Das Seilziehen geht weiter

Elias Baumgarten
9. 4月 2019
240 Mieter*innen wurde gekündigt, weil der Zürcher Brunaupark neu bebaut werden soll. Bild: bildbau GmbH

Die Häuser der Siedlung Brunaupark wurden zwischen 1980 und 1996 gebaut. Nun möchte sie die Eigentümerin, die Pensionskasse der Credit Suisse, abbrechen. Bis 2026 will sie 500 neue Wohnungen bauen. Dass der Abriss wenig nachhaltig scheint, stört sie nicht, schliesslich können auf dem Areal mehr Wohnungen realisiert werden als dort heute stehen. 240 Mieter*innen wurde für das Vorhaben bereits gekündigt. Sie werden grosse Mühe haben, auf dem angespannten Zürcher Wohnungsmarkt neue Bleiben zu finden. Doch der Kommunikationsleiter des örtlichen Mieterverbandes, Walter Angst, der auch für die AL im Gemeinderat sitzt, findet, dass diese verfrüht ausgesprochen wurden. Das sagte er der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) unlängst im Interview. Und er verlangt, dass sie zurückgezogen werden. Angst wünscht sich, dass die Eigentümerschaft den Wert ihrer Mieterschaft anerkennt: Im Brunaupark wohnten bis anhin Menschen aus verschiedensten Schichten der Gesellschaft, viele davon mit Migrationshintergrund. Auch eine grosse jüdische Community lebte in der Anlage. Ob sich die Verantwortlichen der Pensionskasse von diesen Argumenten zu einer Rücknahme der Kündigungen bewegen lassen, sei dahingestellt. Ob eine juristische Handhabe besteht, sagte Angst nicht. So steht zu befürchten, dass es kein Zurück gibt.

«Schlechter Witz»

In 2002 wurden für die Überbauung Verträge zur Mietzinskontrolle mit der Stadt geschlossen. Heute unterstehen dieser noch 170 Wohnungen. Für 92 davon laufen die Verträge 2023 aus. Bis dahin werden diese Wohnungen zum heutigen Preis vermietet. Mit Eigentümerschaft wurde eine Absichtserklärung ausgehandelt, wonach 16 Wohnungen für 20 Jahre der Kostenmiete unterstellt werden sollten, um die Restlaufzeiten im Neubau zu kompensieren. Die Credit Suisse nennt die Abmachung grosszügig – es werde, so erklärte man unserer Redaktion, damit 30 Prozent mehr geboten, als zur Erfüllung geltender Auflagen nötig. Aber der Stadtrat hat beschlossen, doch auf die Erfüllung der alten Verträge zu pochen. Angst hielt von der Vereinbarung ohnehin noch nie viel. Diese sei nur ein «schlechter Witz», sagte er der NZZ. Ihm sind 16 Einheiten eingedenk der Tatsache, dass bisher 170 Wohnungen einer Mietzinskontrolle unterliegen, viel zu wenig. 

Mangelhafte Informationspolitik

Angst bemängelt den geringen Informationsfluss zum Projekt. Seit 2015 plane die Eigentümerschaft im Stillen den Abriss des Brunauparks und treibe die Ausgestaltung der Neubauten voran. Doch nie haben man sich dazu offen und transparent geäussert. Auch nach dem Architekturwettbewerb von 2017 nicht, den der Zürcher Adrian Streich mit seinem Team gewonnen hat. Erst im März dieses Jahres sei man mit den genauen Planungen herausgerückt. Er hätte sich – wie viele seiner Kolleg*innen aus der Politik auch – eine Kommunikation schon während des Vorprojekts gewünscht, so Angst.

Kein Gegner des Neubaus

Indes zeigte Angst sich im Interview nicht als strikter Gegner des Grossprojekts. Gegen eine Erhöhung des Wohnungsangebots gebe es schliesslich nichts einzuwenden, meinte er. Aber die Umgestaltung müsse in einer «geschickten Etappierung» erfolgen und ohne die bisherigen Mieter*innen aus der Anlage zu vertreiben.

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