2kg Werkbund, 2.5kg Bauplan

Katinka Corts
7. November 2013
Thomas Gnägi, Bernd Nicolai, Jasmine Wohlwend Piai: «100 Jahre Schweizerischer Werkbund SWB»

Annette Spiro und David Ganzoni sind Herausgeberin und Herausgeber des einen Buches, das den Titel «Der Bauplan. Werkzeug des Architekten» trägt (Verlag Park Books). In jahrelanger akribischer Arbeit haben Mitarbeitende am Lehrstuhl Annette Spiro an der ETH Zürich Ausführungspläne aus vielen Jahrhunderten gesammelt und kategorisiert. Baupläne mussten es sein, die für die Baustelle gezeichnet worden waren, ob analog oder digital. So findet sich im Buch nicht ein Foto, keine Skizze, kein Entwurf. 100 grossformatige Zeichnungen wurden schlussendlich für die über 300 Seiten starke Publikation ausgewählt. Sie stellen Detail und Überblick vor, sind farbig oder schlicht Schwarz auf Weiss, zeigen das Spezielle und das Banale. Vor allem aber versammeln sie ganz unterschiedliche Plan-Handschriften und werden jeweils zum wichtigen Zeitzeugen für die Kunst im Architektenplan.

Begleitet werden die Plandarstellungen von 12 Essays, die Gastautoren verfasst haben. Alle Pläne werden möglichst gross gezeigt, auf Doppelseiten oder gar verlängert auf Ausklappseiten. Auch die Westfassade des Kölner Doms aus dem Jahr 1280 ist hier zu sehen (auf Seite 205, wer ihn nicht findet), von der Originalgrösse von über 4 Metern Länge reduziert auf drei Buchseiten. Der Kunsthistoriker Marc Steinmann, der im Rahmen der Buchvernissage einen Vortrag über sein Dissertationsthema «Die Westfassade des Kölner Doms» hielt, fügte fast beiläufig an, die wahre Pracht des Domplans lasse sich dennoch in keinem Buch darstellen.

Annette Spiro, David Ganzoni: «Der Bauplan» (Bilder: Scheidegger & Spiess)

Mit dem zweiten Buch, «100 Jahre Schweizerischer Werkbund SWB», erscheint erstmals eine wissenschaftlich fundierte Aufarbeitung auch der jüngeren Geschichte des Schweizerischen Werkbundes. Das Buchprojekt entstand aus der Beschäftigung mit dem Deutschen Werkbund – und der Erkenntnis, das das Material zum Schweizerischen Werkbund bislang nur wenig versammelt und kaum aufgearbeitet war. In einem mit dem SWB abgestimmten, mehrstufigen Prozess entstand nun das Buch, das als Grundlage für die Beschäftigung mit dem Werkbund verstanden werden soll. Es zeigt die Vielfalt des SWB, der sich nebst der guten Form auch der Wohnraum- und Siedlungsplanung widmete und sozial engagiert ist.

In sich chronologisch geordnet versammeln Autorinnen und Autoren auf 464 Seiten kleine und grosse Artikel, die in fünf Kapiteln von den Hauptthemen des SWB erzählen. Es geht dabei um die Entwicklung des SWB, die Wissensvermittlung in Form von Werkbundausstellung und der Publikation «werk», die 1914 vom Bund Schweizer Architekten und dem Schweizerischen Werkbund gegründet wurde. Und um Personen, die die Geschichte des Bundes geprägt haben, sei es in der deutschsprachigen Schweiz oder in Zusammenarbeit mit der westschweizer Partnervereinigung l'Œuvre und dem Deutschen Werkbund. Über 500 Abbildungen, die grösstenteils erstmals veröffentlicht werden, leiten durch das Buch.

Beide Bücher zusammen geben Lese- und Anschaustoff für einige Zeit. Die Informationsdichte ist sowohl in den Texten als auch den Plänen beachtlich. Es lohnt sich, die Reise mit Werkbund und Bauplan anzutreten, die beide viele Schätze bergen.

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