Schulhäuser und Wagenburgen

Juho Nyberg
12. September 2016
Opfer ideologischer Grabenkämpfe? Schulhaus Kirchenfeld in Bern. Bild: bernerzeitung.ch

Ende März dieses Jahres war zunächst bekannt geworden, dass die Baukosten des geplanten Umbaus von zunächst 34 Mio. Franken auf 42 Mio. und weiter auf 46 Mio. gestiegen waren. Als kontrovers angesehen wurde nicht nur die Steigerung der Baukosten, sondern auch der geplante Abriss der Turnhalle aus dem Jahr 1925, die zuletzt 2001 saniert worden war. Sie ist – anders als das Schulhaus – nicht geschützt, was ihr Schicksal offensichtlich besiegelte. Dennoch hiess der Stadtrat den Kredit über 46 Mio. Franken gut mit 42 zu 19 Stimmen. Die Gegnerschaft rekrutierte sich aus Rechts- und Linksaussenparteien. Bernhard Ott vom Bund kritisierte vergangene Woche in einem Beitrag das Projekt auf mehreren Ebenen: Zum einen sei es ein Beispiel für mangelnde Einbindung von Betroffenen: den Lehrerinnen und Quartierbewohnern. Zum anderen unterstellt er dem Stadtrat eine «Wagenburg-Mentalität», die eine objektive und differenzierte Auseinandersetzung mit der Kritik der Projektgegner unmöglich mache: «Denn wer will schon mit der SVP und dem Linksgrünen Luzius Theiler im gleichen Boot sitzen, selbst wenn diese für einmal vielleicht recht haben könnten?»

Gleichentags beschlossen die SP und EVP Stimmfreigabe, womit der Zuspruch auch in der Mitte des politischen Spektrums erodiert. Und zu guter Letzt hat das Stadtberner Schulamt schriftlich verlauten lassen, Lehrer dürften sich nicht frei zum Thema äussern. Die Treuepflicht städtischer Mitarbeiter beschränke gemäss Amtsleiterin Irène Hänsenberger deren Meinungsäusserungsfreiheit, so der Bund. Nach einer offenen Kritik- und Kommunikationskultur klingt das erst mal nicht. Ob dieses Vorgehen geeignet ist, die Vorlage an der Urne durchzubringen, werden wir in wenigen Wochen wissen.

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