Baustart in Wettingen: 800 Jahre Baugeschichte fortschreiben

Ulf Meyer
12. septembre 2022
Visualisierung © Waeber/Dickenmann/Partner

Das Zisterzienserkloster Wettingen im Kanton Aargau gilt als das besterhaltene in der ganzen Schweiz. Mit seiner historischen Klosterkirche und den schönen Gärten ist es ein Kulturgut von internationalem Rang. Neben der Kirche des ehemaligen Klosters wird nun ein Neubau erstellt. Am Bauplatz stand bis ins 19. Jahrhundert das Hönggerhaus. Seit dessen Abriss liegt der Blick auf den klösterlichen Kreuzgang frei. Doch in einem idealtypischen Zisterzienserkloster wäre der Kreuzgang eigentlich auf allen vier Seiten von Bauten umgeben. Der Neubau schliesst diese Lücke, komplettiert die Anlage und deckt den mit dem Bevölkerungswachstum stetig steigenden Platzbedarf. Er wird zwölf Klassenzimmer, eine grosse Lernhalle und zwei weitere Räume aufnehmen.

Visualisierung © Waeber/Dickenmann/Partner

Das Weiterbauen an der 800-jährigen Klosteranlage ist architektonisch anspruchsvoll. Der Neubau muss sich selbstredend sensibel in seine Umgebung einfügen. Trotzdem soll er zeitgemäss und eigenständig wirken. Der zurückhaltende Entwurf des Zürcher Büros Waeber/Dickenmann/Partner, das 2020 den Architekturwettbewerb gewann, respektiert den Bestand und ist ein gutes Beispiel für die Ergänzung historischer Strukturen.

Die fensterarmen Fassaden des Projekts nehmen die Proportionen und Baulinien der Altbauten auf. Wegen der tiefen Laibungen sind die Fenster nur sichtbar, wenn man frontal vor dem Gebäude steht. Die sechs Meter hohe Lernhalle für Gruppenarbeiten wird drei Meter tief ins Erdreich hineingebaut, wobei die Keller im Bereich der Aussen- und Binnenmauern integriert werden. Die Archäologen des Kantons haben die Spuren des Hönggerhauses im Vorfeld bereits gesichert.

In der grossen Lernhalle; dieser Raum wird sechs Meter hoch werden und teils ins Gelände gebaut. (Visualisierung © Waeber/Dickenmann)
Mit Vorhängen lässt sich Raum für konzentriertes Lernen schaffen. Ansonsten sind die Schulzimmer vom Gang aus einsehbar. (Visualisierung © Waeber/Dickenmann)

Der Flusskieselboden des Vorgängerbaus wird wieder eingebaut werden, und in der Mitte der angesprochenen Halle werden Fragmente von dessen einstiger Kellertreppe stehen, die die neue Treppenanlage ergänzen. In den oberen Stockwerken kommen zwölf hohe Schulzimmer unter. Sie werden mit Glaswänden zum Gang hin ausgestattet, die bei Bedarf mit Vorhängen verschlossen werden können. Auf dieses Weise lässt sich trotz ungewöhnlich grosser Offenheit jederzeit die passende Atmosphäre für konzentriertes Lernen herstellen. 

Nun haben die Arbeiten an dem rund 18 Millionen Franken teuren Neubau begonnen. Sie sollen in zwei Jahren abgeschlossen sein. 1250 Schüler*innen werden dann insgesamt in der 1976 in dem Kulturdenkmal eingerichteten Schule lernen. Zum symbolischen Akt des Spatenstichs kamen zahlreiche Politiker*innen: der Badener Stadtammann und Grossrat Markus Schneider sowie der Wettinger Gemeindeammann und ebenfalls Grossrat Roland Kuster hörten Reden von Landammann Alex Hürzeler und Regierungsrat Markus Dieth, selbst ehemaliger Wettinger Ammann.

Situation
Grundriss Sockelgeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Grundriss 2. Obergeschoss
Längsschnitt
Von links nach rechts: Querschnitte A, B und C

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