Ein zweites Leben als Zwei-Generationen-Haus

moos. giuliani. herrmann. architekten.
1. settembre 2022
Südfassade (Foto: Kaspar Thalmann)
Herr Moos, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Dieses Projekt ist für uns in vielerlei Hinsicht speziell: Das von einem Generalunternehmer erstellte Einfamilienhaus aus den 1970er-Jahren ist das Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Durch den Umbau wurde es zu einem Zwei-Generationen-Haus für meine Mutter sowie für meine Schwester und deren Mann. Zudem war ich als Miteigentümer Architekt und Bauherr gleichzeitig.

Aus raumplanerischer Sicht ging es um die Verdichtung eines typischen Einfamilienhausquartiers in der Zürcher Agglomeration, architektonisch standen die Themen «Weiterbauen» und «Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz» im Vordergrund.

Ostfassade (Foto: Kaspar Thalmann)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Wir setzten uns intensiv mit der Architektur der 1970er-Jahre auseinander. Es ging uns nicht nur darum, Bausubstanz zu erhalten und weiterzuverwenden, sondern auch um eine Neuinterpretation des architektonischen Stils. Dazu arbeiteten wir mit verschiedenen Referenzen. So haben wir zum Beispiel das bauzeitliche Badezimmerfenster mehrfach multipliziert, wodurch eine Raumstimmung entstanden ist, die wir von Luis Barragans Casa Gilardi her kennen.

Bad in Wohnung 1 (Foto: Kaspar Thalmann)
Küche in Wohnung 1 (Foto: Kaspar Thalmann)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Die Einpassung in die vorhandene Bebauung mit 16 fast baugleichen Einfamilienhäusern war ein Kernthema unseres Entwurfs. Nebst der volumetrischen Gestaltung und der Materialisierung mit den vorhandenen Eternit-Schindeln wurde, wie schon erwähnt, auch mit der Fenstergestaltung und -anordnung auf den Bestand referenziert. Bis auf zwei besondere Fenstertypen bei Bow Window und Erker der beiden Giebelfassaden basieren alle anderen Fenster auf der vorgefundenen «Fensterfamilie».

Bei der Gebäudeorganisation spielte die Topografie eine zentrale Rolle. Mit unserem Entwurf verfolgten wir das Ziel einer gleichwertigen Wohnqualität in beiden Einheiten. Durch die Anordnung der Wohnungen über mindestens zwei Geschosse haben beide Zugang zur oberen Gartenebene erhalten. Für die dazu nötige interne Erschliessung blieb der bestehende Treppenlauf erhalten und wurde durch einen neuen gegenläufigen, bis ins Dachgeschoss fortgeführten ergänzt. Dadurch konnte eine ausgewogenere Ausrichtung beider Wohneinheiten erzielt werden.

Blick von Galerie in Wohnung 1 (Foto: Kaspar Thalmann)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


In konstruktiven Diskussionen haben wir die Bedürfnisse aller drei Parteien herausgeschält und, wo immer dies möglich war, im Entwurf integriert. Es ist ein massgeschneidertes Projekt, bei dem der Bestand als vierte Partei mitwirkte. 

Küche in Wohnung 2 (Foto: Kaspar Thalmann)
Foto: Kaspar Thalmann
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten Ihres Büros ein?


Das Haus passt sich gut in die Reihe unserer Bauten ein. Die Projekte unseres Büros mgh zeichnen sich nicht durch einen bestimmten Stil oder eine sich wiederholende Bauweise aus. Was unsere Bauten verbindet, ist vielmehr die Suche nach einer passenden architektonischen Antwort für eine spezifische Bauaufgabe an einem bestimmten Ort. Ruggero Tropeano hat dies in seinem Text zu unserem Buch «transformieren und weiterbauen» als «Architektur der Vernunft» bezeichnet, was uns schmeichelt.

Galerie in Wohnung 1 (Foto: Kaspar Thalmann)
Wohnung 2 (Foto: Kaspar Thalmann)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Die Eternit-Schindeln der Gebäudehülle sind das prägendste Material des Gebäudes. Sie bezieht sich auf den «Dachhut» des Bestandes. Indem der «Hut» zum «Kleid» wurde, blieb zum einen der kontextuelle Bezug gewahrt und zum anderen erhielt das Haus eine nachhaltige Fassade – sie ist dauerhaft, kann nötigenfalls repartiert werden und lässt sich problemlos rückbauen. Leider hat die bewilligende Behörde diese Qualitäten nicht erkennen wollen. Die Fassade konnte erst mithilfe des Baurekursgerichtes so erstellt werden.

Überblick über die Phasen des Umbaus
Anordnung der beiden Wohnungen im Haus
Grundriss Untergeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Querschnitt
Bauwerk
Zwei-Generationen-Haus
 
Standort
Chalenstrasse 52, 8123 Ebmatingen
  
Nutzung
Wohnhaus für zwei Generationen
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
Privat
 
Architektur
moos. giuliani. herrmann. architekten.
 
Fachplaner
Statik: SJB Kempter Fitze AG, Eschenbach
 
Jahr der Fertigstellung
2021
 
Gesamtkosten BKP 1–9
CHF 1,9 Mio.
 
Gebäudekosten BKP 2
CHF 1,7 Mio.
 
Gebäudevolumen 
1503 m3 (gemäss SIA 416)
 
Kubikmeterpreis
1170 CHF/m3
 
Fotos
Kaspar Thalmann, Uster

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