Ally Pally

Manuel Pestalozzi
15. Januar 2019
Bild: Keith Armstrong/Alexandra Palace

Wie es der Zufall so will, hat sich dieser Redaktor vor wenigen Tagen als guilty pleasure den eleganten (sporadisch auch geschmacklosen und in Sachen PC wohl nicht ganz stubenreinen) Horrorstreifen Una lucertola con la pelle di donna (1971) von Lucio Fulci zu Gemüte geführt. Über längere Strecken irrt die wunderschöne Florinda Bolkan durch die Ruinen des Ally Pally – und wird am Schluss gerettet. Heute nun die Nachricht in Archdaily, dass Feilden Clegg Bradley Studios Hand an den Ostflügel der riesigen, vor sich hinmodernden Anlage gelegt haben, Heritage Lottery Fund und Haringey Council sei Dank. Neue Generationen werden den viktorianischen Splendor sehen und vielleicht schätzen lernen.
 
Eine gute Gelegenheit, das wechselvolle Schicksal des 1873 eröffneten Palastes zu rekapitulieren, der nach der damaligen Kronprinzessin Alexandra von Dänemark benannt wurde. de.wikipedia.org weiss Bescheid: Hinsichtlich der Nutzung ist das Gebäude vergleichbar mit dem Hallenstadion in Zürich-Oerlikon. Es sollte Grossveranstaltungen darbietender Künste und des Sports dienen und hätte mitunter ein Gegenstück des wieder aufgebauten Crystal Palace von John Paxton im Süden Londons sein sollen. Die Architekten hiessen John Johnson und Alfred Meeson. Auch hier kam die demontierte Baustruktur einer Weltaustellung, der 1862 International Exhibition, zum Einsatz. Zwei Wochen nach der Eröffnung brannte der People’s Palace fast vollständig ab. Er wurde aber alsbald wieder aufgebaut.
 
Im Ersten Weltkrieg diente der Ally Pally als Internierungslager für Zivilisten aus Deutschland, Österreich-Ungarn und dem Osmanischen Reich, später richtete die BBC ihre ersten Fernsehstudios hier ein. 1980 brannte es nochmals, und erneut wurde in die mittlerweile unter Schutz stehenden Ruinen investiert. Die Eingriffe von Feilden Clegg Bradley Studios betreffen offenbar die viktorianischen Bühnenanlagen, an denen auch Fulci Gefallen fand. Die Spuren, welche die wechselvolle Vergangenheit an ihnen hinterlassen haben, konservierte man gleich mit.
 

Bild: Lloyd Winters

Verwandte Artikel

Vorgestelltes Projekt

EBP AG / Lichtarchitektur

Schulanlage Walka Zermatt

Andere Artikel in dieser Kategorie