Ein Stück Gundeli verschwindet

Elias Baumgarten
4. aprile 2019
Die alten Häuser an der Basler Hochstrasse sollen abgebrochen werden. Nach zehn Jahren Streit hat sich die Anlagestiftung Turidomus durchgesetzt. Bild: Google Street View

Die Schlüssel sind abgegeben, die Wohnen geräumt – im Basler Quartier Gundeli gleich beim Bahnhof der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) wird eine ganze Häuserzeile an der Hochstrasse abgerissen. Ein wesentlicher Bestandteil des alten Viertels verschwindet damit für immer. Am Montag, dem 1. April 2019, haben die letzten Mieter*innen die schönen Altbauten aus dem 19. Jahrhundert verlassen. In den nächsten Tagen sollen nun die Bagger anrollen und die Abrissbirnen schwingen. Damit geht eine Auseinandersetzung zu Ende, die bald zehn Jahre andauerte. 

So soll die neue Bebauung einmal aussehen. Der Entwurf stammt von Zita Cotti Architekten, die den Wettbewerb um deren Gestaltung 2008 gewonnen haben. Bild: Zita Cotti Architekten AG
Langes Seilziehen

Die Zürcher Firma Pensimo Real Estate Management, welche im Auftrag der Anlagestiftung Turidomus handelt, bei der unter anderem die Pensionskassen der Post, der SBB und der Stadt Zürich investieren, hatte bereits 2009 ein Baugesuch eingereicht. Die Eigentümerschaft möchte die alten Häuser durch eine neue Anlage mit 43 Wohnungen und Geschäftsflächen ersetzen. Während der Kanton Basel-Stadt das Projekt von Beginn an unterstütze, rekurrierten zunächst die SBB. Die Eisenbahngesellschaft sah durch das Bauvorhaben ihre Ausbaupläne für den nahen Bahnhof gefährdet. Sie plante nämlich, zwei neue Gleise zu verlegen, was eine Erhöhung der Hochstrasse nötig gemacht hätte. Doch wird dies durch den Neubau der Turidomus unmöglich. 2016 schliesslich wurde das Vorhaben bewilligt. Im September 2017 kündigte man den Mieter*innen. Doch die kantonale Schlichtungsstelle gewährte diesen einen zweijährigen Aufschub, sodass sie erst jetzt ihre Wohnungen räumen mussten.

Ein Gewinn?

Der Neubau wurde vom Architekturbüro Zita Cotti aus Zürich gestaltet. Jenes gewann vor über zehn Jahren – in 2008 – den Wettbewerb. Die Visualisierungen ihres Projekts zeigen ein grosses, blockiges Volumen mit monoton gerasterter Fassade. Im Auge des Betrachters liegt wohl, inwiefern der Entwurf einen ästhetischen Gewinn zur heutigen Bebauung darstellt. Gewiss ist indes, dass die vor die Tür gesetzten Bewohner*innen keinen vergleichbar günstigen Wohnraum in der Umgebung finden werden. Viel zu angespannt ist dafür die Lage auf dem Basler Wohnungsmarkt.

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