Was lange währt

Jenny Keller
22. Mai 2014
Situation. Bild: UNDEND

Zehn Jahre wird es am Ende gedauert haben vom ersten Entwurf bis zur Fertigstellung der kommunalen Wohnsiedlung Rautistrasse: 2005 hat das Zürcher Architekturbüro UNDEND den ersten Preis des Wettbewerbs gewonnen. 2007 wurde die Baubewilligung erteilt, doch Einsprachen von Nachbarn – die am Ende vom Bundesgericht abgewiesen werden mussten – verzögerten den Baubeginn drastisch. Mitte September 2014 werden die ersten Bewohner einziehen und im Sommer 2015 sollen auch die Umgebungsarbeiten abgeschlossen sein. Insgesamt betrugen die Baukosten 53,7 Millionen Franken. Die Wohnungen  sind für Zürcher Verhältnisse zu einem günstigen, selbsttragenden Mietzins zu haben und waren schon vor Baubeginn begehrt.

Bilder der Musterwohnung der Siedlung Rautistrasse. Bild: Liegenschaftsverwaltung der Stadt Zürich

Die Musterwohnung ist nun erstellt und wurde gestern für die Vertreter der Medien geöffnet. Angesichts der sorgfältigen Details, der unkonventionellen, sehr wohnlichen und grosszügigen Grundrisse, die auch ungebaut Eingang in dieGrundrissfibel gefunden haben, wähnt man sich gar nicht in einer kommunalen Wohnsiedlung, im Gegenteil. Die Küche ist zwar auch eine offene Wohnküche wie sie scheinbar nicht mehr wegzudenken ist, doch bei näherem Betrachten handelt es sich um eine sorgfältige, sehr funktionale und ästhetische Schreinerlösung. Das Bad wird durch eine schlaue Massnahme via Küchenrückwand belichtet, und alle Fenster sind raumhoch, wobei die Fensterflügel um 90 Grad gedreht wurden und sich horizontal öffnen, beziehungsweise kippen lassen. Eine Loggia, oder bei geschlossenen Fernstern ein Wintergarten, vergrössert den Wohnraum.

Eigentlich ist die Siedlung Rautistrasse schon jetzt ein nachhaltiges Projekt, nicht weil sie im Standard Minergie-p-Eco erbaut worden ist, und sicher nicht, weil so viel Zeit, Geld und Nerven wegen der Rekurse investiert worden sind, sondern weil der gelungene (Ent)wurf von UNDEND auch zehn Jahre später sehr aktuell ist und sich vom nicht sehr innovativen Einheitsbrei neuer Wohnungsbauten erfrischend abhebt.

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