Nachhaltige Büros

Manuel Pestalozzi
21. Juli 2015
Bild: ZAHW

Wie bestimmt die Arbeitsumgebung die Leistung und das Wohlbefinden von Mitarbeitenden? Wie lassen sich Bürogebäude bauen und betreiben, damit diese ökologisch und ökonomisch nachhaltig sind? Und wie berechnet man den wirtschaftlichen Nutzen solcher Massnahmen konkret? 26 Gebäude, 6000 Teilnehmende und 700 000 Messpunkte wurden berücksichtigt bei der mehrjährigen, KTI-finanzierten Studie des Instituts für Facility Management der ZHAW in Wädenswil, in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich und der Universität Chalmers in Göteborg. Und man ist den Antworten ein gutes Stück näher gekommen.

Eine wichtige Erkenntnis ist, dass sich das brachliegende Potential nicht mit herkömmlichen Strategien allein erschliessen lässt. Auch wenn ein Bürogebäude die gängigen Richtlinien für nachhaltiges Bauen und Betreiben erfüllt, empfinden dies die Mitarbeitenden nicht unbedingt. «Die Unterschiede in Gesundheit, Produktivität und Zufriedenheit mit der Arbeitsumgebung lassen sich nicht auf die Erfüllung oder Vernachlässigung von Normen zur Innenraumqualität zurückführen», erklärt Lukas Windlinger, Leiter der Forschungsgruppe Workplace Management der ZHAW.

Die Einhaltung dieser Richtlinien bilde zwar nach wie vor eine wichtige Basis, ausschlaggebend sei aber die Orientierung an den Mitarbeitenden. Denn wie diese ihre Arbeitsumgebung, ihr soziales Arbeitsumfeld und ihre Arbeitsaufgaben bewerten, wirkt sich wesentlich auf ihre Gesundheit und Leistung aus, so das Fazit der ZHAW-Studie. Beispielsweise sind eine als ungenügend eingestufte Privatsphäre, eine erhöhte Arbeitsbelastung und schwierige Beziehungen zu Arbeitskollegen allesamt Risikofaktoren für Erschöpfungssymptome.

Nur wer also mit den und für die zukünftigen Nutzenden plant und betreibt, wer deren spezifische Tätigkeiten und Bedarfe einbezieht, kann sicher sein, dass eine Investition in gesunde und leistungsförderliche Büros auch tatsächlich fruchtet, scheint einer der Schlüsse zu sein, die sich aus der Studie ziehen lassen. Bauherrschaft, Fachplanern sowie Architektinnen und Architekten warnt Windlinger deshalb: «Wer rein auf Normen setzt, vertut eine Chance und investiert unter Umständen ins Leere.»

Bei Architektinnen und Architekten dürfte diese Studie Ratlosigkeit auslösen. Denn gerade in Bürobauten ist es praktisch unmöglich, für spezifische Personen oder Personengruppen zu planen. Deren Präsenz und Konstellation ändern sich ja laufend. Man kann die Erkenntnisse eigentlich nur als Plädoyer für offene, flexible Strukturen und räumliche Konfigurationen verstehen und vielleicht als Empfehlung, Nischen- und Rückzugsbereiche zu schaffen, welche eine gewisse Intimsphäre sicherstellen.

Umsetzungspartner der drei Hochschulen ZHAW, ETH Zürich und Chalmers waren Ernst Basler und Partner sowie Witzig The Office Company. Genauere Angaben zum Aufbau der Studie und zu den Forschungsergebnissen finden sich unter nachhaltigebueros.ch.

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