Die Zukunft des Hitler-Geburtshauses

Katinka Corts, Manuel Pestalozzi
7. 6月 2020
Ein neues Dach mit zwei Giebeln gleicht das Haus dem Massstab der südlichen Nachbarbauten in der Salzburger Vorstadt an. (Visualisierung: Marte.Marte)

Ein kurzer Streifzug durch die Geschichte der Stadt Braunau am Inn lässt einen von Belagerung, Volksaufstand sowie Kriegsgefangenen- und Flüchtlingslager lesen, bevor man zum heute immer noch ortsprägenden Fakt kommt: Hier wurde Adolf Hitler geboren. Der Streit um sein Geburtshaus in der Salzburger Vorstadt zog sich zwischen der Besitzerin und dem österreichischen Staat über Jahre und füllte so manche Seite in Tageszeitungen, bis das Gebäude 2017 im Zuge einer Enteignung dem Innenministerium Österreichs zufiel: Mal ging es um einen geplanten Abriss, später um die Aufhebung der Abrisspläne und zuletzt um die «Neutralisation des Ortes» (Hermann Feiner), die durch eine deutliche Umgestaltung des Hauses und die zukünftige Nutzung als Polizeigebäude mit Bezirkspolizeikommando und Polizeiinspektion erreicht werden soll. 

Bei der Liegenschaft handelt es sich um ein Eckhaus in der Salzburger Vorstadt, an zentraler Lage. Das siegreiche Wettbewerbsprojekt von Marte.Marte aus dem vorarlbergischen Feldkirch zeigt einen behutsamen und gelassenen Umgang mit dem Bestand. Auffälligstes Merkmal in der historischen Bausubstanz ist ein neues Dach, das die Hauptfassade an der Salzburger Vorstadt in eine doppelte Giebelfront verwandelt. Mit dieser Massnahme gleicht sich das Gebäude dem Massstab der südlich anschliessenden historischen Bauten an. Im rückwärtigen Bereich sind schlichte Neubauten für die künftige Nutzung geplant. «Die Einfachheit an dem Projekt war es, das uns alle in der Jury überzeugt hat», sagte der Juryvorsitzende Robert Wimmer gegenüber dem ORF. Die innere Struktur des Objekts mit zwei Häusern werde auch beibehalten, was der Denkmalschutz begrüsst.

Im rückwärtigen Bereich passen sich diskrete Neubauten ins gegebene Umfeld ein. (Visualisierung: Marte.Marte)

Von der neuen Nutzung zeigt sich auch Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) begeistert, hüte die Polizei schliesslich die Grund- und Freiheitsrechte im Staat. Der Mahnstein vor dem Geburtshaus – im April 1989 war er auf Veranlassung des Bürgermeisters Gerhard Skibas als Zeichen gegen Krieg und Faschismus aufgestellt worden – sollte im Haus der Geschichte in Wien einen neuen Platz finden, wie das Innenministerium am 2. Juni bei einer Pressekonferenz bekannt gab. Diese Aussagen erregten Ärger, unter anderem bei Florian Kotanko, dem Leiter der Braunauer Zeitgeschichtetage – eine solche Neutralisierung des Ortes und seiner Geschichte sei sicher nicht möglich! Die für den Stein verantwortliche Stadtgemeinde hat, sicherlich zur Erleichterung des Innenministeriums, die Abgabe des Steines an das Museum als Vorschlag interpretiert und damit zumindest etwas zum Glätten der Wogen beigetragen.  


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