Stirnrunzeln um Schulanlage Freilager

Manuel Pestalozzi
29. Juli 2016
Bild: © Hochbaudepartement der Stadt Zürich

Vor wenigen Tagen präsentierten wir hier das Schulhaus mit Sheddach von Thomas Fischer Architekt GmbH, Zürich, und Köpflipartner, Luzern, für den Schulkreis Letzi im Westen von Zürich. Das städtische Hochbaudepartement stellte der Öffentlichkeit ein Schulhaus vor, «das sowohl den aktuellen pädagogischen Anforderungen als auch den baulichen Nachhaltigkeitsvorgaben (Minergie-P-ECO) entspricht».
 
Der Tages-Anzeiger liess es nicht mit der Widergabe des städtischen Communiqués bewenden und setzte ihren Polizeireporter Stefan Hohler auf den «Fall» an. In seinem Artikel weist er darauf hin, dass Thomas Fischer mit zwei Schulhausprojekten in Uster und Winterthur für negative Schlagzeilen gesorgt hat. In beiden Städten konnte er sich in Wettbewerben durchsetzen. Beim Schulhaus Krämeracker in Uster kam man zum Schluss, dass sich das Projekt nicht realisieren liess und ein Back to Square One notwendig war. In Winterthur-Neuhegi einigte man sich einvernehmlich, dass es für das Projekt besser sei, wenn man ein anderes Team zusammenstellt.
 
Das Hochbaudepartement Zürich reagiert gelassen auf diese Hinweise. Man habe sich im Wissen um diese Vorgeschichten für das Projekt «Atelier im Park» entschieden. Offenbar ist die Verwaltung überzeugt, dass man die Bauprozesse im Griff hat und verlässt sich auf die langjährigen Erfahrungen mit Schulhausbauten und komplexen Bauprozessen. Auch Thomas Fischer zeigt sich optimistisch: Er realisiere das Projekt in Zürich mit dem gleichen Projektpartner, der in Winterthur-Neuhegi nun (ohne ihn) am Schulhausneubau beteiligt ist, verriet er dem Tages-Anzeiger.
 
Niemand gibt dem Architekten die Alleinschuld für das Scheitern der früheren Projekte, dies kommt auch im erwähnten Artikel klar zum Ausdruck. Thomas Fischer hat offenbar ein Talent für Schulhauswettbewerbe, auch ausserhalb des Kantons Zürich konnte er schon einen Sieg erringen. Der Artikel ist dennoch ein Warnschuss. Er deutet auf eine Verliererin hin: die viel gepriesene Wettbewerbskultur. Architekturwettbewerbe müssen so aufgegleist werden, dass die Realisierbarkeit des vom Beurteilungsgremium empfohlenen Projektes ausser Zweifel steht. Sollten sich auf dem Weg zum fertigen Bau ähnliche Pannen häufen, würden sich wohl Bauwillige vermehrt überlegen, ob sie zwischen Baukultur und Zuverlässigkeit entscheiden müssen. Die unvermeidbare Folge wäre eine Zunahme von Direktaufträgen an Unternehmen, die man für vertrauenswürdig hält.

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