Flexibilitätsexperiment im Freiamt

Manuel Pestalozzi
29. August 2016
Bilder:www.e-periodica.ch (Das) Werk 53 (1966)

Wohnungen mit Gebrauchsanleitungen, das schwebte dem jungen Metron-Team um Alexander Henz und Hans Rusterholz vor, als es am Fischerhüsliweg in Wohlen zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 96 Einheiten plante. Ein Artikel in der az Aargauer Zeitung erinnert an das visionäre Projekt mit den zwei kreisrunden Garagenbauten, die aussehen wie Lokremisen und auf dänische Vorbilder zurückzuführen sind. Eines der geplanten Mehrfamilienhäuser wurde von 1962-1965 realisiert.
 
Die Zeitschrift «Das Werk» stellte die Siedlung in der Ausgabe 53 1966 vor, der Beitrag ist aktuell von www.e-periodica.ch als PDF erhältlich. Die gewählte Form des Scheibenhauses mit «inneren Strassen» auf jedem dritten Stockwerk erlaube es, bei einem minimalen Anteil von Verkehrsflächen und Aufzügen sämtliche grösseren Wohnungen ganztägig zu besonnen, heisst es dort lobend. Hans Anliker, damals Innenarchitekt bei Metron, verfasste die Mieter-Broschüre. Sie stellte die «praktisch unbegrenzten Möglichkeiten» dar, die sich durch das Stellen und Umstellen von Trennelementen aus verleimten Spanplatten für die Grundrissgestaltung eröffneten.
 
Von den Mietern wurde somit ein aktives Mitdenken und -planen erwartet. Die Erwartungen waren zu hoch: «Die Infobroschüren wurden nicht mehr verteilt und hätten von den zahlreichen ausländischen Mietern auch gar nicht verstanden werden können», erinnert sich der Wohler Architekturhistoriker Fabian Furter im Begleitheft zur aktuellen Ausstellung «Wohlen – Zeitsprünge». Die Wohnung erhielten deshalb permanente Standardgrundrisse. Interessant wäre es zu erfahren, wie einfach sich heute das Ursprungskonzept wieder reaktivieren liesse.

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