Innere Werte

Susanna Koeberle
14. February 2018
Die Zimmer wurden von India Mahdavi in warmen Tönen und Materialien gestaltet. Bild: zvg

Wenn man die beiden Interior-Designer Joseph Dirand und India Mahadvi bittet, ein Hotel zu gestalten, dann hat man schon vieles richtig gemacht. Zur Erinnerung: Joseph Dirand zeichnet für Lokale wie etwa das «Monsieur Bleu» beim Pariser Palais der Tokyo verantwortlich. Keiner beherrscht die Kunst des minimalistischen Glamours wie der Franzose, der mittlerweile international tätig ist. India Mahdavis Einrichtungskunst ist die perfekte Ergänzung dazu. Sie ist bekannt für verspielte, farbenfrohe und feminine Interieurs, die dennoch nie laut sind.  Die Gestaltung des Cafés «Ladurée» in Paris ist bestes Beispiel dafür. Pariser Chic in die Berge zu bringen, ist keine selbstverständliche Aufgabe, schliesslich bietet auch der alpine Kontext genug kreative Anregungen.

In der Bar kann man auch die exzellente Küche des Chefs Jean-Luc Lefrançois geniessen. Bild: zvg

Für das 2013 neu erbaute Hotel «L’Apogée», ein Fünf Sterne Etablissement der Oetker Collection in den französischen Alpen, galt es, eine eigene Signatur zu finden, die sich gleichwohl an der Ästhetik des alpinen Raums orientiert. Die beiden Gestalter, die viel Erfahrung im Bereich Hotel- und Restaurantdesign besitzen, kann man guten Gewissens als Traumteam bezeichnen, denn so unterschiedlich ihre Handschrift auch ist, so ähnlich ist ihre Philosophie: beseelte Räume zu schaffen. Die Aufgaben für das Hotel in der Luxusdestination Courchevel 1850 waren klar verteilt: Während Mahdavi für das Interieur der Zimmer zuständig war, gestaltete Dirand die beiden Restaurants und  die Bar im Hotel sowie Wohn- und Esszimer des Chalets, das man separat mieten kann. Für die Zimmer und Suiten entwarf die Designerin eigens Möbelstücke. Die Atmosphäre der Räume ist geprägt durch warme Farbtöne wie Dunkelrot, Tannengrün und Taubenblau sowie haptische Materialien wie Samt, Holz und Wolle.

Die Referenzen zu alpinen Möbeltypologien wurden neu interpretiert. Ledertruhen und Schneeflockenlogo stammen auch von Mahdavi. Bild: zvg

Gutes Design und ein gemütliches Ambiente reichen allerdings nicht, um ein Hotel zu einer gefragten Destination zu machen. Das «L’apogée» sorgt auch kulinarisch für Höhenflüge: mit dem japanischen Restaurant «Koori» sowie dem «Le Comptoir de L’apogée» mit seinem traditionell französischen Angebot. Doch all das wäre nur halb so viel wert, wenn der Service nicht stimmen würde. Und dieser ist so aufmerksam und diskret zugleich, dass man sich fragt, ob die Angestellten allenfalls auch einen Kurs in Telepathie absolviert haben. Die quasi familiäre Atmosphäre im Hotel ist sicher auch dem Umstand zu verdanken, dass es mit seinen rund 50 Zimmern und Suiten eine überschaubare Grösse hat. Einziger optischer Wermutstropfen ist die etwas massige äussere Erscheinung des Hotels im Chaletlook. Dies hängt womöglich mit den lokalen Baugesetzen zusammen. Aber eben: Innere Werte zählen mehr.

Courchevel 1850 besitzt das weltweit grösste Skigebiet. Das Hotel befindet sich im Ortsteil «Jardin Alpin». Bild: zvg

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