Viel mit wenig

Schneider Türtscher
20. maggio 2021
Foto: Schneider Türtscher
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Es ist heute durchaus noch «besonders», wenn man eine bestehende Struktur nicht abreisst und die Parzelle neu bebaut, was aus einer rein ökonomischen Perspektive naheliegend wäre. Die persönlichen Interessen der Bauherrin und ihre Verbindung zum Ort haben zu einem Projekt geführt, welches den Bestand mit einem kleinstmöglichen Eingriff an ihre Bedürfnisse anpasst.

Bestand mit Erweiterung und Garten (Foto: Schneider Türtscher)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?


Der Bestand war eine zentrale Inspirationsquelle für unseren Eingriff. Wir haben uns über die präzise Aufnahme des Wohnhauses und der angrenzenden Scheune der Aufgabe angenähert. Diese Auseinandersetzung hat uns insbesondere gezeigt, wie direkt und pragmatisch die bestehende Struktur über die letzten etwa 150 Jahre hinweg durch mehrere Generationen immer wieder an neue Lebenssituationen angepasst wurde. Mit unserem Entwurf wollten wir diese Geschichte weiterführen; natürlich mit Respekt gegenüber dem Gebauten, aber auch mit einem gewissen Selbstvertrauen und Pragmatismus.

Nordansicht (Foto: Schneider Türtscher)
Foto: Schneider Türtscher
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Der Ort war entwurfsbestimmend. Die vorgefundene städtebauliche Situation, die sich in einen gemeinschaftlichen Zugangshof und einen privaten Garten gliedert, sollte erhalten und konzeptionell gestärkt werden. Basierend auf der Idee der ehemaligen Tennsdurchfahrt und ihrer Rolle als Vermittlerin zwischen den beiden Aussenräumen ist ein Projekt entstanden, das die Qualitäten des bestehenden Ensembles weiterbaut.

Verknüpfung von alter und neuer Bausubstanz (Foto: Schneider Türtscher)
Foto: Schneider Türtscher
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Die Bauherrin bewohnte bereits vor und während des Umbaus das bestehende Wohnhaus. Ihre Bedürfnisformulierung basierte somit auf der genauen Kenntnis des Ortes. Insofern entstand das Projekt in einer sehr engen Zusammenarbeit zwischen ihr und uns. 

Foto: Schneider Türtscher
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Ja. Wir haben zwei Entwürfe erarbeitet, weil der erste aufgrund einer erheblichen Budgetreduktion kurz vor der Ausführung noch einmal komplett neu gedacht werden musste. Im ersten Projekt sollte die gesamte Scheune ausgebaut, also zu einem geheizten Innenraum umgenutzt werden. Die einzige Möglichkeit, den neuen Voraussetzungen gerecht zu werden, war eine massive Reduktion des Eingriffs. Der ausgeführte Entwurf setzt auf ein stärkeres Gleichgewicht zwischen den bestehenden und den neuen Strukturen. So breitet sich der neue Innenraum ausgehend vom vorhandenen Wohnhaus partiell in der Scheune aus und sucht sich sozusagen den Weg ins Freie Richtung Garten.

Situation
Grundriss Erdgeschoss
Schnitt
Bauwerk
Auf Berg II
 
Standort
Auf Berg 19, 9493 Mauren, Liechtenstein
 
Nutzung
Wohnhaus (möglich ist eine Unterteilung in zwei Einheiten)
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
privat
 
Architektur
Schneider Türtscher Arch. GmbH ETH, Zürich
Claudio Schneider, Michaela Türtscher, Benoît Perrier und Maximilian Seibold
 
Jahr der Fertigstellung
2020
 
Fotos
Schneider Türtscher

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