Hat Luzerns einstiges Hallenbad doch eine Zukunft?

Manuel Pestalozzi
5. September 2023
Die Kantonale Denkmalpflege stuft den Ortbetonbau, den diese Aufnahme im Jahr 1990 zeigt, als erhaltenswert ein. (Foto: Zsolt Somorjai, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv)

So alt ist das Hallenbad Biregg in Luzern eigentlich noch gar nicht: Der bemerkenswerte Ortbetonbau mit einer komplexen Raumstruktur wurde von Lis und Adolf Ammann-Stebler entworfen und am 7. Mai 1969 eröffnet. Das Bad ist auch für die Kunst im Inneren bekannt: Hans Erni (1909–2015) schuf für den Kopfbau das Wandbild «Poseidon», das als eines seiner Hauptwerke gilt. Das 120 Quadratmeter grosse Aluminium-Relief wurde nach der Schliessung des Hallenbads im Jahr 2012 ausgebaut und eingelagert.

Während der Bevölkerung seither ein Hallenbad in der Allmend zur Verfügung steht, erlebte der Altbau aus den 1960er-Jahren eine Wiedergeburt als «Neubad Luzern». Die Nachnutzung wird vom eigens dafür gegründeten Verein Netzwerk getragen, der ein Angebot auf die Beine gestellt hat, das Arbeitsplätze, Kultur und Gastronomie umfasst. Das einstige Hallenbad wurde so zu einem offenen Quartiertreffpunkt für die unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen. Im Neubad fanden seit der Eröffnung jährlich nicht weniger als 300 Veranstaltungen in den Bereichen Musik, Theater, Tanz, Performance, Literatur, Kunst und Clubkultur statt. In den ehemaligen Garderoben befinden sich Ateliers, im früheren Kinderschwimmbecken ist ein Coworking-Space eingerichtet. Rund 100 Personen teilen sich die 40 Arbeitsplätze.

Bleibt das Neubad für immer?

Das neue Nutzungskonzept findet seit Jahren Anklang. Doch eigentlich hat die Stadt für das Areal, auf dem auch das heutige Feuerwehrgebäude steht, andere Pläne: Es wurde als Gebiet für den gemeinnützigen Wohnungsbau ausgewählt. Aus diesem Grund galt stets als gewiss, dass der historische Betonbau früher oder später verschwinden würde. Doch zunächst wird im September das 10-Jahr-Jubiläum des Neubads gross gefeiert.

Der Widerstand gegen einen Abriss wäre vermutlich gross – weit über die Kulturszene hinaus. Es wäre eine Schande, das Hallenbad abzubrechen, sagte etwa der Luzerner Architekt Harry van der Meijs der Plattform zentralplus.ch. Der Inhaber des Büros HVDM Architects & Cityplanners würde den Abbruch weder aus ökologischer noch aus architektonischer und gesellschaftlicher Sicht gutheissen. «In diesem Gebäude aus Beton steckt viel gebundenes CO2. Bei einem Abriss und Neubau wird dieses freigesetzt und neues produziert. Das ist überhaupt nicht klimaverträglich», liess er sich zitieren.

Ende August dieses Jahres wurde im Rahmen einer Medienkonferenz seitens der Stadt an eine Machbarkeitsstudie für das Areal aus dem Jahr 2015 erinnert, die attraktive Wohnungen in Aussicht gestellt hatte. Da sich das Neubad etabliert und eine Permanenz entwickelt habe, entspreche diese Studie nicht mehr den heutigen Gegebenheiten. Der Erhalt nicht nur der Institution Neubad, sondern sogar des Betonbaus aus den 1960er-Jahren ist zu einem realistischen Szenario geworden, das diskutiert wird. Ein interdisziplinäres Team und ein Begleitgremium sollen sich nun in einem Dialogverfahren mit Fragen der Architektur, des Freiraums, des Kulturraums und des Stadtklimas befassen. Die Nutzungsvereinbarung für das Neubad mit der Stadt wird derweil ein weiteres Mal verlängert. Ob dies schon auf einen dauerhaften Fortbestand des Hallenbads hindeutet, ist freilich nicht gesagt. 2030 sollen Bauarbeiten auf dem Areal beginnen.

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