Verspielte Villa

Daniela Meyer
15. Juni 2023
Kein klassisches Architekturmodell: Ein hölzerner Griff in Originalgrösse lädt zum Anfassen ein und bildet in Kombination mit Modellen unterschiedlichen Massstabs eine verspielte Skulptur. (Foto: © Loeliger Strub Architektur, 2023)

Zwischen den grünen Parkbäumen zieht ein neonroter Schriftzug die Aufmerksamkeit auf sich. Mit einem «Salut» begrüsst er die Besuchenden des Museums Bellpark in Kriens. Den Zürcherinnen und Zürchern dürfte die Leuchtschrift bekannt vorkommen. Sie ist auch über dem Eingang des «Salon» zu finden, einer Bar in Zürich-Wiedikon. Dies ist kein Zufall: Noch bis Mitte Juli zeigt das Museum die Ausstellung «Loeliger Strub Architektur Dichten». Das Hochhaus, in dessen Erdgeschoss sich die erwähnte Bar mit dem markanten Schriftzug befindet, stammt aus der Feder von Loeliger Strub Architektur. Wer die Arbeit des Studios kennt, entdeckt beim Gang durch die Ausstellung immer wieder bekannte Elemente. So fällt auf dem Schreibtisch im Arbeitsraum des Museums eine bunt gestreifte Mausmatte auf. Dasselbe Muster in Pink und Grün weist die Sonnenstore über dem Balkon im Obergeschoss auf. Dort erinnert der auffällige Stoff an die Markisen der Zürcher Wohnsiedlung Hardau II, für deren Farbkonzept ebenfalls Loeliger Strub Architektur verantwortlich ist.

Als Reminiszenz an das frühere Schlafzimmer wurde der zentrale Raum im Obergeschoss in ein dunkles Blau und Rot getüncht. Auch in den anderen Zimmern greift die Ausstellung die Vergangenheit des Museums als Wohnhaus auf. (Foto: © Loeliger Strub Architektur, Roxane Unterberger, 2023)

Mit solchen Analogien will die Ausstellung nicht etwa schwierige Rätsel aufgeben, die nur mit Vorkenntnissen zu lösen wären. Viel mehr zeigen die Beispiele, dass die Ausstellung einen spielerischen Zugang zum Werk des Zürcher Architekturbüros und zur Wohnarchitektur im Allgemeinen bietet. Die präsentierten Objekte treten in einen Dialog mit den Räumlichkeiten des Museums. Anstelle neutraler Ausstellungsflächen und klassischer Projektpräsentationen trifft man auf ein äusserst lebendiges Haus, das dazu einlädt, entdeckt zu werden. Mit einer Szenografie, die jedem Raum eine andere Atmosphäre verleiht, erinnert die Ausstellung an die Geschichte des Museums, das 1911 als Wohnhaus namens Villa Florida errichtet wurde. In den Zimmern finden sich kurze Texte über deren ursprüngliche Nutzung und die darin ausgestellten Werke. Wo früher gebadet wurde, bilden Duschvorhänge kleine Nischen für die Präsentation der Modelle; an den Wänden hängen Fotografien von Badezimmern verschiedener Wohnbauten. Im ehemaligen Kinderzimmer verschmelzen drei mit winzigen Möbeln ausgestattete Innenraummodelle zu einer raumgrossen Puppenstube ohne Dach.

«Loeliger Strub Architektur Dichten» ist die dritte Ausstellung der Reihe «Architektur der Gegenwart», die das Museum Bellpark 2021 lanciert hat. Dafür haben die Ausstellungsmacher*innen vorhandene Materialmuster, Arbeitsmodelle und originale Möbelstücke neu zusammengesetzt. Sie bespielen damit 14 Zimmer – einschliesslich der Räume, die üblicherweise nur den Angestellten des Museums zur Verfügung stehen. So können sich die Besuchenden in der Küche einen Kaffee zubereiten oder im Arbeitsraum an den Schreibtisch mit der bunt gemusterten Mausmatte setzen. In der ehemaligen Waschküche im Untergeschoss hängen Wettbewerbspläne an den Leinen. Wer sie genauer studieren will, bewegt sich gebückt von Reihe zu Reihe, als würden Leintücher im Raum zum Trocknen hängen.

Im ehemaligen Gästezimmer können sich die Besuchenden durch eine fiktive Stadtlandschaft bewegen und dabei die einzelnen Miniatur-Häuser auf Augenhöhe betrachten. (Foto: © Loeliger Strub Architektur, 2023)

Marc Loeliger und Barbara Strub machten bei der Vernissage keinen Hehl daraus, dass sie und ihr Team das Museum mit ihren Ideen herausgefordert haben. Da ein Wohnhaus eine Küche brauche, habe man eben gefragt, ob die Museumsküche genutzt werden dürfe. Nun können die Besuchenden dort nicht nur Bilder von Küchen neuer Wohnbauten betrachten, sondern auch einen Blick auf den Ferienplan der Museumsmitarbeitenden erhaschen. Die Museumsleitung zeigte sich offen für die stets neuen Einfälle, die zahlreiche Veränderungen im Haus mit sich brachten: Fehlende Flügeltüren wurden aus dem Depot geholt und in die Angeln gehoben, der zentrale Raum im Obergeschoss erhielt einen dunklen Anstrich. In einem ständigen Austausch zwischen den Architekturschaffenden und den beiden Kuratoren Gerold Kunz und Hilar Stadler entstand eine ungewohnt spielerische und lustvolle Ausstellung – zwei Merkmale, die auch die Architektur Loeliger Strubs auszeichnen.

Die Ausstellung «Loeliger Strub Architektur Dichten» im Museum Bellpark (Luzernerstrasse 21, 6011 Kriens) läuft noch bis zum 16. Juli 2023. Die Öffnungszeiten sind mittwochs bis freitags jeweils von 14 bis 17 Uhr und an Wochenenden von 11 bis 17 Uhr.

Vorgestelltes Projekt

TK Architekten

Revitalisierung Shopping Center «Serfontana»

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