Berner Vorzeigeprojekt nimmt Form an

Manuel Pestalozzi
11. Dezember 2023
Die ersten Teile der Wankdorfcity 3 sollen 2027 bezogen werden. (Visualisierung: © Immofonds Asset Management)

Das Wankdorffeld liegt nordöstlich des Berner Stadtzentrums. Im 20. Jahrhundert wurden an der einstigen Peripherie der Stadt Anlagen wie der Schlachthof angesiedelt, ausserdem entstanden diverse Sportstätten. Später kamen verschiedene Bauten des Bundes hinzu, und zahlreiche Industrie- und Gewerbebetriebe wurden von der günstigen Lage mit guter Verkehrsanbindung angelockt. Schliesslich liess sich auch das Departement Technik und Informatik der Berner Fachhochschule im Wankdorf nieder. Nördlich des neuen S-Bahnhofs Bern-Wankdorf entsteht seit rund zehn Jahren in mehreren Etappen die Wankdorfcity.

Das Projekt Wankdorfcity 3 ist dabei der letzte Entwicklungsschritt. Auf dem Areal des einstigen Schlachthofs soll ein «urbaner Quartierbaustein» entstehen, eine Anlage, die die bereits realisierten Etappen zu einem Stadtquartier ergänzt. Auf einer Grundfläche von rund 34'000 Quadratmetern ist eine Mischnutzung mit 40 bis 50 Prozent Wohnen in unterschiedlichen Preissegmenten sowie 50 bis 60 Prozent Büro- und Gewerbeflächen geplant. Das Projekt umfasst Ateliers, Familien- und Mikro-Wohnungen, Tiny Houses, Spielplätze und begrünte Dächer, dazu attraktive Aussenräume, umgeben von Büros, Dienstleistungsbetrieben und Einkaufsmöglichkeiten. 

Grundlage des ehrgeizigen Bauvorhabens ist die Testplanung eines transdisziplinären Teams um den Architekten Rolf Mühletaler, auf deren Basis 2021 ein Projektwettbewerb durchgeführt wurde. Als Gewinner gingen die Büros Bauart Architekten und Planer, Bob Gysin Partner Architekten, Meili, Peter & Partner Architekten sowie E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten hervor. In einem kollaborativen Verfahren haben die vier Büros anschliessend mit dem Immobilienunternehmen Immofonds, Rolf Mühlethaler, Maurus Schifferli Landschaftsarchitekten, S+B Baumanagement und HRS Real Estate das Projekt ausgearbeitet.

Die Wankdorfcity 3 wird auf dem Gelände des einstigen Schlachthofs errichtet. Die Anlage soll die bereits realisierten Etappen der Wankdorfcity ergänzen. (Modellfoto: © Immofonds Asset Management)
Die gestapelte Stadt

In der Wankdorfcity 3 werden 500 Mietwohnungen unterschiedlicher Grösse und Typologie gebaut. So soll ein Angebot für Menschen aller Altersstufen und verschiedener sozialer Schichten geschaffen werden. 

Neun Tiny Houses möchte man per Kran auf das Dach eines bestehenden Magazingebäudes hieven. Allerdings, «tiny» ist relativ: In einer der vorfabrizierten Holzstrukturen werden vier Clusterwohnungen mit je sechs einzeln vermietbaren Zimmern und einem weitläufigen Gemeinschaftsbereich untergebracht. Sieben als Familienwohnungen konzipierte Häuschen befinden sich entlang der «Stadtterrasse» in 30 Metern Höhe über dem Erdgeschoss. Vor ihren Tiny Houses werden die Bewohnenden teilweise begrünte Aussenräume vorfinden. Auch eine offen oder geschlossen nutzbare Spielhalle, ein Bolzplatz, mehrere Spielplätze, ein «Gemeinschaftswohnzimmer» und eine Orangerie sowie Atelierräume werden rund um die besagte «Stadtterrasse» angeordnet.

Eine alte Kranbahn bleibt erhalten und wird künftig an die industrielle Vergangenheit erinnern. Hier entsteht der sogenannte Krangarten. (Visualisierung: © Immofonds Asset Management)
Positive Wirkung auf das Stadtklima

Die Wankdorfcity 3 wird nach dem Prinzip der Schwammstadt konzipiert. Die Anlage soll «2000-Watt-kompatibel» sein; die gesamte Energie für den Betrieb wird aus erneuerbaren Ressourcen stammen. Damit die Wärmeversorgung für die 500 Wohnungen und die Bürogebäude sichergestellt ist, braucht es 200 Erdsonden mit einer Gesamtlänge von etwa 50 Kilometern. Auf allen Dächern und an einigen Fassaden werden Photovoltaikanlagen Strom produzieren. Die Retentionsflächen auf unterschiedlichen Ebenen erlauben es ausserdem, Wasser zu speichern und im Sommer zur Kühlung abzugeben. So soll das Projekt einen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas leisten und die Kanalisation entlasten. 

Der durchgrünte Stadtteil ist nach den Prinzipien der Schwammstadt geplant. (Visualisierung: © Immofonds Asset Management)

Berns Stadtpräsident Alec von Graffenried zeigt sich begeistert. «Das Projekt Wankdorfcity 3 ist einzigartig und ein Musterbeispiel, wie ich mir die Stadtentwicklung Berns in Zukunft vorstelle: architektonisch zukunftsweisend, dicht, ökologisch sowie stadtklimatisch vorbildlich und in einem kollaborativen Prozess entwickelt», wird er in einer Medienmitteilung der Bauherrenvertreterin zitiert. 

Mit dem nun vorliegenden Vorprojekt geht Wankdorfcity 3 in die Realisierungsphase. 2027 sollen die ersten Teile der Anlage bezugsbereit sein. Dereinst werden 1100 Menschen in dem Quartier leben.

Auch eine historische Shedhalle bleibt erhalten. Sie wird in den öffentlichen Aussenraum integriert. (Visualisierung: © Immofonds Asset Management)

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