die Inszenierung vor allem über jene Objekte zeigte nicht nur Schweizer Frauengeschichte, sondern sie thematisierte auch Weiblichkeit – oder jedenfalls Aspekte des Frauseins im Leben und im Bauen. Und damit die Frage, wie Frauen die Architektur respektive die gebaute Umwelt gestalten. Und ob diese grundsätzlich anders wären, würden sie nicht primär oder hauptsächlich von Männern bestimmt?

Und was meinten die Podiumteilnehmerinnen 2018? Für Menn steht das Frau-Sein nicht im Vordergrund, wie wohl für die wenigsten Architektinnen ihrer Generation. Molo wünscht sich generell ein Arbeiten im Kollektiv, wodurch das individuelle Ich nicht im Vordergrund steht. Womit einerseits die Geschlechterfrage in den Hintergrund tritt. Andererseits arbeiten sehr viele Frauen sehr gerne im Kollektiv. Weiter wünscht sie sich für künftige Generationen, dass die Vereinbarkeitsfrage besser gelöst und für Frauen wie Männer besser zu bewältigen ist. Lamunière jedoch möchte die Welt mit den Augen einer Frau betrachten. Und meint, dass gestaltende Frauen nicht zu den gleichen Resultaten kommen müssen wie ihre Kollegen. Dabei erinnerte sie – exemplarisch – an das Haus in Italien, in dem Niki de Saint Phalle zuletzt gelebt und gearbeitet hatte und das von ihr selbst gestaltet worden war.

Eingeführt und moderiert haben beim jüngsten, anregenden Créatrices-Anlass Katia Frey und Sabine von Fischer, wobei der Abend eine Koproduktion mit dem SNF-Projekt Flora Ruchat-Roncati, Netzwerk frau+sia Basel, S AM und dem BSA als Gastgeber war. Die nächste Créatrices-Veranstaltung ist die Tagung «60 Jahre SAFFA 1958 – Frauen bewegen und gestalten» am Nachmittag des 27. Juni im Museum für Gestaltung in Zürich. Am Abend desselben Tages wird die Ausstellung «SAFFA 1958 – die Landi der Frauen» daselbst eröffnet.

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