Lob des Kerzenlichts

Susanna Koeberle
3. December 2021
Die erste «Objects with Love»-Ausstellung von Connie Hüsser in Zürich findet im Neumarkt 17 statt. (Foto: Susanna Koeberle)

Eine Kerze anzuzünden, bedeutet einen Moment des Innehaltens. Häufig ist damit ein Ritual verbunden, Lichter anzuzünden hat in vielen Kulturen und Religionen eine besondere Bedeutung. Kerzenlicht besitzt eine ganz eigene Ausstrahlung und begleitet den Menschen schon seit langer Zeit. Während steinerne Lampen mit in Tierfett getränktem Docht schon vor 40000 Jahren in Gebrauch waren, liegt die Erfindung der Kerze vermutlich 5000 Jahre zurück. Dabei wurden zu Beginn Dochte unterschiedlichen Ursprungs mit Tierfett überzogen. Erst nach und nach benutzten verschiedene Zivilisationen Wachs. Bienenwachs wurde im Mittelalter vor allem durch die Verwendung von Kerzen im kirchlichen Kontext zu einem wichtigen Handelsgut. Im frühen 19. Jahrhundert wurden Kerzen erstmals aus Stearin hergestellt, später erfolgte die Erfindung des Paraffins. Auch die Herstellungsmethoden variieren bis heute von Ziehen über Kneten bis zu Giessen.

Kerzenständer von Lex Pott (Foto: Heinz Unger)

Als Connie Hüsser eingeladen wurde, im Neumarkt 17 eine ihrer «Objects with Love»-Ausstellungen zu organisieren, stand das Thema Kerzenständer schnell fest. Die von der Zürcher Stylistin kreierte Ausstellungsplattform war schon an der Biennale Interieur in Belgien, an der Design Miami/Basel sowie an der ECAL in Lausanne zu Gast. Ihr ausgeprägtes Gespür für Talente teilt die 2019 mit dem Grand Prix Design ausgezeichnete Netzwerkerin mit anderen Designbegeisterten.

Entwurf von Jochen Holz (Foto: Heinz Unger)

In Zusammenarbeit mit Neumarkt 17 präsentieren Connie Hüsser und der Designer Jörg Boner im Dezember passend zur Adventszeit eine Auswahl von Kerzenständern. Die ausgestellten Lichtträger widerspiegeln Hüssers Leidenschaft für ungewöhnliches und farbenfrohes Design. 24 Designer und Designerinnen aus dem In- und Ausland haben teilweise eigens für die erste Zürcher Edition von «Objects with Love» einen Kerzenständer entworfen. Die handwerkliche Fertigung der Artefakte ist ein gemeinsames Merkmal vieler Entwürfe. Der Trend zur Maker-Kultur ist besonders in den Kerzenständern der englischen Designschaffenden spürbar, etwa in den Stücken von Jochen Holz, James Shaw oder Studio Furthermore. 

Auch für Schweizer Gestalter*innen ist das Handwerk ein spannendes Experimentierfeld, das beweisen die Beiträge von Bertille Laguet, Christoph Hefti, Ikou Tschüss, Christian Neuenschwander und Jörg Boner. In der Auswahl der Objekte schimmert auch Hüssers Affinität für die Designkultur Skandinaviens durch. Die Szenographie stammt von Jörg Boner, seine halbrunde Bühne in einer leicht nach unten versetzten Nische des verwinkelten Zürcher Designgeschäfts schafft eine gute Übersicht über die unterschiedlichen Artefakte. Besucher*innen blicken von oben wie auf einen bunten Blumenstrauss aus besseren Zeiten – damit ist der Sommer gemeint, nicht die Zeit vor der Pandemie. Man muss bescheiden bleiben. Noch etwas verbindet diese wundersamen Lichtträger: die Liebe, mit der sie hergestellt und ausgesucht wurden. 

Entwurf von Studio Furthermore (Foto: Heinz Unger)

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