Fels in der Brandung

BDE Architekten
1. outubro 2020
Das Haus «Schlossberg» befindet sich an der Nahtstelle zwischen Altstadt und Gleisfeld. (Foto: Georg Aerni)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Den Anstoss für den Ersatzneubau hat das Bedürfnis nach einer neuen Busspur gegeben – die Linie sollte durchs erste Obergeschoss des Hauses führen, hier sollte eine neue Haltestelle Platz finden. Im Erdgeschoss kreuzt zudem eine bestehende Fussgängerpassage das Gebäude. Der öffentliche Raum der Stadt umschliesst den Baukörper also nicht nur, er führt durch ihn hindurch. Das Haus steht entkoppelt gegen Erschütterungen auf nur wenigen Punkten und funktioniert quasi als Brücke.

Zweigeschossige Wohnräume bieten schöne Ausblicke auf Baden. (Foto: Georg Aerni)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?


Die Komplexität der Aufgabenstellung war gleichzeitig unsere Inspiration, hier sicher mehr als bei anderen Projekten. Die Integration des Verkehrs ins Gebäude, die komplexe Statik und die Anbindung an den öffentlichen Raum auf drei Geschossen haben das Haus wesentlich geformt. Durchgehende Treppenhäuser konnten nur an wenigen Stellen vorgesehen werden, deshalb erschliesst eine Rue Interieur im dritten Obergeschoss die Wohnungen horizontal. Ins Dach eingeschnittene Patios machen lärmabgewandtes Lüften der Maisonettes möglich und sind gleichzeitig privater Rückzugsort an der innerstädtischen Lage.

Eine Rue Interieur führt zu den Wohnungen im dritten Obergeschoss. (Foto: Georg Aerni)
Privat unter freiem Himmel – ins Dach wurden Patios eingeschnitten. (Foto: Georg Aerni)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Das Haus steht exponiert am Rande der Altstadt und direkt an den Bahngleisen. Seine Präsenz als Solitär war also gegeben, eine gewisse Robustheit am verkehrsumtosten Ort war gefragt. Die Fassaden reagieren auf die unterschiedliche Nachbarschaft: markant mit dem Rhythmus des Sägezahns zum Gleis, ruhig und massstabsgerecht zur Altstadt. Der Blick zur Ruine auf dem Schlossberg wird in jeder der acht Maisonettewohnungen mit einem hohen Fenster gerahmt. 

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Hinter dem Haus stehen zwei Bauherren. Das Gebäude selbst gehört einer privaten Eigentümergemeinschaft. Busspur und Haltestelle sind im Auftrag des Kantons Aargau entstanden. Das Neben- und Übereinander verschiedener Nutzungen und das Miteinander zweier Bauherrschaften vom Wettbewerb bis zur Schlussabrechnung sind sicher eine Besonderheit dieses Projekts.

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Die Lektüre des Ortes, das Verstehen seines Wesens und die Auseinandersetzung mit der Aufgabe stehen am Anfang jeder Arbeit. Im Entwurfsprozess schält sich dann Schritt für Schritt ein Projekt im Sinne einer subjektiven Interpretation heraus. Das entspricht der Herangehensweise für all unsere Projekte. Unser Ziel ist es, ausdrucksstarke Architekturen für konkrete Orte zu finden. Eine formale Eingliederung unserer Arbeiten gibt es nicht; das ist auch so gewollt.

Blick vom Schlossberg herab auf den Neubau (Visualisierung: Nightnurse Images)
Situation
Grundriss 3. Obergeschoss
Grundriss 4. Obergeschoss
Schnitt
Name des Bauwerks
Wohn- und Geschäftshaus «Schlossberg»
 
Standort
Bahnhofstrasse 7, 5400 Baden
 
Nutzung
Bushaltestelle, Verkauf, Gastronomie, Dienstleistung, Wohnen 
 
Auftragsart
Projektwettbewerb nach Präqualifikation, 1. Preis
Auftrag: 100 Prozent Teilleistung als Generalplaner
 
Bauherrschaft
MEG Schlossberg und Kanton Aargau
 
Architektur
BDE Architekten Brunnschweiler, Denzler Dorsch, Erb, Winterthur
Projektleiter: Daniel Siegfried, Christian Diener (Stellvertreter)
Mitarbeit: Klemen Breitfuss, Philipp Brunnschweiler, Matthias Denzler, Amadeus Dorsch, Christian Dössegger, Oliver Erb, Argjentina Kastrati, Elia Müller, Davide Orlando, Lisa Sallenbach, Melanie Wiedenmann, Saikal Zhunushova
 
Fachplaner 
Bauingenieur: SNZ Ingenieure und Planer AG, Zürich, Jauslin Stebler AG, Basel
Elektroplaner: Beratende Ingenieure Scherler AG, Winterthur
Haustechnikplaner: Beag Engineering AG, Winterthur
Bauphysik: BWS Bauphysik AG, Winterthur
Fassadenplaner: Atelier P3 AG, Zürich
 
Bauleitung 
Hauri Baumanagement AG, Aarau
 
Jahr der Fertigstellung
2019
 
Gesamtkosten BKP 1–9
CHF 21,1 Mio.
 
Gebäudekosten BKP 2 
CHF 14,9 Mio.
 
Energiestandard
Minergie
 
Fotos
Georg Aerni, Zürich

Projeto destacado

atelier a und b ag

Martiweg

Outros artigos nesta categoria