Discreet Violence: Architecture and the French War in Algeria

Während der Algerischen Revolution (1954–1962) vollzogen die französischen Zivil- und Militärbehörden eine tiefgreifende Umstrukturierung der städtischen und ländlichen Gebiete Algeriens; dabei wurden die bebauten Bereiche der Umwelt radikal umgestaltet, rasch eine neue Infrastruktur eingesetzt sowie mit strategischer Zielsetzung neue Siedlungen gebaut, um Algeri- en unter der französischen Kolonialherrschaft zu belassen und die Interessen Frankreichs in diesem Land zu schützen.

Die Ausstellung zeigt nur einen Aspekt dieser territorialen Umgestaltungen: die Errichtung von militärisch kontrollierten Lagern (centres de regroupement) in den ländlichen Gebieten Algeriens. Diese Bereiche waren als Folge der Errichtung von verbotenen Zonen – free- re zones – entstanden und führten zu ganz erheblichen Zwangsumsiedlungen der Bevölkerung Algeriens. Spezielle Militäreinheiten, die sogenannten Sections administratives spécialisées, überwachten die Evakuierung der verbotenen Zonen, die Umgruppierung der Bevölkerung Algeriens, die Errichtung von temporären und permanenten Lagern, die Umwandlung einer Anzahl von permanenten Lagern in Dörfer, und sie kontrollierten das tägliche Leben der alge- rischen Zivilbevölkerung. Das Ziel dieser Umgruppierung bestand darin, die Bevölkerung Algeriens vom Ein uss nationaler Befreiungskämpfer abzuschneiden und etwaige psychologische oder materielle Unterstützung zu unterbinden.

Auf der Grundlage von Fotogra en des französischen Militärs und Filmen, die von den Propaganda-Teams des Service ciné- matographique des armées (SCA) produziert wurden, zeigt die Ausstellung «Discreet Violence: Architecture and the French War in Algeria» [Unauffällige Gewalt: Architektur und der Französische Krieg in Algerien] nur einzelne Aspekte der Evakuie- rung der Landbevölkerung Algeriens, des Bauprozesses der Lager und der Lebensumstände in den Lagern. Sie enthüllt die Methoden, mit denen das französische Kolonialregime nach einem Medienskandal im Jahr 1959 versuchte, die militärischen Zwecke der Lager umzude nieren. Die Ausstellung offenbart die immanenten Beziehungen zwischen Architektur, militäri- schen Massnahmen, Kolonialpolitik und der geplanten Produktion und Verbeitung von Bild- und Filmmaterial. Heute wird das SCA als Établissement de communication et de production audiovisuelle de la défense (ECPAD) bezeichnet, und ist weiterhin in Kriegsgebieten aktiv, wo die französische Armee am Geschehen mit beteiligt ist.

Die Ausstellung entstand im Zusammenhang mit Dr. Samia Hennis Doktorarbeit «Architecture of Counterrevolution: The French Army in Algeria, 1954–1962» die im September 2016 am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH Zürich bei den Professoren Tom Avermaete, Jean-Louis Cohen und Philip Ursprung verteidigt wurde. Ihre Dissertation wurde mit der ETH Medaille ausgezeichnet und wird im Herbst 2017 beim gta Verlag in Buchform erscheinen.

Die Ausstellung wurde von Dr. Samia Henni kuratiert und in Zusammenarbeit mit gta Ausstellungen realisiert.

Foto © Flament, Marc, ECPAD

Quand
13 April to 3 June 2017
ETH Zürich, Hönggerberg, HIL, gta Ausstellungen
Stefano Franschini-Platz 5
8093 Zürich
Organisateur
gta Exhibitions
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