Nach dem Erdbeben: Renzi trifft Renzo Piano

Manuel Pestalozzi
30. August 2016
Bild: www.lastampa.it

Man kann Renzo Piano als patriotischen Italiener bezeichnen. Seit 2013 ist er Senatore a vita und in dieser Kapazität Gründer des gruppo di lavoro G124, das sich mit planerischen Herausforderungen in den Peripherien und der Stadt der Zukunft befasst. Der aus einer Baumeisterfamilie stammende Stararchitekt zeichnete sich in Bezug zu seinem Metier stets durch eine pragmatische, praxisnahe Haltung aus.
 
So überrascht es nicht, dass Premierminister Matteo Renzi am vergangenen Sonntag nach den Trauerfeierlichkeiten für die Erdbebenopfer in Ascoli per Helikopter nach Genua flog und in Pianos Building Workshop, hoch über dem Mare di Vesima, im Gespräch mit dem Architekten sein Mittagessen einnahm. Dieser hatte sich bereits zuvor öffentlich über das Vorgehen nach dem Erdbeben geäussert, wie «La Stampa» in einem Artikel berichtet. Er verwendet sich gegen Umsiedlungen und für «leichte Baustellen», auch wenn dieses Vorgehen die Rekonstruktion verlangsamt. Durch präzise Eingriffe sollen bestehende Siedlungsstrukturen nach Möglichkeit gerettet werden. In einem zweiten Schritt sieht Renzo Piano eine grössere Intervention durch den Staat und Private, mit denen die öffentliche Infrastruktur wieder hergestellt und das Terrain weiträumig gesichert werden soll.
 
Nach dem «Blitzbesuch» soll sich der Politiker mit einem buona domenica verabschiedet haben, ohne sich zu den Inhalten des Gesprächs zu äussern. Man sollte sich aber wünschen, dass die Entscheidungsträgerinnen und -träger der Republik auf den bald 80jährigen Berufsmann hören. Er hat sich bereits mit dem Bauen in Erdbebengebieten befasst und. Das Vorgehen in Onna, einem Dorf in den Abruzzen, bezeichnete er als vorbildlich. Dort operierte man nach dem Erdbeben von 2009 vor Ort mit kostengünstigen Notunterkünften in Holz, die schnell errichtet waren.
 

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