Ein Vordenker

Inge Beckel
26. Januar 2016
Bild: charlierose.com.

Primär sieht und versteht sich Koolhaas als Reporter. Schliesslich hatte er vor dem Beruf des Architekten jenen des Journalisten. Ein Reporter spürt den Entwicklungen nach, und berichtet darüber – Koolhaas seit langem im Gewand des Architekten. Damit sieht er sich nicht zuerst als Gestalter der (Um-)Welt, sondern als Kommentator des Vorhandenen, des sich Entwickelnden, des sich Abzeichnenden. Seine Bauten sind Ausdruck, dass etwas geschieht, könnte man sagen. Sie sind materialisierte Spiegel von Entwicklungen.

Dann haben Rose und der Architekt über Themen gesprochen wie den Erhalt von Bauten. Koolhaas meint, der geforderte Erhalt oder Schutz von alten Bauten sei eine moderne Sache; dies insofern, als dies sinngemäss eine Erfindung der Französischen Revolution sei. Womit er der Denkmalpflege etwas von ihrer Verstaubtheit nimmt. Oder nicht?

Dann streiften die beiden die durch den Architekten kuratierte Biennale 2014. Da sagt der Befragte, seine Ansammlung von Türen, Toiletten oder Fenstern sei für gewisse Leute provokativer gewesen als das Thema der Automation, das auch vorkam. Denn er, der Vordenker, spricht Automation und smart technologies nicht ihren Wert ab, warnt aber gleichzeitig. Die Technologie sei stark und tief in unser (privates) Leben eingedrungen – auch in Häuser. Da dürfe man sich schon fragen, wo denn was Sinn mache. Türen und Fenster oder auch Aborte hingegen gebe es seit Urzeiten und in allen geschichtlichen Phasen. Und überall auf der Welt und in allen Kulturen. Koolhaas spricht von einer overdose oder Überdosis an Technologie, zumindet partiell.

Was die Architektur künftig beschäftgen werde, ja beschäftigen müsse? Schlicht die Bedürfnisse der Menschen.
 
Hören Sie selbst, hier.

Bild: charlierose.com.

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