Abstimmungssonntag

Katinka Corts
26. September 2013
Das neue Stadion von Burkhard Meyer Architekten wurde abgelehnt (Bild: pd)

Nein, 216 Millionen Franken wollten die Städterinnen und Städter nicht für das neue Stadion ausgeben. Nicht öffentlich finanziert, nicht ohne Unterstützung der Zürcher Fussballclubs. So geht die unendliche Geschichte um das Fussballstadion weiter: mit 51311 Ja- zu 53058 Nein-Stimmen fiel der Entscheid jedoch knapp. Bereits vor der Abstimmung erklärte Stadtrat André Odermatt, dass es bei einer Ablehnung des Vorhabens, das Burkard Meyer Architekten realisiert hätten, keinen Plan B gäbe: «Die Stadt hat Planungskosten in Millionenhöhe in dieses Projekt investiert und akzeptiert ein allfälliges Nein der Stimmbevölkerung. Darum wird sie für eine Neuplanung keinen Bleistift mehr in die Hand nehmen.» Der Stadtrat bedauert, dass das nicht für den Fussball konzipierte Letzigrundstadion nun also zu einer dauerhaften Lösung wird, wie die NZZ berichtet.
Alternativen können nun die Fussballclubs FCZ und GC sowie Private vorschlagen. GC-Präsident André Dosé ist nach der Enttäuschung über die Abstimmung offen für neue Vorschläge, auch wenn jetzt alles wieder neu aufgerollt werden muss. «Ich muss ja niemandem erklären, wie schwierig in Zürich die Realisierung eines Projektes mit Mantelnutzung wäre» sagte er am Montag gegenüber dem Tagesanzeiger.
Der ehemalige GC-Präsident Fritz Peter hat sich indessen bereits diese Woche zu Sondierungsgesprächen aufgemacht, und einen eigenen Plan entwickelt: Entweder könnte es ein Billigstadion mit modularer Stahlbaukonstruktion sein, was jedoch der Sprecher des Hochbaudepartements Urs Spinner für «schon auf den ersten Blick nicht bewilligungsfähig» erklärt. Und auch die Alternative mit reduzierter Mantelnutzung scheint für ihn wenig chancenreich.

In Basel wird es keinen Central Park geben (Bild: Jacob Planung)

Bei den Abstimmungen in Basel fiel der Entscheid gegen die Überdeckung des Gleisfelds beim Bahnhof SBB hingegen eindeutig: Die Initiative «CentralParkBasel» wurde mit 60,66 % Nein-Stimmen deutlich abgelehnt, wie die BAZ berichtet. Die Basler Sektion des SIA sprach sich im Vorfeld gegen das Projekt aus, und Architekt Christoph Gantenbein formulierte unter anderem gegenüber der Basellandschaftlichen Zeitung recht deutlich, dass er das Projekt für eine «Furz-Idee» halte.
Eine andere Abstimmungsvorlage punktete jedoch, fortan soll gemeinnütziger Wohnungsbau in Basel-Stadt stärker gefördert werden. Das angenommene Wohnraumfördergesetz stand als direkter Gegenvorschlag der Verfassungsinitiative «Bezahlbares und sicheres Wohnen für alle!» des Mieterverbandes (MV) gegenüber. Regierungspräsident Guy Morin erklärt: «Die Bevölkerung anerkennt, dass wir das Anliegen, Wohnraum für alle zu schaffen, wirklich erst meinen.» Das Ja zum Gegenvorschlag löst die Förderung der Genossenschaften in Basel-Stadt aus, gleichzeitig wird der Abbruchschutz gelockert. Die Initiative des Mieterverbandes hatte zwar auch auf die Förderung von Genossenschaften gezielt, sich aber gegen Zweckentfremdungen, für Energieeffizienzsanierungen statt Luxusumbauten und gegen die «investorenfreundliche Aufweichung» des Abbruchschutzes ausgesprochen.

So bleiben vorerst die Fussballspieler im Stadion Letzigrund, die Fans auf den Leichtathletiktribünen zu weit weg vom Spiel, 53058 über den Wahlausgang erleichterte Stimmbürger, eine mit 67,4 % angenommene Mantelnutzung ohne Hauptnutzung und viele Fragen zur Zukunft des Fussballs in der Stadt. Die Geschichte, die bereits 2002 mit dem Wettbewerbsgewinn von Meili & Peter Architekten ihren Anfang nahm, wird Zürich also noch einige Jahre beschäftigen. Und der Basler Mieterverband wird sich dafür einsetzen, dass das «einst soziale Basel wieder zu allen hier lebenden Bürger Sorge trägt».

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