Die Stadt als Leinwand

Jenny Keller
13. giugno 2018
Thomas Struth «Animals». Bild: jk

Wenn man vom Bahnhof herkommt, liegt die «erste Kirche Christi Wissenschafter» auf dem Weg zum Messegelände. Etwas versteckt und zurückversetzt steht die 1935/36 erbaute Kirche am Picassoplatz, der eigentlich kein Platz ist, unweit vom Kunstmuseum Basel. Der Art Parcours bietet die gute Gelegenheit sich den Salvisberg-Bau, dieses wundervolle Zeugnis der «anderen Moderne», von innen anzuschauen. Obwohl die Kirche heute profan als Proberaum für verschiedene Orchester genutzt wird, wird man andächtig still bei Betreten des Kirchensaals – wohl auch wegen der poetischen und fragilen Stillleben von Thomas Struth. Parallel zur Ausstellung hat Struth in Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Frank Bungarten ein Musikprogramm zusammengestellt. Am Samstag, 16. Juni interpretieren die Musiker Walter Fändrich und Maurizio Grandinetti um 12 Uhr, 19 Uhr und 21.30 Uhr das Werk.
 
Musikalisch geht es auch in der Rittergasse weiter. Hier lohnt es sich, genau hinzuhören, denn Hanna Weinberger bringt mit ihrer Sound-Installation «Down There» den Untergrund zum klingen. Das Münster kann man dieses Jahr auslassen, dafür die Museen am anderen Ende des Münsterplatzes kurz besuchen. Sowohl im Museum der Kulturen von Herzog & de Meuron als auch im klassizistischen Naturhistorischen Museum von Melchior Berri gesellen sich Werke der modernen Kunst zu den anderen Ausstellungsobjekten wie einer in den 1930er-Jahren erlegten Giraffe. Sollte es regnen, sei das Kult Kino Atelier empfohlen, hier wird im Rahmen des Art Parcours der Film «Manifesto» des Künstlers Julian Rosefeldt gezeigt. Eine brillante Cate Blanchett spielt darin 13 verschiedene Rollen und trägt in 95 Minuten Künstlermanifestos von Dada bis Dogma in unterschiedlichen Szenen und Settings vor. Amazing!

Der Art Parcours ist auch dieses Jahr eine wundervolle Möglichkeit, durch Basel zu spazieren und der Stadt mit neuem Blick zu begegnen. Dass der Parcours für alle zugänglich und kostenfrei ist, macht ihn noch wertvoller. Das Programm des Parcours wird in einem informativen Büchlein vermittelt – und ganz performativ im Container, der auf dem Münsterplatz steht. Mehr sei dazu nicht verraten.

Melchior Berri und T-Rex im Dialog. Kein Kunstwerk des Art Parcours. Bild: jk

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