Frauen gestalten unsere Gesellschaft aktiv mit, doch ihre Leistungen bleiben oft im Hintergrund

Elias Baumgarten
17. junio 2021
Foto © créatrices.ch

Erst seit 50 Jahren dürfen Frauen in der Schweiz abstimmen und wählen – am 7. Februar 1971 stimmten 65,7 Prozent der Schweizer für eine entsprechende Verfassungsänderung. Vorausgegangen war ein bald 100 Jahre langer Kampf, der mit bewundernswerter Beharrlichkeit und viel Mut geführt wurden. Doch trotz aller Erfolge, die die Frauenbewegung feiern konnte, liegt noch vieles im Argen. Gesamtgesellschaftlich bleibt, auch wenn wir uns in Europa gerne als besonders fortschrittlich rühmen und oft meinen, Menschen aus anderen Kulturkreisen belehren zu müssen, noch sehr viel zu tun. Laut der Polizei wurde in der Schweiz zum Beispiel voriges Jahr monatlich durchschnittlich eine Frau von ihrem Mann oder Ex-Mann ermordet – eine Zahl, die schwer verdaulich ist. Sexistische Stereotype sind hierzulande weiter allgegenwärtig, althergebrachte Rollenbilder halten sich hartnäckig. Noch immer werden die geistigen Fähigkeiten von Frauen bisweilen als unterlegen angesehen, und eine gleiche Entlöhnung für gleiche Leistung ist bisher nicht erreicht. Das gilt auch in unserer Disziplin. Architektinnen haben noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen – so sah sich Zaha Hadid zu folgender Aussage genötigt, als ihr 2013 der Veuve Clicquot Business Award verliehen wurde: «Die Vorstellung, dass Frauen nicht dreidimensional denken können, ist lächerlich.» Bis heute bleiben die Leistungen von Gestalterinnen zu oft ungewürdigt oder gar gänzlich unsichtbar.

Das muss sich ändern. Einen Beitrag dazu möchte der Verein créatrices.ch leisten: Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz planen seine Mitglieder eine Installation auf dem Zürcher Münsterhof, der aus diesem Anlass kurzerhand in Fraumünsterhof umbenannt wird. Sie soll vom 8. bis zum 13. September dieses Jahres als Bühne für Veranstaltungen, als Klangraum, Stadtmöbel und «Liegewiese» dienen. Im Rahmen der Aktionstage «FrauMünsterhof21» sind Konzerte, Diskussionen und Performances geplant – kurzum: ein grosses Fest für alle, das gute Laue und wichtige Inhalte verbindet. Gestaltet wird die Intervention von Architekturstudent*innen der ETH Zürich unter der Anleitung von Professorin Elli Mosayebi. Auch der Fachbereich Musik der Zürcher Hochschule der Künste und die Studienrichtung Textildesign der Hochschule Luzern und der Schule für Gestaltung Basel sind an dem interdisziplinären Projekt beteiligt. Über 30 Frauen engagieren sich ehrenamtlich für die Durchführung des Vorhabens.

Foto © créatrices.ch
Foto © créatrices.ch

Doch damit diese schönen Pläne tatsächlich Realität werden, muss zunächst noch die Finanzierung zustande kommen. Verschiedene Stiftungen, Organisationen und Privatpersonen, darunter auch der Bund Schweizer Architekten (BSA) und der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA), unterstützen das Vorhaben bereits. Trotzdem besteht noch eine Lücke im Budget von CHF 25000, die nun ein Crowdfunding schliessen soll. Über 120 Personen haben sich daran schon beteiligt, und auch Sie können einen Beitrag leisten. Mit Ihrer Hilfe können zum Beispiel die beteiligten Künstlerinnen eine angemessene Gage erhalten und die Veranstaltungstechnikerinnen fair entlöhnt werden.

Die Aktionstage «FrauMünsterhof21» beginnen am Mittwoch, dem 8. September 2021, und enden am 13. September.
 
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