Die Besten

Elias Baumgarten
8. oktober 2019
hehnpohl architektur, «Haus am Buddenturm», Münster (Foto: hehnpohl architektur)

Einzelhäuser haben unvermindert Konjunktur. In Deutschland zum Beispiel leben 53 Prozent der Bevölkerung in Ein- und Zweifamilienhäusern. 12,5 Millionen Einfamilienhäuser stehen in unserem nördlichen Nachbarland; hinzu kommen 3 Millionen Zweifamilienhäuser. Ähnlich die Zahlen auch hierzulande: 57,4 Prozent des Schweizer Gebäudebestands machen Einfamilienhäuser aus – auch wenn ihr Anteil seit 2012 sinkt. Angesichts dessen scheinen ökologische Bedenken ungehört zu verhallen und in den Wind gesprochen. Aus architektonischer Sicht sind Einfamilienhäuser allerdings nicht allein problematisch, ein Thema, das nachdenklich stimmt, sondern zugleich auch ein Labor, in dem neue, mitunter auch radikale Gestaltungsideen erprobt werden können. Schon viele Architekt*innen begannen ihre Karriere mit vielversprechenden Einzelhäusern, um hernach auch andere Aufgaben erfolgreich zu meistern. Der Münchner Callwey-Verlag und das Deutsche Architekturmuseum (DAM) suchen deshalb schon seit Jahren regelmässig das beste Einfamilienhaus im deutschen Sprachraum – so auch in diesem Jahr. Stets mündet der Wettbewerb in ein Buch, in dem eine Auswahl der Zusendungen ausführlich präsentiert und – heuer von der Architekturjournalistin Katharina Matzig – besprochen wird. Und seit Mittwoch, dem 26. September 2019, läuft im DAM in Frankfurt zudem eine passende Ausstellung. Sie bleibt bis zum 24. November geöffnet.

Foto: hehnpohl architektur
Foto: hehnpohl architektur

180 Projekte wurden für die aktuelle Auflage eingereicht. Die Jury unter Leitung von Peter Cachola Schmal, Direktor des DAM, selektionierte 50 für die Publikation «Häuser des Jahres». Der Sieg schliesslich ging an das deutsche Büro hehnpohl architektur aus Münster. Die Architekt*innen erhalten den mit 10'000 Euro dotierten Preis für ihr Projekt «Respekt» («Haus am Buddenturm») in der Stadt. Das Haus steht im kleinmassstäblichen Zentrum. Mit seinen Kraggeschossen und dem Satteldach, seiner Höhe und Masse gliedert sich der Backsteinbau gut in den Bestand ein. Die Strassenfassade nimmt die Fluchtlinien der Nachbargebäude auf. Von aussen zeige sich das Haus aber auch «geheimnisvoll», findet die Jury. Denn nur zwei Öffnungen sowie ein kupfernes Garagentor wendet es dem Stadtraum zu. Allerdings gibt es sich damit auch verschlossen und distanziert. Im Inneren findet die Staffelung der Fassade ihre Entsprechung. Besonderes Lob gab es von der Jury für die skulpturale Treppenanlage in Sichtbeton, die von schlitzartigen Oberlichtern illuminiert wird.

Für die Juror*innen widerlegt das Projekt ferner die Kritik am Thema des Wettbewerbs und den vorgebrachten Einwand, man leiste mit diesem dem Flächenfrass und der Zersiedelung Vorschub. Ob ein Einfamilienhaus zum dichteren, weniger problematischen Typus wird, steht es im Stadtzentrum, sei dahingestellt. Fraglich auch, ob es in Zeiten des Mangels an leistbarem Wohnraum in den Innenstädten eben dort richtig aufgehoben ist.

Foto: hehnpohl architektur
Erfolgreiche Schweizer Beiträge

Unter den sieben ausgezeichneten Projekten sind zwei aus der Schweiz und ebenso viele aus Österreich. Think Architecture aus Zürich wurde für das Projekt «Parkhaus» mit einer Auszeichnung geehrt. Anerkennungen gingen an Bernardo Bader Architekten aus Vorarlberg, das Berliner Nord Studio, mai2 Architektur aus Linz, Daluz Gonzalez Architekten aus Zürich sowie das Gespann aus Jurek Brüggen und Sebastian Sailer Kosa Architekten. Hier die Projekte in Bildern:

Think Architecture, «Parkhaus», Zürich (Foto: Simone Bossi)
«Parkhaus» (Foto: Simone Bossi)
Bernardo Bader Architekten, «Dorfschönheit», Trogen (Foto: Adolf Bereuter)
«Dorfschönheit» (Foto: Adolf Bereuter)
Nord Studio, «Haus an der Elbe», Wedel (Foto: Christoph Rokitta)
«Haus an der Elbe» (Foto: Christoph Rokitta)
mia2 Architektur, «Das Rundherumhaus», Bürserberg (Foto: Kurt Hörbst)
«Das Rundherumhaus» (Foto: Kurt Hörbst)
Daluz Gonzalez Architekten, «Den See im Blick», Herrliberg (Foto: Valentin Jeck)
«Den See im Blick» (Foto: Valentin Jeck)
Jurek Brüggen mit Sebastian Sailer Kosa Architekten, «Das Jahreszeitenhaus», Insel Werder (Foto: Jurek Brüggen)
«Das Jahreszeitenhaus» (Foto: Jurek Brüggen)
Häuser des Jahres

Häuser des Jahres
Katharina Matzig, Jan Weiler

328 Pagina's
Gebunden
ISBN 9783766724250
Callwey
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