Ein markantes Stück Geschichte

Röösli Architekten AG
13. agosto 2020
Das historische Eckhaus an der Ägeristrasse in Zug prägt noch heute den Stadtteil. (Foto: Christian Herbert Hildebrand, fotozug.ch)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Die ganzheitliche Sanierung einer Altstadtliegenschaft ist immer eine besondere und nicht alltägliche Herausforderung. Die mittels Dendrochronologie erfassten Schlagdaten der Bauhölzer lassen darauf schliessen, dass der Bohlenständerbau um das Jahr 1400 errichtet wurde. Das bauzeitliche Eichenholz ist noch immer in gutem Zustand. Dies hat uns motiviert, die Sanierung mit grösster Sorgfalt zu planen. Es ist eine grosse Ehre, an einem solchen Haus weiterbauten zu dürfen. 

Das Gebäude, hier von der Dorfstrasse aus gesehen, ist ein ausgesprochen interessanter Bauzeuge. (Foto: Christian Herbert Hildebrand, fotozug.ch)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?


Wir liessen uns von historischen Aufnahmen und gründlichen Farbanalysen inspirieren. Die Untersuchungen ergaben vier verschiedene Zustände der Fassade über die Zeit. Insbesondere der raue Kieselanwurfputz aus der Zeit zwischen 1910 und 1920 war, von der Notwendigkeit weniger Reparaturen abgesehen, in einem guten Zustand. Weitere Befunde aus jener Zeit, beispielsweise die farbigen Zementplatten im ersten Obergeschoss, nahmen wir zum Anlass, die Farbigkeit dieser Epoche wiederherzustellen.

Den Kellenwurfverputz konnten wir exakt in der ursprünglichen, gräulich-beigen Farbe streichen, und die Fensterläden erhielten einen unaufdringlichen, dunklen Grünton. Für die fehlenden Farbbefunde orientierten wir uns an Farben, die im entsprechenden Zeitraum besonders beliebt waren und häufig verwendet wurden.

Die typischen Ausstattungen der Innenräume wurden erhalten. (Foto: Regine Giesecke)
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Zu Beginn der Projektierung konnten wir unter Begleitung der Kantonalen Denkmalpflege umfassende Demontagearbeiten vornehmen. Gewöhnlich birgt das «Innere» von Altliegenschaften viele Geheimnisse, wir aber wussten so schon vor der Gestaltungsarbeit, was uns erwarten würde. Projektänderungen konnten dadurch vermieden und die Kosten eingehalten werden.

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


In der Altstadt Zug konnten wir bereits einige Liegenschaften sanieren. Dabei setzen wir unsere Arbeitsweise konstant fort: Wir erhalten nicht nur die äussere Erscheinung architektonisch und denkmalpflegerisch, sondern auch die Innenräume mit ihren typischen Ausstattungen. Fehlendes ergänzen wir soweit möglich und sinnvoll. Dabei dienten uns im konkreten Fall vorgefundene Fragmente als Vorlage. Schlussendlich wollen wir den Nutzer*innen ein authentisches Erlebnis ermöglichen.

Vorgefundenes wurde ins Projekt eingearbeitet. (Foto: Regine Giesecke)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Trends interessieren uns wenig, wir arbeiten mit dem Vorgefundenen. Dabei treten immer wieder auch zwischenzeitlich weniger populäre Material- und Farbenkombinationen zu Tage, welche wir dann bewusst in unser Projekt einarbeiten. Beim Wohnhaus an der Ägeristrasse etwa geben die Farbigkeit eines Plattenbodens mit roten Einlegern und bemalte Holzwände mit einem violetten Pinselstrich auf Brusthöhe den Wohnungen einen individuellen Charakter.

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Wir glauben grundsätzlich nicht, dass irgendein bestimmtes Markenprodukt zum Erfolg führt. Vielmehr bedienten wir uns den Primärwerkstoffen wie Massivholz, das bei diesem Projekt zu tragenden Stützen oder zu Parkett verarbeitet wurde, Kalk für die Verputzarbeiten oder Anstrichen aus Leinölfarben.

Situation
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Grundriss 2. Obergeschoss
Grundriss Dachgeschoss
Längsschnitt
Querschnitt
Name des Bauwerks
Wohnhaus Ägeristrasse
 
Standort
Ägeristrasse 20, 6300 Zug
 
Nutzung
Wohnhaus mit Laden im Erdgeschoss
 
Bauherrschaft
privat
 
Architektur
Röösli Architekten AG, Zug
Patrick Röösli (Projektleiter), Aline Johansson, Remo Stadlin
 
Fachplaner
Holzbau: Besmer Holzbauingenieure GmbH, Sattel
Bauingenieur: Moos Bauingenieure AG, Zug
Gebäudetechnik: Zurfluh Lottenbach GmbH, Luzern
 
Jahr der Fertigstellung
2020
 
Gesamtkosten BKP 1–9
CHF 2,05 Mio.
 
Gebäudekosten BKP 2 
CHF 1,90 Mio.
 
Gebäudevolumen
1'310 m3
 
Kubikmeterpreis 
CHF 1'566
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Hürlimann Holzbau AG, Unterägeri
Bolettieri Bauunternehmung GmbH, Baar
Schüpfer & Debon AG, Kriens
Hauri AG, Staffelbach
A.+S. Weiss Schreinerei AG, Zug
Maler Huwyler AG, Hünenberg
 
Fotos
Regine Giesecke, Zug, und Christian Herbert Hildebrand, fotozug.ch

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