Niedermann Sigg Schwendener Architekten sollen in Sarnen ein neues Begegnungszentrum bauen

Manuel Pestalozzi
7. March 2022
Der kompakte Ersatzneubau soll zahlreiche soziale Funktionen vereinen. Von der historischen Kirche wird einzig der betonierte Glockenturm erhalten bleiben. (Visualisierung © Projektteam «Cepa»)

 

Die Geschichte der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Obwalden ist noch jung. Die ersten Mitglieder waren Berner Oberländer Bergbauern, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Obwalden auswanderten. 1960 erhielt die Gemeinde mit der schönen, grossen Kirche und dem Kirchgemeindesaal an der südöstlichen Peripherie von Sarnen ihr Zentrum. Der schlichte und doch feierliche Bau des Architekturbüros Gutmann Schwarz aus Zürich steht in der Tradition der damaligen protestantischen Sakralarchitektur in der Schweiz, wie sie durch Architekten wie Benedikt Huber oder Ernst Gisel geprägt wurde. «Während die katholische Kirche um 1960 mit brutalistischen Betonbauten Zeichen setzte, präsentieren sich die wenigen zeitgenössischen reformierten Kirchen der Innerschweiz bescheiden und gliedern sich wie der Bau von Gutmann Schwarz sensibel in den Kontext ein», schreibt dazu die Architekturbibliothek der Hochschule Luzern. 

Eigentlich wäre die Kirche erhaltenswert. Doch die Kirchgemeinde hat andere Pläne: Sie wünscht sich ein Begegnungszentrum. Dieses soll einen grösseren Kirchenraum mit einem Bühnenbereich umfassen, einen zuschaltbaren Mehrzweckraum, einen einladenden Eingangs- und Foyerbereich, eine Cafeteria mit Küche, einen Kinderhort, einen Schulraum und ein Atelier. Dieses grosse Programm kann nur ein Ersatzneubau aufnehmen. Ein Umbau scheint bei dieser langen Wunschliste unmöglich. Die Kirchgemeinde schrieb deshalb einen einstufigen Projektwettbewerb im offenen Verfahren aus. Dieser ist nun entschieden; einstimmig hat die Jury das Projekt «Cepa» von Niedermann Sigg Schwendener Architekten, Sima | Breer Landschaftsarchitektur, Lauber Ingenieure und der Abicht Zug AG zum Sieger erklärt. Es soll nun weiterbearbeitet werden. 

 

Die Foyerzone weist eine Höhenabstufung auf und wird von oben her mit Tageslicht versorgt. (Visualisierung © Projektteam «Cepa»)

Das Projekt «Cepa» sieht einen kompakten, polygonalen Baukörper vor, der auf dem tieferliegenden Teil des Grundstücks entstehen soll. Das Gebäude wird in Holzbauweise errichtet und ist in der Höhe abgestuft. Auf diese Weise soll es insbesondere vom Dorf her gesehen an die Gliederung des Bestands erinnern. Dies wird durch den Entscheid verstärkt, den freistehenden Glockenturm der heutigen Kirche aus Beton zu erhalten. 

Die Nutzungen lassen sich von aussen ablesen; der hohe Kirchenraum bildet die Mitte der Anlage. Über den Hauptzugang erreicht man den Eingangsbereich mit Cafeteria, Foyer und Sekretariat. Von dort hat man Zugang zum angrenzenden Mehrzweckraum. Die offene Gestaltung gewährleistet eine einfache und selbstverständliche Orientierung. Dank einer umlaufenden, bei Bedarf von den angrenzenden Zonen abtrennbaren Erschliessungsschicht sind die einzelnen Raumgruppen unabhängig vom Saalbetrieb untereinander verbunden. Das ganze Haus kann dank dieser Konfiguration über nur einen Lift und nur ein Treppenhaus erschlossen werden. 

Durch den geschickt halbgeschossig versetzten Gebäudeteil im Westen können auch der im Souterrain liegende Jugendraum und das Atelier mit Tageslicht versorgt werden. Ihre Anbindung an den Aussenraum ist gut. Im Obergeschoss sind ausserdem zwei Wohnungen vorgesehen. Noch in diesem Jahr soll der Kirchgemeindeversammlung ein Antrag für den Planungskredit vorgelegt werden. Im nächsten Jahr wird, so ist es geplant, der Antrag für den Baukredit folgen.

 

Im Zentrum der Anlage befindet sich der grosse Kirchenraum mit Bühne. (Schnitt © Projektteam «Cepa»)

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