Entschleunigung für einen hektischen Ort

Manuel Pestalozzi
27. September 2023
Die heute etwas raue Vorzone des Bahnhofs von Dietikon soll durch eine Umgestaltung mit viel Grün an Aufenthaltsqualität gewinnen. Zudem erhofft man sich von dem Projekt eine Verbesserung des Stadtklimas. (Visualisierung: © Hosoya Schaefer Architekten, Bryum Landschaftsarchitekten, IBV Hüsler Verkehrsplanung)

Dietikon liegt nordwestlich von Schlieren an der Limmat. Die Zürcher Vorstadt ist ein wichtiges Zentrum in der Region, ihr Bahnhof ist ein stark frequentierter Verkehrsknoten. Durch die Limmattalbahn wird dieser noch an Bedeutung gewinnen. Obschon der Bahnhofplatz schon seit geraumer Zeit in Bearbeitung ist, wird er von Hektik und gestressten Pendler*innen geprägt – noch: In den Jahren zwischen 2004 und 2006 wurden bereits zwei Grosspavillons, die Markthalle und ein Veloparkhaus aus der Feder des Architekturprofessors Ueli Zbinden verwirklicht. Heute gehören diese Bauten zu Dietikons Wahrzeichen. Damit ist die Entwicklung des Gebiets um den Bahnhof aber nicht abgeschlossen: Die Stadt und die SBB möchten es zur Drehscheibe des öffentlichen Verkehrs machen und zugleich einen attraktiven Ort zum Wohnen und Arbeiten schaffen, mit dem sich die Menschen identifizieren können.

Um eine ganzheitliche Lösung zu entwickeln, führten sie im Jahr 2019 einen städtebaulichen Studienauftrag mit vier interdisziplinären Planungsteams durch. Es folgte eine Vertiefungsstudie. In der ersten Hälfte dieses Jahres schliesslich wurde ein Projektwettbewerb ausgeschrieben. Ein Team um die Büros Hosoya Schaefer Architekten, Bryum Landschaftsarchitekten und IBV Hüsler Verkehrsplanung konnte diesen für sich entscheiden.

Zwei ringförmige Dachstrukturen kennzeichnen die Bereiche, wo künftig die Busse halten sollen. Durch das Projekt entsteht eine neue städtische Achse vom Bahnhof zur Zürcherstrasse. (Plan: © Hosoya Schaefer Architekten, Bryum Landschaftsarchitekten, IBV Hüsler Verkehrsplanung)

Das Siegerprojekt sieht vor, die Bushaltekanten, die sich heute direkt vor dem Bahnhof befinden, auf zwei ovale «Inseln» aufzuteilen. Sie werden links und rechts des Bahnhofs liegen. Auf diese Weise soll der Platz unmittelbar vor dem Gebäude vom Durchgangsverkehr befreit werden. Er wird durch den Eingriff aufgeräumter und kann zum Auftakt einer neuen städtischen Achse vom Bahnhofsgebäude zur Zürcherstrasse werden.

Das Innere der erwähnten «Inseln», die ringförmige überdachte Wartebereiche besitzen, und der Platz vor dem Bahnhof sollen mit Bäumen bepflanzt werden. So gelangt man künftig im Schatten des Blätterdachs vom Bahnhof zum Marktplatz und ins Stadtzentrum. Neu entsteht so auch viel Platz für Veranstaltungsflächen, Brunnen und Sitzmöglichkeiten. Die geplante Entsiegelung und Begrünung wird ausserdem das Stadtklima wesentlich verbessern. Man darf sich also freuen: Dietikons Bahnhofplatz könnte dereinst vom hektischen Wegraum zu einem begrünten Aufenthaltsort werden.

Die Platzgestaltung vermittelt zwischen Gebäudegruppen aus unterschiedlichen Epochen. Im Schatten von Bäumen gelangt man vom Bahnhof ins Stadtzentrum. (Modellfoto: © Stadt Dietikon)

Ein Wermutstropfen an dem Projekt bleibt, dass ihm Zbindens Veloparkhaus weichen muss, was bedauerlich ist. In der jetzt anstehenden Projektierungsphase wird das Siegerprojekt vertieft bearbeitet. Die Fertigstellung der Neugestaltung des Bahnhofplatzes und des Bushofs soll zwischen 2027 und 2030 abgeschlossen werden.

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