Prixforix 2021 an Graber & Steiger: Die Luzerner überzeugen mit ihrem Lowtech-Ansatz

Manuel Pestalozzi
26. settembre 2021
Die Gebäudehülle der «vertikalen Fabrik» kommt mit einem Minimum an Technik aus. (Foto: Peter Tillessen)

Den Prixforix gibt es seit 2010. Die Schweizerische Zentrale Fenster und Fassaden (SZFF) zeichnet mit ihm die besten Fassadengestaltungen des Landes aus. So soll die Wertschätzung des Verbandes für besonders kreative und zukunftsweisende Fenster- und Fassadenlösungen zum Ausdruck gebracht werden. Und natürlich soll der Preis auch Planer*innen in ihrem Streben nach guten Lösungen bestärken. Glas- und Metallfassaden stehen dabei im Fokus. An der fünften Ausgabe wurden insgesamt 39 Projekte ins Rennen geschickt, 22 aus der Deutsch- und 17 aus der Westschweiz, allerdings leider keines aus dem Tessin – ein neuer Teilnehmerrekord jedenfalls. Eine siebenköpfige Fachjury, die aus sechs Architekt*innen und einem Fassadenplaner bestand, zeichnete drei Bauten aus.

Graber & Steiger: mit Lowtech zum Sieg

Gewonnen hat die «vertikale Fabrik», der Sitz des Unternehmens Komax, das Maschinen für die Kabelverarbeitung herstellt. Deren Fassade wirke robust und filigran zugleich, begründete die Jury ihre Entscheidung. Ausserdem überzeuge sie auch in Sachen Nachhaltigkeit: Übermässig viel Technik wurde nicht verbaut, natürliche Belüftung und Belichtung funktionieren hervorragend, guter Wärmeschutz und effiziente Nachtauskühlung werden durch den zweischichtigen Aufbau erreicht. Breite Gänge auf zwei Seiten des Gebäudes vereinen gleich mehrere Funktionen: Sie ermöglichen die einfache Instandhaltung, dienen im Ernstfall als Fluchtwege und werden vom Personal als attraktive Aufenthaltsräume angesehen. Gitter verhindern während der heissen Sommermonate zu starke Sonneneinstrahlung und lassen gleichzeitig stets genug Tageslicht herein. Die innenliegende Glasfassade schliesslich überzeuge, so die Jury, durch Einfachheit, Effizienz und Wirtschaftlichkeit. 

Auch die gläserne Fassade mit aussenliegenden Stahlstützen eines Wohnhauses in Winterthur vom Büro Wild Bär Heule konnte überzeugen – die Gestaltung kam auf den zweiten Rang. (Foto: Peter Tillessen)
Projekte in Winterthur und Genf auf den Plätzen

Vielfach publiziert wurde er bereits, der «Wohnturm» von Wild Bär Heule in Winterthur. Nun wurde seine Fassade ausgezeichnet. Sie trage dazu bei, so das Urteil der Jury, die kleinen, aber angenehm komplexen Innenräume luxuriös anmuten zu lassen. Ziel der Architekten war bei diesem Projekt die gestalterische Reduktion auf das Wesentliche – dieser Plan scheint gut aufgegangen.

Mit dem dritten Rang wurden schliesslich die Stationen der neuen Bahnverbindung CEVA (Cornavin–Eaux-Vives–Annemasse) in Genf gewürdigt. In der Hauptrolle agieren hierbei mit Stahl gerahmte Felder aus Prismenglas. Diese grossflächigen «Glasbausteine» sind als wiederkehrendes Gestaltungselement nicht nur vertikal angebracht, sondern auch horizontal: als freistehende Scheiben, als Wände, Böden oder auch im Dachbereich. Sie erleichtern Passagieren die Orientierung in den Stationen und schaffen einen Übergang zwischen dem Strassenraum und den unterirdischen Bereichen.

Die Bahnstationen der CEVA werden von Feldern aus Prismenglas geprägt. Dem Team hinter dem Projekt brachte diese Idee den dritten Rang ein. (Foto: Peter Tillessen)
Andere Vorlieben: Das Publikum wählte drei Projekte mit spektakulärer Architektur

Neben den Auszeichnungen durch die Fachjury gab es auch einen Publikumspreis. Im Vorfeld der Preisverleihung fand ein Online-Voting statt, bei dem Interessierte über einen Monat hinweg für ihr Lieblingsprojekt abstimmen konnten. Ganz vorn in der Gunst der Wähler*innen lag dabei der Hauptsitz von Swissgrid in Aarau von Schneider & Schneider. Auf dem zweiten Rang folgte der futuristische Hauptsitz von Scott in Givisiez von Itten+Brechbühl Architekten. Und die Bergstation der 3S-Bahn Trockener Steg–Klein Matterhorn des Büros Peak schaffte den Sprung auf den letzten Podiumsplatz. Herausragende Merkmale der drei Favoriten des Publikum sind eine Glas-Messing-Komposition im Falle von Swissgrid, elektrochrome Gläser mit 880 metallisch schimmernden Sonnenschutzsegeln am repräsentativen Sitz von Scott und eine fassadenintegrierte Photovoltaikanlage am Klein Matterhorn in den Walliser Alpen.

Bemerkenswert ist, dass sich die Auswahl des sicher fachlich sehr interessierten Publikums doch deutlich von jener der Jury unterschied und es keinerlei Übereinstimmungen gab. 

Das Publikum favorisierte den neuen Hauptsitz von Swissgrid in Aarau. (Foto: Kuster Frey)
Die Preisträger im Überblick:
 
Jurypreis
1. Rang: Vertikale Fabrik, Luzern 
Graber & Steiger Architekten ETH BSA SIA, Luzern
Fassadenplanung: metalprojekt gmbh, Kerns 
Fassadenbau: JOSEF MEYER Stahl und Metall AG, Emmen
 
2. Rang: Wohnturm, Winterthur
Wild Bär Heule Architekten AG, Zürich 
Fassadenbau und -planung: Krapf AG Metall- und Fassadenbau, Engelburg
 
3. Rang: Léman Express – Projet CEVA, Genève 
Ateliers Jean Nouvel et EMA éric maria architectes associés sa, Genève 
Fassadenplanung: BCS SA, Neuchâtel 
Fassadenbau: Consortium SHZ Sottas SA, Bulle – Hevron SA, Crissier – Zwahlen & Mayr SA, Aigle
 
 
 
Publikumspreis
1. Rang: Bürogebäude Hauptsitz Swissgrid, Aarau
Schneider & Schneider Architekten ETH BSA SiA AG, Aarau
Fassadenplanung: Emmer Pfenninger Partner AG, Münchenstein
Fassadenbau: Fahrni Fassadensysteme AG, Lyss
 
2. Rang: Neubau Headquarter Scott Sports, Givisiez
Architektur und Fassadenplanung: Itten+Brechbühl AG, Bern
Fassadenbau: Sottas SA, Bulle

3. Rang: Bergstation 3S-Bahn Trockener Steg–Klein Matterhorn, Zermatt
Architektur: PEAK Architekten, Heinz Julen und Ueli Lehmann, Zermatt
Fassadenplanung: Buri Müller Partner GmbH, Burgdorf
Fassadenbau: Stahleinbau GmbH, Stalden, und Bouygues E&S In Tec Schweiz AG, Geschäftseinheit Helion, Zuchwil

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