Der Verein Birsstadt erhält den Wakkerpreis 2024

Elias Baumgarten
9. Januar 2024
Unter anderem setzt sich der Verein für die Renaturierung und Pflege des Naturraums entlang der Birs ein. Der Birsuferweg erstreckt sich durch die gesamte Birsstadt und macht sie als zusammenhängenden Raum erlebbar. (Foto: Gaëtan Bally / Keystone / Schweizer Heimatschutz)

Lange war das Birstal landwirtschaftlich geprägt, doch im 19. Jahrhundert begannen sich Industrie- und Gewerbebetriebe dort anzusiedeln. Die ländliche Gegend entwickelte sich zu einem wichtigen Bestandteil des Metropolitanraums Basel – und zu einer Agglomerationslandschaft. Dieser Wandel barg Chancen, stellte aber auch eine grosse Herausforderung dar. Um diese zu meistern, schlossen sich die neun Basellandschaftlichen Gemeinden Aesch, Arlesheim, Birsfelden, Duggingen, Grellingen, Muttenz, Münchenstein, Pfeffingen und Reinach sowie die Solothurner Gemeinde Dornach im Jahr 2018 zum Verein Birsstadt zusammen. Gemeinsam wollten sie positiv auf die Agglomeration einwirken und sie lebenswert gestalten. Dieses Engagement zeichnet der Schweizer Heimatschutz nun mit seinem renommierten Wakkerpreis aus, der jährlich vergeben wird.

Der Schutz der Natur und die Pflege der Biodiversität gehören zu den wichtigsten Vereinszielen. In Reinach zum Beispiel wurde auf dem ehemaligen Areal der Abwasserreinigungsanlage ein Naturraum mit sogenanntem «Erlebnisweiher» gestaltet. (Foto: Gaëtan Bally / Keystone / Schweizer Heimatschutz)
Für die Weiterentwicklung einstiger Industieanlagen hat der Verein Birsstadt Grundsätze festgelegt, die gegenüber den Eigentümer*innen vertreten werden. Vorgesehen sind etwa Zwischennutzungen während der Planungsphase. (Foto: Gaëtan Bally / Keystone / Schweizer Heimatschutz)

Doch worin bestehen die Aufgaben und Ziele des Vereins genau? Wie arbeitet er? Gemeinsam werden übergeordnete Strategien in den Bereichen Landschaft, Siedlung, Mobilität und Klimaadaption entwickelt und gegen aussen vertreten. Der intensive Austausch zwischen den Gemeinden soll zudem den Wissenstransfer fördern. Im Einzelnen fusse die Reparatur des Agglomerationsraums auf drei Säulen, so der Heimatschutz seiner Medienmitteilung zur Vergabe des Wakkerpreises 2024, nämlich der Aufwertung des Natur- und Lebensraums an der Birs, der sorgfältigen Weiterentwicklung der bedeutenden Industrieareale sowie der Sicherung und Stärkung des reichen baukulturellen Erbes. Der Verein hat beispielsweise gemeinsame Grundwerte für die Umgestaltung früherer Industrieareale erarbeitet, die er geschlossen gegenüber den Eigentümer*innen vertritt. Vorgesehen ist etwa, dass die Areal in der Projektentwicklungsphase durch Zwischennutzungen belebt werden. 

Der transformierte Dreispitz zwischen Basel und Münchenstein: Die einstige Industrieanlage ist heute ein durchmischtes Stadtquartier. (Foto: Gaëtan Bally / Keystone / Schweizer Heimatschutz)

Zu den Früchten der Arbeit des Vereins Birsstadt darf die Transformation des Dreispitz an der Gemeindegrenze zwischen Basel und Münchenstein gezählt werden. Unter Beteiligung bekannter Architekt*innen wurden das Areal Schritt für Schritt umgestaltet, alte Häuser baute man um, neue kamen hinzu. Heute befinden sich auf dem Areal Wohn- und Geschäftsgebäude, zudem haben sich kulturelle Institutionen und verschiedene künstlerische Lehrbereiche der Fachhochschule Nordwestschweiz dort angesiedelt. 

Beeindruckend ist auch der Birspark, ein wunderbarer Naturraum entlang des Flusses, den die Menschen gerne zur Erholung und für allerhand Freizeitaktivitäten nutzen. Er entstand durch die Renaturierung der Uferbereiche, die Pflege der Flusslandschaft und den Aufbau einer besseren Erschliessung. Der Birspark besteht aus verschiedenen «Landschaftsoasen», die durch den Birsuferweg miteinander verbunden sind.

Auch werden Bauten von architekturgeschichtlicher Bedeutung gepflegt und, wo dies sinnvoll ist, umsichtig weitergebaut. Gemeinsam setzen sich die Mitgliedsgemeinden etwa für den Erhalt des Goetheanums aus dem Jahr 1928 und der umliegenden Parklandschaft ein. Ausserdem zeige die Neugestaltung des Mischeli-Quartiers durch die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Reinach beispielhaft, wie gut zeitgenössische und historische Architektur harmonieren können, beglückwünscht der Heimatschutz.

Das Goetheanum gehört zu den architektonischen Juwelen der Region und wird entsprechend sorgsam gepflegt. (Foto: Gaëtan Bally / Keystone / Schweizer Heimatschutz)
Das Mischeli-Quartier wurde neugestaltet. Die kubistische Architektur des Bestands aus den 1960er-Jahren trifft auf zeitgenössische Eingriffe. (Foto: Gaëtan Bally / Keystone / Schweizer Heimatschutz)

Aus Sicht des Heimatschutzes zeigt der Verein, dass durch eine Zusammenarbeit über Gemeinde- und Kantonsgrenzen hinweg die Herausforderungen in Agglomerationen besser gemeistert werden können. Der Verein Birsstadt folgt als Preisträger auf die Toggenburger Kommune Lichtensteig, die voriges Jahr mit dem angesehenen Preis ausgezeichnet wurde.

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