Prix Meret Oppenheim: Sieger stehen fest

Elias Baumgarten
17. März 2019
Die Fotokünstlerin Shirana Shahbazi. Bild: Gian Marco Castelberg

Auf Empfehlung der Eidgenössischen Kunstkommission vergibt das Schweizer Bundesamt für Kultur alljährlich den Prix Meret Oppenheim. Mit 40'000 Franken ist die Trophäe der hierzulande höchstdotierte Kunstpreis. Geehrt werden Kreative in drei Kategorien: Kunst, Kunstvermittlung und Architektur. Am 10. Juni 2019 werden die Gewinner im Rahmen der Art Basel feierlich geehrt. Feststehen sie allerdings schon seit voriger Woche.

  • Der Preis in der Kategorie Kunst geht an die Fotografin Shirana Shahbazi. 
  • Für seine Arbeit als Kunstkritiker und Journalist wird Samuel Schellenberg ausgezeichnet.
  • Marcel Meili und Markus Peter heissen die Sieger in der Sparte Architektur.
Shirana Shahbazis Installation «Group Show», die 2016 bei Camera Austria in Graz gezeigt wurde. Bild © Shirana Shahbazi
Neue Bildsprache

Shirana Shahbazi ist Fotokünstlerin. Sie wurde 1974 im Iran geboren, und ihre Familie wanderte bald darauf nach Deutschland aus. In den 1990er-Jahren zügelte sie nach Zürich. Shahbazi studierte Fotografie an der Fachhochschule Dortmund und der Zürcher Hochschule der Künste, ZHdK. Mit ihren Arbeiten operiert sie im Grenzbereich zwischen Fotografie und Konzeptkunst. Die Kunstkommission begründet ihre Wahl insbesondere mit Shahbazis «installativen Arbeiten». Als Beispiel zu nennen ist dabei die Schau «Die Verkündigung», die sie 2003 an der 50. Kunstbiennale von Venedig zeigte. Ihre Fotografien hingen dabei an farbenfroh ausgestalteten Wänden. Bemerkenswert ist auch ihre Installation «Group Show», die sie 2016 in den Räumen des Magazins Camera Austria in Graz zeigte. Zu sehen waren damals Bilder aus 15 Jahren Schaffenszeit. Ihre Arbeit bringt ihr auch international grosse Anerkennung und Wertschätzung ein. Kritiker*innen aus aller Welt diskutieren ihre Werke rege. Und die Jury des Prix Meret Oppenheim ist begeistert, denn Shahbazi sei es gelungen, die Sprache der zeitgenössischen Fotografie zu erneuern, die Grenzen des Mediums zu erweitern und einen poetischen Blick auf die Aussenwelt zu entwickeln. 

Samuel Schellenberg. Bild: Moos-Tang
Kunst als Spiegel der Gesellschaft

Samuel Schellenberg (geboren 1971) arbeitet seit 2004 für die Genfer Zeitung Le Courrier. 2008 stieg er dort zum Feuilletonchef auf. Die Jury erkennt mit seiner Auszeichnung an, dass er sich über die Zeit als engagierte Persönlichkeit im Kulturjournalismus etabliert hat. Schellenberg interessiert sich insbesondere für den Niederschlag, den gesellschaftliche Entwicklungen in der Kunst finden. Auch tut er sich durch grossen Einsatz für die Gleichstellung von Künstlerinnen und Künstlern hervor, und beschäftigt sich immer wieder mit unkonventioneller Kunstproduktion. So rückt er mit seinen Texten gerne Werke ins Rampenlicht, die nicht in bekannten Galerien gezeigt werden und weiten Teilen des Publikums deshalb für gewöhnlich verborgen bleiben.

Marcel Meili und Markus Peter. Bild: Walter Mair
Richtungsweisende Bescheidenheit

In der Kategorie Architektur geht die Auszeichnung an Marcel Meili (geboren 1953) und Markus Peter (geboren 1957). Beide arbeiten schon seit 1987 zusammen. Zu ihren bekanntesten Bauten zählen das Zölly-Hochhaus in Zürich-West (2014), die Wohnüberbauung Brunnenmoos in Kilchberg (2016) sowie der Kino- und Wohnkomplex Riffraff (6 Häuser zwischen 1998 und 2007) in Zürich. Auch im Ausland konnten sie eine Vielzahl von Projekten verwirklichen. Beispielhaft zu nennen sind hier die Passage im Geviert Hofstatt in München (2013) oder das Nobel Center von Stockholm (2013). Seit 2007 betreiben die beiden Architekten eigens eine Niederlassung ihres Büros in München. Die Jury zeichnet sie aus, weil in ihrer Architektur Form, Raum, Struktur und Konstruktion zu einem richtungsweisenden Ganzen zusammenkommen, wie sie in ihrem Bericht schreibt.

Marcel Meili und Markus Peter sind nicht nur praktisch tätig, sondern auch in Forschung und Lehre. Meili leitete zusammen mit Roger Diener, Jacques Herzog und Pierre de Meuron das ETH Studio Basel. Gemeinsam mit dem Soziologen und Geografen Christian Schmid erarbeitete das Quartett die dreiteilige Publikation «Die Schweiz. Ein städtebauliches Porträt» (2005). Sie teilten darin das Land in diverse Raumtypen ein. Anschliessend definierten sie Zonen mit Entwicklungspotenzial, in deren Wachstum sie vorschlugen zu investieren, sowie solche denen dieses abginge und die man deshalb besser brach fallen lassen solle. Markus Peter ist seit 2002 ordentlicher Professor an der ETH Zürich.

Filmportraits der drei Gewinner werden im Rahmen der Schau «Swiss Art Awards» zu sehen sein. Sie findet vom 11. bis 16. Juni 2019 an der Messe Basel statt. 

Die Holzfachschule Biel von Marcel Meili und Markus Peter. Bild: Balthasar Burkhard

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