Muss Neuer Pfauen Federn lassen?

Manuel Pestalozzi
25. January 2019
Der Pfauensaal nach der Sanierung im Jahr 1978. Bild: Baugeschichtliches Archiv Zürich

Im vergangenen Sommer teilte Zürichs Stadtrat mit, dass er das geschichtsträchtige Haus am Pfauen, ein klassischer Blockrandtyp, vollständig modernisieren und eine neue Basis für die Zukunft des in den Blockrand integrierten Schauspielhauses legen möchte. Die Bühnensituation sei veraltet und lasse moderne Inszenierungsformen nur schlecht zu, der technische Betrieb gestalte sich aufgrund der engen Nebenbühne sehr umständlich, argumentierte er. Die beste Lösung sah er in einer umfassenden Modernisierung und einem Neubau der Innenhofüberbauung mit neuem Zuschauersaal und neuem Bühnenhaus. Der Stadtrat stellte einen Architekturwettbewerb für dieses Vorhaben in Aussicht.
 
Das Projekt war eine Art kulturkämpferischer Fehdehandschuh, den der Stadtrat mit der Mitteilung der interessierten Öffentlichkeit hingeworfen hatte. In dieser regte sich auch schnell Protest. Der Saal, vor gut 90 Jahren von den Architekten Otto Pfleghard und Max Haefeli errichtet, wie die NZZ weiss, ist ein besonderer Ort. Schliesslich orientierte er sich zwischen 1938 und 1945 zur einzigen Bühne in der deutschsprachigen Welt, auf der in einem freiheitlichen Umfeld alles, auch anderswo Verbotenes, aufgeführt werden konnte, unter Mitwirkung vieler Emigrantinnen und Emigranten.
 
In einer Motion forderten Ende Januar die Alternative Liste und die SVP in seltener Einheit vom Stadtrat, den Zuschauersaal zu erhalten. Die SP, Partei der zuständigen Stadtpräsidentin, konterte im Gemeinderat mit einem mehrheitsfähigen Änderungsvorschlag: In einer Vorlage für einen Projektierungskredit sollen zwei Varianten präsentiert werden, mit und ohne Preisgabe des Saals. Da ein Erneuerungsprojekt dereinst ohnehin vom Volk gutgeheissen werden muss, steht der Streit um die Theaterkultur von Morgen im Neuen Pfauen sicherlich erst am Anfang.
 

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