Fuge
Angela Deuber hat in Graubünden ein kraftvolles Privathaus gestaltet. Es überzeugt mit einem offenen, doch präzise zonierten Raumkontinuum. Die Architektin erklärt ihren Entwurf und beantwortet unsere Fragen.
Ort 7430 Thusis
Nutzung Einfamilienhaus
Auftragsart Vorstudien, Projektierung, Ausschreibung und Realisierung
Architektur Angela Deuber, Chur: Angela Deuber (Projektleitung), Hirona Tsuchiya, David Hagberg
Fachplaner Bauingenieur: Patrick Gartmann, Ferrari Gartmann AG, Chur
Jahr der Fertigstellung 2019
Massgeblich beteiligte Unternehmer Baumeisterarbeiten: Beni Baumeister, Thusis | Holzfenster: Wenger Fenster AG, Wimmis, BE | Metallbauarbeiten: Mario Waser, Passugg, GR
Auszeichnung Ausstellung 2018 «Physical Presence», Architekturbiennale von Venedig
Fotos Schaub Stierli Fotografie
Das Privathaus steht in Thusis im Kanton Graubünden. Es handelt sich um ein lang gestrecktes Gebäude mit offenem Innenraum ohne Türen. Dieses Kontinuum wird von einer dreieckigen Zone unterbrochen, der «Fuge», welche die Räume sowohl verbindet als auch voneinander trennt.
Mir war wichtig, die Innenräume grösser erscheinen zu lassen als sie eigentlich sind. Zwei Innenwände, die parallel zum trapezförmigen Grundstück verlaufen, bilden den erwähnten zentralen dreieckigen Eingangsraum und zonieren das Erdgeschoss in drei Räume: Wohnzimmer, Küche und einen privaten Bereich. Sie sind an ihren Enden jeweils vom Boden bis zur Decke verglast. Das Wohnhaus mit einer Hauptnutzfläche von 70 Quadratmetern wird so räumlich zum Teil des 700 Quadratmeter grossen Gartens und der umliegenden Landschaft.
Das Wohnhaus befindet sich an einem Hang auf einem Plateau, das nach oben und unten je von einer Böschung begrenzt wird. Das Gebäude ist von unten gesehen 24 Meter lang und im Garten ebenerdig; im Gegensatz dazu tritt es von oben nur als kleines Dach vor der gegenüberliegenden Bergkulisse in Erscheinung. Im Garten verbinden Wände das Gebäude mit der Topografie, wodurch ein grösserer Raum angedeutet wird.
Das Privathaus ist minimal für eine Person gebaut. Es ist eine direkte Umsetzung des Raumprogramms der Bauherrin.
Die Gebäudestruktur besteht aus einer Stütze, zwei Wänden und vier Gebäudeecken in hellgrauem Beton, die zusammen eine Einheit bilden. Die beiden Wände tragen zusammen mit der Stütze das Dach. Trag- und Raumstruktur sind identisch wie zum Beispiel bei unserem Schulhaus in Thal oder dem Umbau eines denkmalgeschützen Wohnhauses in Stuls.
Das Wohnhaus wurde im Wesentlichen von einem Unternehmer, dem Baumeister, in hellem Sichtbeton in Elementschalung erstellt. Die handwerkliche Umsetzung ist daher kohärent. Der Bau trägt seine Handschrift beziehungsweise letztendlich die des Poliers. Der Sichtbeton wurde vor Ort erstellt, die Oberflächen des fertigen Fussbodens sind geschliffen oder gestockt.