Gebaute Folklore

Jenny Keller
19. Oktober 2016
Crucero del Sur. Bild: Peter Granser, El Alto, erschienen bei Edition Taube 2016

Freddy Mamani Silvestre nennt seinen Baustil «neue andine Architektur». Der Autodidakt (Marmani arbeitet auf dem Bau, liess sich dann zum Bauingenieur ausbilden) ist Aymara, gehört also der indigenen Bevölkerung an, die in El Alto dank einer boomenden Wirtschaft zu neuem Reichtum kommt. Das Zeit-Magazin schreibt: «Die Stadt auf 4000 Höhenmetern ist Hauptumschlagplatz für die Im- und Exporte im Land. Nicht jeder Handel ist legal.» 

Seit 2005 hat Mamani mit seinem Architekturbüro über 60 Projekte in El Alto realisiert, die sich formal an der Aymara-Kultur sowie an Prä-Inka-Bauten aber auch an Science-Fiction-Filmen orientieren und für die Nouveaux-Riches steingewordene Traumhäuser darstellen. Doch Mamanis Bauten sind mehr als skalierte Wurlitzer oder gebaute Statussymbole von zweifelhaftem Geschmack. Sie weisen neben dem expressiven Baustil auch ein eigenes Finanzierungssystem auf: Die Besitzer vermieten das Erdgeschoss an Geschäfte, lassen ihre (Gross-)Familie in den Wohnungen darüber wohnen, kommen im hauseigenen Festsaal zusammen, bewohnen selbst das Penthouse und holen so ihr Investment innert ein paar Jahren wieder raus.

No name. Bild: Peter Granser, El Alto, erschienen bei Edition Taube 2016
Salon Alexander. Bild: Peter Granser, El Alto, erschienen bei Edition Taube 2016

  El Alto
Edition Taube, 2016
Mit Bildern von Peter Granser und einem Essay von Winston Hampel
24 Seiten, farbig, Umschlag gestanzt, klammergeheftet
19 × 32 cm
ISBN 978-3-945900-05-5
 

Der Verlag Edition Taube  gibt den Bildband «El Alto» mit Fotografien von Peter Granser heraus; mit Editionen finanziert der kleine Kunstverlag seine «neuen Positionen auf Papier». 

Die Special Edition zum Buch. Bild: Peter Granser, El Alto, erschienen bei Edition Taube 2016

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