Giuliani Hönger statt Santiago Calatrava

Elias Baumgarten
19. November 2019
Visualisierung © SBB

770 Züge halten täglich in Zürich Stadelhofen, 80'000 Reisende nutzen den Bahnhof. Damit ist die Anlage, die über nur drei Gleise verfügt, die drittgrösste im Kanton und, gemessen am Passieraufkommen, die siebtgrösste der Schweiz. Und sie ist ein veritables Nadelöhr; chronisch verstopfte Perrons und viele Störungen bestimmen tagtäglich das Bild. Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) rechnen in den nächsten Jahren mit einer noch höheren Frequentierung. Darum soll der Bahnhof ausgebaut werden und ein viertes Gleis erhalten. Die SBB schrieben einen Wettbewerb um die Gestaltung der Erweiterung aus, der jetzt entschieden ist. Durchsetzen konnte sich ein Team aus Giuliani Hönger Architekten und den Generalplanern Caretta und Weidmann. Acht Projekte wurden anonym eingereicht.

Die Gründe

Die Jury entschied sich einstimmig für den Vorschlag «Elysion». Den Ausschlag gab zuvorderst die Erstellung der neuen unterirdischen Anlagen in «bergmännischer Bauweise», wird doch so keine grosse Baugrube im Bereich der Hohen Promenade nötig; auch wird der wertvolle Bestand mit seiner charakteristischen Struktur geschont. Ferner überzeugte auch die logische, klare Wegführung. Das Bahnhofsgebäude wird durch Aufbauten auf den Seitenflügeln erweitert. Der bestehende Eingang im Mittelteil wird wieder zum Haupteingang. Die Reisenden werden von den oberirdischen Zugängen in die bestehende Ladenpassage im Untergeschoss und schliesslich zum vierten Gleis geleitet. Eine wesentliche Verbesserung, heisst es in der Medienmitteilung der SBB.

Schnitt © SBB
Baustart 2026?

Zusammen mit dem Ausbau sollen neue Anschlüsse an die Tunnel erstellt werden, die zum Hauptbahnhof und nach Stettbach führen. Auch ein zweiter eingleisiger Tunnel nach Tiefenbrunnen ist geplant. Bis all das jedoch Realität ist, wird noch viel Zeit verstreichen: Laut den SBB könnten die Arbeiten 2026 beginnen – sofern es keine aufschiebenden Einsprachen gibt.

Calatrava kommt nicht zum Zug

Im Frühjahre hatte Santiago Calatrava, der den Neubau des Bahnhofs einst entwarf, versucht, den Wettbewerb zu stoppen. Er fürchtete eine Zerstörung seines Werks und zog vor das Bundesverwaltungsgericht, wo er aber abblitzte. Anschliessend liess er seine Klage fallen und beteiligte sich selbst am Wettbewerb. Mit seinem Projekt «KOHÄRENZ» konnte er sich nicht platzieren.

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