Holzbau pur

Ulf Meyer
17. maio 2023
Die vier Reihenhäuser wurden so auf dem Grundstück platziert, dass der wertvolle Baumbestand erhalten werden konnte. (Foto: © Felix Wey)

Holz ist derzeit gefragt wie selten zuvor. Doch viele vermeintliche Holzbauten sind in Wahrheit Hybride: Etliche Bauteile sind betoniert, die Holzkonstruktionen selbst sind oft «eingepackt» und aus vielen Schichten aufgebaut, die sich nur schwer oder gar nicht trennen lassen. Das ist weder ästhetisch noch ökologisch zielführend, und die Vorteile des Naturmaterials verpuffen.  

Mit vier bemerkenswerten Reihenhäusern im Aarauer Golden-Quartier wollte der Architekt Christian Frei beweisen, dass es anders geht, und reine Holzbauten konstruieren. Nur der Keller ist betoniert, er wurde von einem alten Einfamilienhaus übernommen, das vormals auf dem Grundstück in der Gartenstadtsiedlung stand. Und zwischen den Häusern wurden für den Brandschutz Gipsplatten verbaut – ansonsten bestehen die Bauwerke zur Gänze aus Holz. Christian Frei übrigens bewohnt eines der Häuser, die 2020 fertiggestellt wurden, selbst. Für ihn sind die vier Bauten in ihrer Radikalität ein «gebautes Statement». 

Die Fassaden bestehen aus schwarzen Schindeln. (Foto: © Felix Wey)

Die Häuser mit steilen Satteldächern wurden so positioniert, dass sie den wertvollen und schönen Baumbestand auf dem Grundstück nicht beeinträchtigen. Dazu wurde die Lage der Wurzeln im Untergrund vorab genau bestimmt. 

Die Bauten haben schwarz eingefärbte Schindelfassaden, die einen dezenten Hintergrund für die Vegetation bieten. Zur Gartenseite besitzen die Reihenhäuser auf ganzer Breite unten Terrassen und oben Loggien.

Die Treppengeländer wurden mit Ausschnitten in Form von Ginko-Blättern gestaltet. (Foto: © Felix Wey)
Foto: © Felix Wey

Betritt man eines der Häuser, empfangen einen helle, freundliche Holzoberflächen. Sämtliche Einbaumöbel hat der Architekt selbst entworfen. Für Frei, der in seiner Karriere zusammen mit seinem Bruder Peter viele Gebäude in Sichtbeton gestaltet hat, war es ein besonderer Reiz, die Logik und Tektonik des Holzbaus zum Entwurfsprinzip zu erklären, wie er im Gespräch sagt.

Beide Brüder beherrschen beim Entwurf und Bau ihrer Gebäude das Fügen, die Fügung und die Fugen(bilder) in Perfektion. Auch hinsichtlich der Grundrisse sind sie konzeptionell an den Entwurf herangegangen: Die drei Etagen eines jeden Hauses sind in der Fläche streng gedrittelt: Die Zimmer liegen an den beiden Fassaden, und ein Treppenhaus mit Bad befindet sich in der Mitte. Im Erdgeschoss ist der Wohnraum zwei Drittel gross, Küche und Windfang nehmen ein Drittel ein. Alle Decken und Böden, alle Innen- und Aussenwände, die Treppen samt Geländern und auch alle Türen sind aus Holz.

Foto: © Felix Wey

Die bauausführende Firma – Küng Holzbau aus Alpnach – hat bei der Umsetzung eng mit den Architekten zusammengearbeitet. Auf die Verwendung von Leim wollten beide verzichten. Stephan Küng legte wie der Architekt seinen Eifer in die konzepttreue Umsetzung der Entwurfsidee und aller Details.

Computergesteuert wurden die Bretter kreuzweise geschichtet. Ein Roboter optimierte bei der Produktion die Geometrie so, dass Verschnitt minimiert wurde. Fenster und Türen wurden schon im Werk ausgespart, und die Hohlräume für die Leitungen wurden bereits in Alpnach gefräst.

Foto: © Felix Wey
Im Obergeschoss öffnen sich die Räume jeweils auf der ganzen Breite zu einer Loggia. (Foto: © Felix Wey)

Das Haus ist aus Schichtholzwänden aufgebaut. Die Platten waren dabei bis zu 15 Meter lang und bis zu 3 Meter hoch. Nachdem sie auf die Baustelle geliefert wurden, ging die Montage blitzschnell. In allen Innenräumen der vier Häuser bleibt das Konstruktionsprinzip sichtbar und erlebbar. Zum Beispiel sieht man bei den Durchgängen zwischen den Räumen die Lagen der fünf Brettschichten. Sie ergeben eine Tafeldicke von 20 Zentimetern. Die Aussenwände und die Dächer bestehen aus zwei Platten, sind also 40 Zentimeter dick. Dank dieser Stärke der Holzkonstruktion ist keine zusätzliche Isolierung mehr nötig: Der U-Wert liegt bei 0,19 W/m2K. Das ist nur knapp höher als bei Minergie-Häusern (0,17 W/m2K), für deren Erstellung aber zumeist deutlich mehr Energie aufgewendet werden muss. Zudem sorgt die reine Holzkonstruktion für ein besonders behagliches Raumklima. So beträgt die Luftfeuchtigkeit konstant um 45 Prozent. 

Schwarzplan (© Frei Architekten)
Grundriss Erdgeschoss (© Frei Architekten)
Grundriss Obergeschoss (© Frei Architekten)
Grundriss Dachgeschoss (© Frei Architekten)
Querschnitt (© Frei Architekten)
Längsschnitt (© Frei Architekten)

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