Rüti bleibt Rüti – ISOS sei Dank

Manuel Pestalozzi
11. Januar 2017
Zwei neue Häuser gleichen sich der bestehenden Bebauung an und säumen die bestehende Zufahrt. Bild: Manuel Pestalozzi

Die Schweizerische Vereinigung für Landesplanung VLP-ASPAN und der Schweizer Heimatschutz SHS luden gemeinsam ins Zürcher Oberland, um die Medien über eine ISOS-Story mit Happy End zu informieren. Vor Ort durfte die schreibende Zunft einen Augenschein nehmen von den Auswirkungen, welche das ISOS auf Verdichtungsbestrebungen haben kann. Das Industriedorf wird geprägt durch ein enges Nebeneinander von Villen, Wohnbauten, Gewerbe- und Industriebetrieben. Das spezifische Ortsbild aus dem späteren 19. und früheren 20. Jahrhundert stiftet Identität. Es soll das in der Kernzone auch weiterhin tun.
 
Die Geschichte begann mit einem Projekt, das lokale Kräfte am linken Ufer des Flüsschens Jona planten. Es enthielt Mehrfamilienhäuser und als «Scharnier» am östlichen Rand des Planungsgebietes ein rund 22 Meter hohes weiteres Wohnhaus neben einem grösseren Parkplatz. Ein Anwohner erhob Einsprache und benutzte den ISOS-Eintrag als Argument. 2009 gab ihm das Bundesgericht in einem als richtungsweisend erachteten Entscheid recht: Ein Hochhaus, das ging hier nicht.
 
Das Projektteam änderte in der Folge den Entwurf. Anstatt Hochhaus und Parkplatz entstanden zwei kleinere Wohnhäuser mit öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss, die sich in Dimension und Erscheinungsbild den bescheidenen Nachbarbauten aus der Gründerzeit angleichen. Eine Altliegenschaft blieb stehen und wurde saniert, vor den bestehenden Industriebau platzierte man ein weiteres Volumen mit Flachdach. Für die Parkplätze grub man eine grosse unterirdische Einstellhalle. Geld dafür stand aus einem öffentlichen Fonds zur Verfügung, der zu diesem Zweck angelegt wurde. Dafür liess sich auf Strassenniveau ein kleiner Park realisieren, der gut ins öffentliche Wegnetz und die Promenade entlang der Jona eingebunden ist.
 
Beat Ernst, Architekt und Investor, begleitete die Pressevertreterinnen und -vertreter auf einen Rundgang. Er zeigte sich froh, dass der Bundegerichtsentscheid eine markante Projektänderung bewirkte, und ist stolz darauf, einen Beitrag an die Lebensqualität im Ortszentrum geleistet zu haben. Seitens VLP-ASPAN und SHS beweist das Beispiel Rüti, dass das ISOS einen aktiven Beitrag an die sinnvolle Verdichtung in Ortszentren leisten kann. Dass man dafür auf den Gründerzeit-Groove zurückgreift und diesen mit Gebäuden perpetuiert, die man etwas maliziös als Parodien bezeichnen könnte und die zudem auf einer grossen unsichtbaren Einstelhalle stehen, zeigt allerdings, dass in der Schweiz die Identitätssuche auch in baulicher Hinsicht weitergehen muss.

Am Eingang ins Areal hätte links ein Hochhaus entstehen sollen.

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