Wortgewandt

Elias Baumgarten
19. 9月 2019
Grosser Auftritt: Michele Bär und Nicole Baumgartner (Foto: Elias Baumgarten)

«Was ich schon immer einmal sagen wollte» – unter diesem Motto stieg am 12. September 2019 der Kurzvortragsabend der Zürcher Sektion des SIA im EXIL. Auf die Beine gestellt hatten den Event Stefan Kurath und Luca Fontanella. Bis zum letzten Platz gefüllt war der Raum, als 12 Architekt*innen acht spannende Referate hielten. Und das im Gros sehr junge Publikum kam voll auf seine Kosten: Viele Sprecher*innen nutzen die Bühne, um Einblick in ihre Arbeit zu geben und ihre Lieblingsprojekte zu zeigen. Andere gaben sich humorvoll und einige lieferten kritische und gar politische Statements. So sprach beispielsweise das Duo Florian Hartmann und Piero Bühler über die Arbeit mit Referenzen. Die Mitarbeiter*innen ihres Büros tragen kontinuierlich Bilder zusammen, die als Inspirationsquellen für dessen Projekte dienen. 20 davon hatten die beiden im Gepäck. Landschaftsarchitekt Johannes Heine sorgte mit Arbeiten, die Natur in den öffentlichen Raum (zurück-)bringen, für Erfrischung. Thomas Hildebrand zeigte Bauten und Entwürfe aus seinem Lieblingsbaustoff Holz – zum Beispiel einen Pavillon, den sein Büro 2017 für die Blausee AG am gleichnamigen See verwirklichen konnte. Bei diesem wurde eine traditionelle Formensprache aufgegriffen und alte, fast vergessene Handwerkstechniken kam zum Einsatz.

Thomas Hildebrand widmete sich dem Baustoff Holz. (Foto: Elias Baumgarten)
Florian Hartmann und Piero Bühler sprachen über Referenzen. (Foto: Elias Baumgarten)
Johannes Heine trägt vor. (Foto: Elias Baumgarten)

Nach der Pause sprach Simon Mühlebach über die visionären Architekturen der 1970er-Jahre. Am Institut Urban Landscape der ZHAW forscht er zum Thema und in seinem Büro arbeitet er überdies aktuell an einer Publikation; Ende dieses Jahres schon wird sie erscheinen, so hofft er. Eva Lanter und Patrick Britt indes sorgten für gute Laune und viele Lacher, als sie «Architecture-Meme» zeigten und damit sympathisch humorvoll ihre eigenen Entwürfe präsentierten. Renate Walter und Sebastian Lippok sprachen schliesslich am Beispiel des Innovationsparks Biel, welcher derzeit nach ihren Plänen umgesetzt wird, über die Begriffe Innovation und Effizienz. 

Simon Mühlebach beim Vortrag (Foto: Elias Baumgarten)
Nina Cattaneo fand klare Wort zum Wettbewerbswesen in der Schweiz. (Foto: Elias Baumgarten)

Für ein knackiges Statement nutze Nina Cattaneo ihren Auftritt. Sie fokussierte auf die Lage junger Architekt*innen und kritisierte insbesondere, dass offene Wettbewerbe in der Schweiz immer seltener werden. Auch an der Qualität vieler Ausschreibungen übte sie Kritik. Vor allem der immer stärkere Fokus allein auf die Kosten stört die Architektin. Mit provokanten Bildern und markigen Worten zeigte Cattaneo auf, dass diese Entwicklungen nicht nur zum besonderen Nachteil junger Gestalter*innen sind, sondern auch der Schweizer Baukultur gesamthaft schaden. Ebenfalls die Lage der hiesigen Nachwuchsarchitekt*innen thematisierten Michele Bär und Nicole Baumgartner. Das Potenzial des Vortragsformats, bei dem in sechs Minuten 20 Slides gezeigt wurden, spielten sie dabei mit grossem rhetorischen Geschick und toller Abstimmung untereinander hervorragend aus. Besonders aufmerksam machten sie auf den bisweilen noch immer niedrigen Frauenanteil in der Architektur. Ihr Publikum suchten sie ausserdem zum Schritt in die Selbstständigkeit zu ermuntern und rieten, nötigenfalls an Wettbewerben Kooperationen mit erfahreneren Kolleg*innen einzugehen.

Der nächste sehenswerte Kurzvortragsabend steht in Zürich unterdessen schon am 26. September um 18.30 Uhr an (Karl der Grosse, Kirchgasse 14). Er trägt den Titel «We Need a Change Now!» und wird wiederum von Stefan Kurath moderiert – diesmal gemeinsam mit Molly Dolan. Organisator des Events ist das Netzwerk Architecture for Refugees SCHWEIZ.

Gute Stimmung und volles Haus im Zürcher EXIL (Foto: Elias Baumgarten)

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