Wohlig weich

Inge Beckel
21. Januar 2016
Bild: #GibDirStoff.

Und nicht nur das. Dem Textilen wurde mitunter sogar die Nähe zu einem Bordell nachgesagt. So soll Ende der 1920er-Jahre Theo van Doesburg seinen Wiener Kollegen Josef Frank gerügt haben, weil das Interieur seines Musterhauses auf dem Weissenhof in Stuttgart zu «stoffig» war. Frank hatte auf dem Boden einen Teppich verlegt, er hatte Vorhänge vor die Fenster gehängt und zu allem Überdruss standen in seinem Wohnzimmer gepolsterte (!) Fauteuils. Die Autorin Nina Stritzler-Levine zitiert die Situation in einem Buch* wie folgt: «At the Weissenhofsiedlung in 1927, for example, Frank was among a group of architects maligned by Theo van Doesburg for creating ,femininely appointed‘ interiors. One critic was even more derogatory, describing Frank's interior as a ,brothel‘.»

Höchste Zeit also, das «Stoffliche» beziehungsweise Textile zu rehabilitieren. Was ja längst geschieht. Die vor kurzem gestartete Verbraucherkampagne #GibDirStoff will das Ganze aber noch beschleunigen. #GibDirStoff ist ein Zusammenschluss von über 50 Unternehmen der Heimtextilbranche. Gemeinsam haben sie sich das Ziel gesetzt, Heimtextilien vermehrt zum Gesprächsstoff zu machen und sie mit einem verjüngten Image zu positionieren.

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* Nina Stritzler-Levine, Three Visions of the Modern Home: Josef Frank, Le Corbusier, and Alvar Aalto, in: dies. (Hg.), Josef Frank, Architect and Designer. An Alternative Vision of the Modern Home, New York 1996, S. 16–29, hier 22.
 

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