Freiburg untersucht seine jüngere Baugeschichte

Manuel Pestalozzi
25. September 2023
Das zweisprachige Buch zur Architektur der Kantonshauptstadt ist der erste Band einer Serie. Herausgeberin ist die örtliche Sektion des SIA. (Cover: © Etat de Fribourg – Staat Freiburg)

Im Kanton Freiburg hat die Pflege der Baukultur einen hohen Stellenwert. Schon seit den 1990er-Jahren ist der Schutz wertvoller Bauten gesetzlich verankert: In der Verordnung über den Schutz der Kulturgüter aus dem Jahr 1991 ist das Inventar der Bauten und Ensembles der zeitgenössischen Architektur von Qualität explizit erwähnt. Freiburg wagte als erster Kanton einen solchen Schritt. Anfang der 1990er-Jahre wurde dort zudem eine Kommission für das Inventar der zeitgenössischen Architektur geschaffen, die den Architekturpublizisten Christoph Allenspach bei der Auswahl wertvoller Bausubstanz unterstützte. Die Freiburger Sektion des SIA wurde Partnerin des Projekts. Die Finanzierung besorgte die gemeinnützige Loterie Romande. 1994 erschien unter dem Titel «Zeitgenössische Architektur im Kanton Freiburg 1940–1993» eine Publikation, die eine erste Bilanz zog. Veröffentlicht wurden 181 Bauten. Später wurde das Inventar um Bauwerke aus den 1930er- und 1990er-Jahren ergänzt.

2016 beschloss das kantonale Amt für Kulturgüter, das Forschungsprojekt auf das ganze 20. Jahrhundert auszudehnen. Das Ziel bestand nun darin, in einer Publikationsreihe die bedeutendsten Gebäude mit Texten, Plänen und Fotos zu dokumentieren. Damit sollten einerseits die Kenntnisse über Formen, Konstruktionsweisen, Materialien und den räumlichen Kontext verbessert werden. Andererseits wollte man die Sensibilität für die Schutzwürdigkeit der Bauten aus der jüngeren Architekturgeschichte erhöhen. Christoph Allenspach wurde beauftragt, bestehende Dossiers zu überarbeiten und neue anzulegen, falls sich weitere Bauten als schützenswert erwiesen. Die Schlussredaktion der französischen Texte des zweisprachigen Buchprojekts übernahm Aloys Lauper.

Freiburgs Architektur zwischen 1950 und 2000

Der erste Band dieser Reihe ist nun erschienen, herausgegeben von der Freiburger Sektion des SIA. Das über 400 Seiten starke Buch ist der Baukultur der Stadt Freiburg zwischen 1950 und 2000 gewidmet. Es umfasst 106 Gebäude und Siedlungen. Die grosse Anzahl mag zunächst erstaunen, jedoch wurde die Stadt zu keinem anderen Zeitpunkt ihrer Geschichte derart umfangreich erweitert. Das Ziel der Recherchen und der Darstellung des Bauens in Buchform ist es, den Wert der modernen Architektur zu vermitteln und die städtebaulichen Bedingungen aufzuzeigen, unter denen sie entstand.

Begleitausstellung mit überraschenden Bildern

Eine Ausstellung richtet sich zusätzlich an ein breites Publikum. Sie zeigt die besten Projekte der dynamischen Epoche. Überraschende Blickwinkel eröffnen dabei Drohnenaufnahmen. Besondere Aufmerksamkeit gilt ausserdem dem Architekten Jean Pythoud (1925–2020). Er war ein Pionier der modernen Architektur im Kanton Freiburg. Die Schau im Freiburger Ausstellungsraum Das Atelier (Liebfrauenplatz 14–16) ist noch bis zum 8. Oktober geöffnet.

Das Buch kann über die Freiburger Sektion des SIA bezogen werden. Es kostet 80 Franken.

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