Grundlegend und hochtechnologisch

Inge Beckel
10. Oktober 2016
Herbstwald mit Buche. Bild: IEU Kommunikation AG

Jeder fünfte Baum im Schweizer Wald aber ist eine Buche. Trotz bester mechanischer Eigenschaften wurde das Buchenholz im Bauwesen bisher kaum eingesetzt. Aufgrund seiner Zähheit und Härte galt seine Bearbeitung als (zu) anspruchsvoll. Entsprechend landete der wertvolle Rohstoff bisher meist direkt im Ofen.
 
Neue technische Möglichkeiten und ein wachsendes Nachhaltigkeitsbewusstsein sowie der starke Zuwachs an Buchenholz im Schweizer Wald lösen nun ein Umdenken aus. Forscherinnen und Forscher der ETH Zürich, der Berner Fachhochschule und der EMPA haben gemeinsam mit dem Start-Up Fagus Jura neue Bearbeitungstechniken entwickelt, die dem Buchenholz den Weg in die Architektur ebnen sollen. Neue High-Tech-Bearbeitungstechniken ermöglichen aber auch seinen Einsatz im Fassadenbau, wo hohe Präzision gefragt ist. Selbst Structural-Glazing-Fassaden können nun mit Buchenholz anstatt Stahl- oder Aluprofilen gebaut werden. Zu Brettsperr- und Brettschichtholz verleimt, vermag die Buche in vielen Bereichen Stahl und Beton ersetzen.

«Das Holz besitzt eine ähnlich hohe Druckfestigkeit wie Beton, doch aufgrund der geringeren Dichte sind Gewichtseinsparungen von rund 70% möglich. Auch im Vergleich zu Stahl können – bezogen auf das Gewicht – ähnlich grosse Zug- und Druckkräfte übertragen werden», erklärt Thomas Ehrhart vom Institut für Baustatik und Konstruktion der ETH Zürich. Und das Entwicklungspotential ist längst nicht ausgeschöpft, lassen sich die Zellen des Holzes etwa einfach mit Jod, Mineralien oder Metalloxiden behandeln. Thomas Rohner von der Berner Fachhochschule erklärt weiter, dass sich derart Fassaden aus witterungsresistentem Holz, schwerbrennbare Holzbauelemente oder etwa auch wasserabweisende Holz-Lavabos realisieren lassen.
 
Anderseits erfüllte der hiesige Holzbaupionier Hermann Blumer schon öfters Architektenwünsche nach stahlfreien Holzverbindungen, so auch jene des Japaners Shigeru Ban. Und jedes Mal griff der Appenzeller auf das Buchenholz. «Die Städte der Zukunft werden mit Holz gebaut, und da braucht es die hohe Festigkeit der Buche», so Blumer.

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