Nicht länger schützenswert?

Elias Baumgarten
20. Februar 2019
Das Witikerhus, dessen Scheune 1979 eingerissen wurde. Bild: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich.
Erinnerungsort

1934 wurde Witikon der Stadt Zürich eingemeindet. Damals war das Quartier ein Bauerndorf, in dem nicht einmal 1'000 Menschen lebten. Doch über das letzte Jahrhundert veränderte sich der Ort rasant. Heute wohnen dort über 10'000 Zürcherinnen und Zürcher. Mit dem enormen Wachstum ging eine starke bauliche Veränderung einher. Mittlerweile sind kaum noch Zeugnisse der bäuerlichen Vergangenheit erhalten. Trotzdem droht einem davon jetzt die Abrissbirne. Der Zürcher Stadtrat hat das Witikerhus an der Witikonerstrasse 405 kürzlich aus dem Inventar schützenswerter Bauten entlassen. Vorher hatten die Verfasser einer Machbarkeitsstudie argumentiert, dass mit Abriss und Ersatzneubau eine städtebaulich bessere Lösung zu erzielen wäre. Kraft des Stadtrats-Entscheids wird ein Abbruch des 1842 nach den Plänen von Hans Jakob Lang errichteten Baus möglich. Als Wohnhaus gebaut, diente dieser eins als Gemeindeschreiberhaus, Poststelle und später auch als Restaurant. Heute befindet sich darin ein Gemeinschaftszentrum. Der Stadtrat setzte sich mit seiner Entscheidung über ein Gutachten der Denkmalpflege hinweg und störte sich nicht daran, dass sich viele originale Ausstattungselemente aus 1842 im Haus befinden. Begründet wurde der Schritt unter anderem damit, dass eine Scheune im hinteren Gebäudeteil bereits 1979 abgerissen wurde. Ausserdem sei das Haus ohnehin seit der Anhebung der Witikonerstrasse um 40 Zentimeter nachteilig verändert, denn die Treppe zum Eingang sei in Folge nur noch zwei Stufen hoch und scheine im Boden zu versinken. Dass trotzdem viel von der ursprünglichen Bausubstanz erhalten ist und das Gebäude als Wohnhaus konzipiert war, weshalb der Abriss der Scheune nicht allzu schwerwiegend scheint, konnte die Politikerinnen und Politiker nicht erweichen.

Rekurs

Der Zürcher Heimatschutz will diese Entwicklung jetzt noch aufhalten und den Abriss verhindern. Denn das Witikerhus, so argumentiert er, sei eines der letzten Objekte, welche die Erinnerung an die bäuerliche Vergangenheit des Ortes wachhielten. Zudem präge das Haus als stattlichstes der verbliebenen historischen Bauwerke das Unterdorf wie kein zweites. Der Verein hat einen Rekurs gegen die Streichung aus dem Inventar eingelegt.

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