Zweiter Anlauf

Ulf Meyer
22. 十二月 2019
Foto © Japan Sports Council

Die Auswahl des Entwurfs für das neue Olympiastadion in Tokio war holprig: Nachdem Zaha Hadid den Wettbewerb 2012 mit einem exaltierten «Fahrradhelm»-Stadion gewonnen hatte, wurde das Ergebnis kurzerhand annulliert und das Konkurrenzverfahren nur für japanische Teams aus je einem Baukonzern und einem Architekturschaffenden beziehungsweise -büro neu ausgelobt. Auch der nachgebesserte Entwurf ohne bewegliches Dach und auf kleinerer Fläche hatte nämlich in Tokio keine Gnade gefunden. Besonders Toyo Ito und Fumihiko Maki hatten gegen den Entscheid der Jury geätzt. Dann setzte sich Kengo Kuma 2015 im zweiten Anlauf durch – als Huckepack-Architekt des Taisei-Baukonglomerats. Durch das doppelte Verfahren war Tokio als Gastgeber der nächsten Sommerspiele in zeitlichen Verzug geraten. Das Nationalstadion aus den 1960er-Jahren, ein Meisterwerk des Architekten Mitsuo Katayama (1918–1985), wurde abgerissen, um Platz für den Neubau zu schaffen. 

Foto © Japan Sports Council
Foto © Japan Sports Council

Dennoch ist das neue Stadion nun termingerecht fertiggestellt worden. Es wird jetzt sechs Monate lang getestet und auf seinen Einsatz als Schauplatz der Eröffnungsfeier am 17. Juli 2020 vorbereitet. Das Stadion mit drei Rängen ist alles, was Hadids Entwurf versprach nicht zu sein: konventionell, baubar und «warm». Um keinen weissen Elefanten zu schaffen, wird das Gebäude nach den Spielen zu einem Fussballstadion mit dann sogar 80'000 Plätzen umgebaut. 

Während der Spiele werden 60'000 Zuschauer*innen das Dachtragwerk bewundern können. Es soll an die Gojunoto Pagode bei Nara erinnern. Das ovale, weisse Teflon-Dach über den Rängen wird von einem hybriden Tragwerk aus Stahl und Holz getragen. Etwa 2'000 Quadratmeter Lärchen- (für die sichtbaren Bereiche) und Zedernholz-Laminate aus Japan wurden hier verbaut. Angesichts der Auflagen zum Brandschutz und zur Erdbebensicherheit in Tokio ist dies eine kleine Revolution. Um die Sportbegeisterten vor der starken Sommerhitze während der Spiele zu schützen, setzt Kuma Grünpflanzen in Trögen als Brisesoleil ein. Das Stadion kann zudem mit einem Sprühnebel gekühlt werden. 

Japanische Laternen illuminieren den Bau, in den Gesellschaftsräumen scheint das Tageslicht durch Shoji-Wände – alles ist «typisch japanisch», denn so wollte es der nationalistisch gesinnte Premierminister Abe Shinzo. Deswegen wurde auch Hadids Entwurf gekippt – er war nicht «japanisch» genug. 

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