Architektin Alison Killing erhält einen Pulitzer-Preis

John Hill, Elias Baumgarten
15. juli 2021
Diese Luftaufnahme zeigt den chinesischen Distrikt Dabancheng und ein Lager, in dem Berichten zufolge Zehntausende Menschen interniert sind. (Foto: Google Maps)

In China werden, obschon die Regierung das beschönigt und nur zugibt, was ohnehin bekannt ist, Angehörige muslimischer Minderheiten, Uiguren und Kasachen etwa, überwacht und unterdrückt. Viele werden sogar in Umerziehungslager gesperrt. Wie etliche andere Medien hat die Frankfurter Allgemeine schon 2019 über die Unterdrückungskampagne, die seit 2016 fortdauert, und die Lager berichtet. Und der Neuen Zürcher Zeitung haben drei Opfer berichtet, was sie durchleiden mussten. Allerdings lassen sich ihre Geschichten nicht im Detail überprüfen. Die chinesischen Behörden verhindern das konsequent. Sie decken sich aber mit anderen Zeugenaussagen. 

Die Journalistin Megha Rajagopalan, der österreichische Programmierer Christo Buschek, der schon länger für Menschenrechtsorganisationen arbeitet, und die Architektin Alison Killing wollten es genauer wissen: Sie beschäftigten sich mit den zensierten Bereichen auf den Satellitenbildern des chinesischen Google-Maps-Gegenstücks Baidu. Auch dank Killings städtebaulicher Expertise – sie arbeitete nach dem Architekturstudium zunächst für Stadtplanungsbüros in London und Rotterdam – konnten sie, indem sie die Umgebung untersuchten und zum Beispiel auf Anschlüsse an die Verkehrsinfrastruktur achteten, 280 Lager-Standorte identifizieren. Seine Ergebnisse veröffentlichte das Trio auf dem amerikanischen Portal BuzzFeed News. Dafür erhielt es nun zu seiner grossen Überraschung und Freude einen Pulitzer-Preis in der Kategorie International Reporting. «So ganz glaube ich es noch nicht», sagte Christo Buschek sympathisch-bescheiden der österreichischen Tageszeitung Der Standard. Er sei doch noch nicht einmal ein Journalist.

Killings Beteiligung erinnert an die Arbeit von Eyal Weizman und seinem Team (Forensic Architecture), das im Auftrag von internationalen Staatsanwälten und Menschenrechtsorganisationen Untersuchungen mit architektonischen Mitteln durchführt. Bis heute nichts an Aktualität verloren hat zum Beispiel sein Buch «Sperrzonen. Israels Architektur der Besatzung» (2009). Darin klärt er auf, wie Israel die Palästinenser mit baulichen Mitteln drangsaliert. Es ist schön zu sehen, für wie viel die im Architekturstudium und später im Büro erlernten Methoden und Denkweisen nützlich sein können.

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